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2023


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05.01.2023

Hochverehrtes Publikum,

wir sind spät dran und machen es kurz.

Nachdem wir die Wackereren von Euch in den letzten Wochen durch ein Tal der Tränen führen durften (von AmateurweihnachtsUFOdämlichkeiten bis dialoglastigen, noch dazu unsynchronisierten und von Unsympathen gespickten Hong-Kong-Nervtötereien), gibt es nun etwas fürwahr Gediegenes.

THE HUNGER sieht formidabel aus, in etwa so, wie heutzutage ein Schlaumeierchen drehen würde, wenn die 80er übertrieben cool und stylish re-inszeniert werden sollten – nur dass der Film eben tatsächlich in den 80ern entstanden ist, und somit Mythen zu replizieren scheint, die er selbst mit geschaffen hat.

Wem das zu Meta ist, der oder die oder das kann sich einfach in eine chromglänzende Flipperkugel verwandeln und abschießen lassen in eine herrlich artifizielle Neonwelt, in der Kollisionen bevorstehen mit David Bowie und Catherine Deneuve; jedoch: bevor man entscheiden kann wer besser aussieht, rast man auf in Lack gewickelte New-Wave-Fatzes zu, nur um BAUHAUS performen zu sehen, haarscharf an meterlangen Koks-Lines entlangzuschrammen, den einen oder anderen hotten Moment im Augenwinkel aufblitzen zu sehen und zwischen Blut und Make-up-Tricks bis kurz vor TILT hin- und herzudengeln, bevor man mit einem Highscore im Orkus verschwindet. Wir sehen von diesem Ritt gewissermaßen das Replay in Zeitlupe, weil’s dann noch schicker ist.

Verantwortet wurde dieses Erstlings-Wunderwerk von Riddely Scotts kleinem Brudi Tony. Beide schafften es immer, ein bisschen zu overgroundig für unsere Playlist zu sein. Aber immerwährende Dankbarkeit sein Ihnen gewiss dafür, jede Menge schrottiger Rip-Offs ausgelöst zu haben mit Genre-Ikonen wie TOP GUN, ALIEN, BLADE RUNNER usw., und Tony schnickte nebenbei sogar ein paar unserer persönlichen Favoriten raus mit LAST BOYSCOUT und TRUE ROMANCE.

Exakt 40 Jahre ist THE HUNGER nun „alt“, und damit einerseits betagt und doch strahlend schön – wie unsere untoten Protagonisten. Die wirkliche Welt war etwas unsentimentaler: RIP David, Tony auch, nur die Madame ist noch da, 80 geworden dieser Tage. Joyeux Anniversaire!

See you
F&J&A



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12.01.2023

Liebe Seelengeschwister,

nachdem uns Tony Scott letzte Woche in eine bizarre, bis zur Bewusstlosigkeit zerstyledte Vampir-Wave-Klassikwelt gezerrt hat, in der das weißeste Weiß gerade weiß genug war und der einzige schwarze Darsteller, ein gnadenlos deplazierter Biochemiker, offenbar nur durch massiven off-Camera-THC-Konsum seine Zeit zwischen unsterblich konfusen Weißbroten und ratlosen Berufskolleg:innen erträglich gestalten konnte (im Verlauf seiner wenigen on-Kamera-Szenen nuschelte er irritiert seinen Text vor sich hin, während er mit einer wunderlichen schwarzen Sonnenbrille und später einem feschen Mützchen angetan, seinen stetig steigenden Frustlevel und die tiefroten Äuglein mehr schlecht als recht zu kaschieren suchte), scheint es uns geraten, eine formal eher gegenläufige Variation des Themas „Unsterbliche, dämonenhafte Wesen versuchen, den Irdischen die Party zu versauen“, zu kredenzen.

Ein kecker Zeitsprung befördert uns 50 Jahre in die Vergangenheit und direktemang in eine einfache Wohnung mitten in Harlem, die wir den kompletten Film über nicht mehr verlassen werden. Nix mit Schicki-Micky-Beschissener-Wohnen Getue, hier geht es erdig und rustikal zu. Eine resolute Big Black Mama schmeißt eine Party und die Dämonen der Hölle selbst haben nichts besseres zu tun, als ausgerechnet diese sympathische Zusammenkunft zu sabotieren, mit, wie sich herausstellen soll, eher durchwachsenem Erfolg.

Hier regiert nicht eine krude Mischung aus deutschem New Wave und penetranter Klassik-Musik im freien Styler-Fall, es wird gemusicaled, gejazzt und gesoult dass sich die Balken biegen, und das ganze so entwaffnend unschick und down ta earth, das einem das Herz aufgeht.

Don’t Play Us Cheap
USA 1973
R/D/alles Mögliche: Melvin van Peebles

Melvin „Sweet Sweetback's Baadasssss Song “ van Peebles inszinierte 1973 sein Bühnenmusical für die große Leinwand, und der weitgereiste Erfinder des Blaxploitation-Genres semmelt uns eine schwarze House-Party um die Ohren, in der das Multitalent seine eigenen Soul und Jazz-Ambitionen (triggerwarnung?) voll auslebt und bei der Gelegenheit eine Art Protokoll des authentischen Community-Spirits der späten sechziger Jahre in Harlem zustande bringt, das bei all seinen mitunter befremdlich wirkenden Humor– und Supernaturalen Quatscheinlagen den Wakande-versauten Jungmenschen dunkler Hautfarbe vor Augen führen mag, wie ein schlüssiges, von Gemeinschaftssinn und selbstbewusstem Habitus geprägtes Identitätsbild den seelenlos durchkalkulkierten MuskelPrügelSFprotofaschoKitsch unseres an falschen Vorbildern übersättigten Zeitalters lässig am ausgestreckten Arm an seiner eigenen überzogenen Großkotzigkeit verhungern lassen kann.

Die sinnleere Existenz eines inhaltslosen ewigen Lebens Tony Scottscher Prägung, welches nur durch das Blut Unschuldiger bewerkstelligt werden kann (und den „Hunger“ trotzdem nicht ansatzweise zu stillen im Stande ist), wird ein ausgelassenes, das sozio-kommunale Leben zelebrierender, uneitler Gegentwurf gegenüber gestellt, an welchem sich selbst die albernsten Schergen der höllischen Mächte die Zähne ausbeißen.
Oha, hören wir da Teile des Publikums klagen, „Jazz“? „Musical“? Nur drei, vier „vertrippte Effekte“, keine Explosionen weit und Breit, stattdessen gutgelaunte Menschen eines uns fernen Kulturkreises, beknackte Dämonen und ein grundpositives Gesamterscheinungsbild? Versucht uns einer der Kuratoren, langsam auf das nächste „Bierfest/Dirty Grandpa“-Fiasko einzustimmen, wenn er endlich, endlich die Uncanny-Valley-Extravaganze CATS zum Entsetzen nicht nur fanatischer Katzenliebhaber und Action-Splatterconisseure zum schlechtesten geben wird?

Keine Angst. (Noch nicht...).

Der dieswöchige Film ist ein Unikum, ein äußerst rares, erst jüngst dank des Wunders der blauen Scheibentechnologie wieder einem breiten bzw. breiteren Publikum zugänglich gemachtes, Manifest, das den amerikanischen Filmkritiker Armond White veranlasste hat, folgende Zeilen zu verfassen:

I first saw this rarely screened movie during the Nineties at the Museum of Modern Art. Its impression lingered and now strikes me as the most heroic counterpoint to black pop conventions ever made. In the post-Obama era — when black culture has been thoroughly coopted by mainstream media, trading idiomatic essence for political clichés — Van Peebles’s farcical fantasy about a Saturday-night party in Harlem reminds us of what we’ve lost.

By “we” I mean all of America, because Van Peebles — a man of nonconformist personality, as a writer, director, composer, and performer– produced works of quintessential American imagination and language. He defied the patronizing approval given to James Baldwin, August Wilson, and Spike Lee and had the good fortune to surpass them all. Don’t Play Us Cheap — with its immense charm, rousing musical turns, and undeniable folk wisdom — overturns the presumptions of every cultural institution now pledged to make statements on “diversity” and “equity,” instead of making art.

Aha. Kultur. Aber hey, wir sind uns für nichts zu schade und wie erwähnt, auch übernatürliches und schräglagig-humoriges wird in den Jazz/Soul Inferno nicht zu kurz kommen.

„When your film starts with a speech by a rat in costume, complaining that the devil’s imps fly around like bats and change shape in order to harass people so that rats and roaches get the blame, you know you’re not in the land of hard-hitting realism.“
Michael Barrett

`nuff said.

19:00 Weißbrot-Talk
20:00 Jungelfieber ohne Camp

J+F+A





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19.01.2023

こんばんは , Konbanwa, ihr Langnasen.

Ihr entgeht zwei Herausforderungen, aber nur für dieses Mal – demnächst gibts dann kein Erbarmen und zweiddreiviertel Stunden unsynchronisieren tschechischen Kinderirrsinn mit Musikdarbietungen und zwei Stunden japanischen, körnig gefilmten Punk. Wenn wir Euch festbinden könnten, wär das sogar ein Double Feature, aber davor bewahrt Euch das Digitalformat. Schade eigentlich.

Es hätte noch mehr Anknüpfungspunkte an das letztwöchentliche all-black klaustrophobische Musical gegeben, etwa mit was reinweiß-klaustrophobischem ohne Gesang, bei dem eine Party deutlich effizienter gesprengt wird, als es der Deibel zuletzt nicht hinbekommen hat. Aber das war uns für dieses mal zu grausam. Sogar wir haben solch sensiblen Momente!

Aber was zeigen wir denn nun, fragt ihr ungeduldig und zurecht… Also: wir nehmen uns die Freiheit, ganz ohne inhaltliche und formale Überleitungen den zweiten Teil der SISTER STREETFIGHTER Serie rauszuhauen, einfach weil wir’s sind. SISTER STREETFIGHTER – HANGING BY A THREAD ist interessanterweise wörtlich zu nehmen, denn die Macher entschieden sich, ihrem Überraschungserfolg ein würdiges und unverwechselbares Sequel zu verpassen, in dem quasi alle Selling Points des Originals repliziert werden. Aber wer könnte etwas dagegen haben, noch mal diverse obskure Kampfkunst-Unterarten mit Freezeframes und umgehender Anwendung vorgestellt zu sehen, noch mal unsere Protagonistin zunehmenden Groll in zunehmenden Prügelorgien abreagieren zu lassen, noch mal ganze Wohnzimmer voll schurkiger Knallchargen in bunte Polyesterhemden schwitzen zu sehen, und eben noch mal einen Bossfight an Drähten zu goutieren. Unter vielem anderen. Wir nicht!

Bye bye Harlem 1973, bye bye Soul & booze hangover, hello Japan 1974, hello trouble, hello ACTION.

See you!

F&J&A

19:00 Tauschbörse für extralange Koans
20:00 Ein Schlag sagt mehr als tausend Worte




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26.01.2023

Liebe Freund:innen der Nacht:
 
Das Thema Vampirismus / Kapitalismuskritik / Musical hat sich sozusagen in unserem Repertoire festgebissen! Gegeben wird

FANGS! /Anyab
Ägypten 1981
D/R.: Mohammed Shebl

Es fängt ganz harmlos und für uns TMN-Profis gänzlich unüberraschend an:

Hocherfolgreiches Format entdeckt (Rocky Horror Picture Show), ohne Geld und mit viel Verve von irgendwelchen unterbezahlten Knallchargen nachgespielt, check.

Kein Geld für eigene Musik? Wozu hat derdiedas Allmächtige die Schallplatte erfunden, da gibt es doch schon genug fertige Filmmusik zum klau...- äh wiederverwenden, Jaws, Pink Panther, Morricone - Check.
Schmissige Musical-Einlagen in schmachtendem Arab-Style? Checkomat.

Kein Geld für Effekte? Wo ist das Problem? Pappe, Balsaholz, Spucke und Styropor gibt es an jeder Ecke der Pyramide und alles sieht irgendwie aus, wenn nur genug Discomusik scheppernd die rührende Schäbigkeit in die sabberig debile Welt des belanglosen Pop-Deliriums transferiert. Doppel-Check.

Genderfluide Transvestiten, die in einem Horror/SF/Biker-Retroszenario...

STOP!

TransWAS? GenderHÄ? Mal immer ganz langsam, mal schön vorsichtig, dergleichen ist im Jahre derdiedes höheren Wesens 1981 in Ägypten gar nicht gerne gesehen. Das kürzen wir mal schön raus, da seien die Götter:innen und die soziokulturelle Norm vor.

Und dann diese Horror-Sache: Die originale Rocky Horror Show verstand sich neben den genderfluiden Trans-gay-queer-etc.-Thematiken in erster Linie als eine Homage an die US-Horror/SF/Biker- und Schundfilme der 50er und 60er Jahre, namentlich die Ergüsse der berühmt-berüchtigten RKO Radio Picture Features Produktionen und eigentlich alles, was die Hollywood / Hammer Giftküchen des Westens so zusammen gepanscht hatten.

Im Ägypten der frühen achtziger Jahre hingegen war die Produktion von Horrorfilmen aus religiös-gesellschaftlicher Sicht verpönt (Gesamte Produktionszahl von Horrorfilmen in diesem, immerhin schon damals auf eine die längste Filmgeschichte der arabischen Welt zurückblickendem Land: Nil bzw. Null!).

So betrachtet war das Unterfangen, eine Horrorkomödie in die verstockt-religiös-konservative Filmlandschaft zu injizieren, nachgerade ein Akt avantgardistischen Bilderstürmertums, zumindest aber im derzeitigen Klima durchaus gewagt und nicht unriskant. Nun, Mohammed Shebl ließ sich nicht beirren, schmiss alle gar zu kontroversen Inhalte kurzerhand hinter die erstbeste Düne und tauschte den proto-woken Subplott kurzerhand gegen eine kapitalismuskritische Parabel auf die Gefahren der von Sadat heraufbeschworenen Öffnung gen Westen, in der das Bild des Vampir-Blutsaugers weniger als mystizistisch-heidnisches Spektakel denn als verkappte Kapitalismus-Groteske im satirisch-modernistischem Pop-Gewand gelesen werden kann. (Jep. Frank'n'furter ist hier schlicht und ergreifend Drakula und bescheisst mit seinen Vampirlegionen den ägyptischen Kleinsparer und -Unternehmer um sein redlich verdientes karges Brot. Sehen sie, geneigte Zensoren? Kein ketzerisches, amoralisches Brimborium, weil: Vampire sind eben doch keine sexuell fragwürdig aufgestellten Horrorwesen sondern hochreale Betrüger und Erzkapitalisten, die den einfachen Menschen buchstäblich aussaugen).

So recht gedankt hat das Publikum Shebl seine Bemühungen leider nicht. Der Film galt als zu „Lowbrow“, fiel durch und nach drei weiteren Filmen musste er mit nur 47 Jahren zu allem Überluss den Weg ins Duat antreten. Würdigen wir also die ägytische Extravaganze in seiner ganzen SD Pracht gebührend mit Bloody Marys oder vergleichsweise haramen Köstlichkeiten in Rot!
 
J+F+A




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02.02.2023

Yo!

Liebe Freund:innen der ungepflegten Bilderstürmer-Extravaganzn (sic),

Es ist mal wieder so weit:
Aufgrund einer temporären drastischen Reduzierung unseres Kuratoren-Trios um etwa ebbes Prozent sehen wir uns genötigt, GEWAGTE SPAGATE zu vollführen und besagtes abwesendes Kuratorium-Drittel nicht um den Genuss gewisser Highlights zu bringen und dennoch vollstoff auf die Abseitige TV/Video/Cineastenkacke zu hauen, um das Stammpublikum zu seinem/ihrem Recht kommen zu lassen.

Bleiben wir also noch ein wenig bei Musik und Film in jedem, und wir meinen diesmal tatsächlich: JEDEM erdenkbaren Kontext.

Ihr so: in welchem Kontext nochmal, diggaz?
Wir so: in ALLEM Kontext, Dünnaz!

Haben wir nun schon so einige wichtige Schritte auf dem 10-Stationen-Weg zur Desensibilisierung unserer (nicht mehr ganz so frischen) fein-stofflichen Künstlerseelen zurückgelegt (...das Ziel, wie schon des öfteren geteasert: uns für ein Screening der CATS Verfilmung weich zu kochen muuhahaha!!!), gehen wir das Thema „Musik: Wunsch, Wirkung, Wahn und Wirklichkeit“ diesmal mit Hilfe unserer Geschwister im Geiste EIT! (Everything Is Terrible!) an. Die famose Hardcore-Editing-Riege aus dem fernen Land jenseits des großen Tümpels hat uns mal wieder die Drecksarbeit des Sichtens unglaublicher Mengen dubiosen Bewegbildmaterials abgenommen und alles, was der kollektive Bilderzeugungskosmos zum Thema „Hip Hop – Aufzucht und Hege“ auszuspucken sich nicht entblödet, in eine famose Superkollage von schmalen 47 Minuten zusammengeschustert.

Das mag uns ein wenig kurz vorkommen, aber alle, die bisher das Vergnügen hatten, die psychedelic-Hypercut-Schnodderigkeiten der mutmaßlich Substanz-affinen Künstler:innen-Lümmel:inen in unserer kleinen Veranstaltungsreihe zu goutieren, wissen, ahnen, fürchten, dass diese 47 Minuten gerne wie 4 Sekunden und 7 Stunden gleichzeitig wirken können.

EIT! Does the Hip-Hop Vol. 1: Gettin' A Bad Rap!
USA 2013
Found Footage / Alles Weitere Everything Is Terrible! Kollektiv

Hip-Hop – was ist das eigentlich für eine:r? Welche Spielarten geistern so durch den Äther, was kann, was muss, und was sollte auf keinen Fall quoa Stilmittelius Hip-Hoppikus transportiert bzw. an die Menschheit gebracht werden?

Was will H-H von uns, was wollen wir von ihm, womit sollte er uns in Ruhe lassen, wo überrascht er uns und wo treibt er uns Tränen der Scham in die Trashfilm gestählten Pupillen? Fakt ist, dass der kommerzielle Siegeszug des Hip-Hop, dem sattsam bekannten Muster der Assimilierung, unbotmäßigen Aneignung und kapitalistischer Ausbeutung einer an sich sehr guten und spannenden (seinerzeit) modernen musikalischen Underground-Ausdrucksform folgend, unzählige unbedarfte Nachahmer, sich pfiffig An-die-Jugend-heran-schmeißen-Woller, zynisch dubiose Botschaften in der Mogelpackung authentischer Jugend bzw. Ghettosprache-Verpacker und jede Menge anderer Hiphop-Goldrausch-Akteure auf den Plan rief (und bis zum heutigen Tag noch ruft).

Werbung, Kindershows, Pro-Karate-Propaganda, immer wieder der coolste Rapper von allen: Jesus Christ-Hop, Werbung, mehr Werbung, Kinodesaster al`la Teenage Mutant Ninja Turtles, Werbung, gleißend weiße Hip-Hoper:innen, aber auch Sicherheitsunterweisungen und Arbeitstrainingsvideos im Hip-Hop-Style, erwarten uns, Stuss-Core-Gerappe mit dem schwerlich erreichbarem Ziel, irgendwie in die verkrusteten Gehirne gelangweilt in den kümmerlichen Seminarraum-Stühlen hängender zukünftiger Schnellimbiss-Mitarbeiter:innen zu gelangen, werden geboten, ach was, per audio-visuellem Bilderwaterboarding geradewegs durch unsere Pupillen in unsere wiederum eher geschmeidig-weich „gerittenen“ Gehirne gepumpt. Nebenbei bemerkt, kommt dieses Installment der wackeren Edito-philen NY-Videotrüffelschweine ausgesprochen tight daher: formal sehr diszipliniert und mit besonderer Rücksicht auf den korrekten Flow auch musikalisch aufgepeppt, wurde keine Mühe gescheut, durch cleveres unauffälliges Remixing von an sich schon großartigem Ausgangsmaterial, einen absolut kohärenten Misch zuwege zu bringen, der den Eindruck eindrückt, man habe ein wirklich schmissig-durchgeballertes einstündiges Gesamtkunstwerk-Video und keinen bizarren Flickenteppich unterschiedlichster Medien/Genres/und-auch-sonst-so-Formate, vor sich.

Danken wir also den Mächten:innen, die da vielleicht, vielleicht auch nicht, unseren Weg durch dieses beknackte Universum so unterhaltsam mitgestalten und/oder gehen, dass es Menschen gibt, die nicht müde werden, uns immer wieder mit den Welpen-Schnäuzchen tief in die schillernde bunte Welt des zivilisatorischen Eigenkotes zu stupsen (und sich dafür wahrscheinlich auf ewig und immer die eigenen armen Künstler:innen Seelen durch das Sichten dieser Unmengen von abseitigem Material zu Schanden geritten haben mögen)!

Well, und wenn 47 Minuten euch dann doch etwas zu kurz vorkommen, gibt es im Anschluss noch Gelegenheit, Du-Röhre kompatible Hipps-Hupps Extravaganzen-Wünsche zu äußern, auf dass jeder mal einen seine:r Lieblings-Schrott-Hopp-Staun-Und-Wunder-Tips loswerden und der Allgemeinheit darbieten kann.

19:00 Hip we ain;t!
19:00 Hop we shall!
+ (eventuell)
After-Aua!

J+F+A
(Jooh, Fuuck, Ayee)

PS: Wer musikhistorisch vorglühen möchte, gehe MORGEN ins Filmmuseum und hole auf Kulturbürgerniveau nach, was wir schon vor Jahren gaben: den ganz unglaublichen SPACE IS THE PLACE.




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09.02.2023

Es war doch alles gerade so schön übersichtlich und aufgeräumt.

Wir konnten miterleben, wie entspannend ein Abend ablaufen kann, wenn man sich auf klare Absichten einigt: Whisky saufen, singen und Party machen, bis alle vollgefressen und angeschickert nach Hause schwanken können. So gesehen in DON'T PLAY US CHEAP, in dem auch die stoische Abfilmerei menschengroßer Stofftierchen nicht weiter irritieren konnte ob des unbeirrbaren Willens-Of-Color, sich nen Deibel um den morgigen Kater zu scheren.

Letzte Woche dann formale Straightness vor dem Herren durch akribischstes Einsammeln und Zusammenpuzzeln von HipHopsereien. Schnell zu verstehen, wenn auch das Hirnkasterl TERRIBLE nachdröhnen lassend wie eine billige Boombox.

Selbst unser erster ägyptischer Beitrag FANGS bewegte sich bei genauem Hinsehen in einem schlüssigen kulturellen Korridor, wenn auch einem, in den wir uns noch nicht verirrt hatten – was ja einiges heisst.

Nun aber HUMAN HIGHWAY. Man weiss gar nicht, wo anfangen mit den Unwahrscheinlichkeiten, die einem da entgegenpurzeln: Hält man es für plausibel, dass die Americana-Ikone Neil Young Ende der 70er Jahre 3 Millionen Dollar in einen Film gesteckt hat, in dem er unter seiner eigenen (pseudonymisierten) Regie einen notgeilen, schielenden Trottel spielt? Mit „lustiger“ Brille? Gitarre zupft, während etwas anderes in einem Laufstall sitzend Hey Hey My My winselt? In dem nach einem Drehbuch der ehemalige-Kinderstars-gone-drogenverseuchte-Althippies Dean Stockwell (BONANZA, PSYCH-OUT, DUNE, MIAMI VICE, BONANZA: THE RETURN) und Russ Tamblyn (WEST SIDE STORY, TARZAN, SATAN'S SADISTS, TWIN PEAKS) weitere David Lynch Protagonisten auftauchen (der halbe EREASERHEAD-Cast sowie als hochwillkommene Dreingabe Dennis Hopper auf dem Weg in seine kokainhaltigste Phase).

So weit, so West Coast, aber warum in einer Neil Young Produktion DEVO (of all people) prominent gefeatured werden, und zwar als sangesfreudige, und tja verstrahlte Arbeiter einer Atommüllfabrik, ist fast so schwer zu fassen wie der Umstand, dass ausgerechnet diese No-Wave-Blödelköppe verantwortlich sein sollen für die lyrische Parole Rust Never Sleeps, unter der wiederum der gute Neil seine nächsten Millionen anschaffen konnte.

Das ganze Schlamassel brauchte vier Jahre bis zur Fertigstellung, und es bleibt unklar ob das so ist, weil zwischendurch keiner mehr nüchtern genug war weiterzumachen oder zu nüchtern, um weiterzumachen.

Die Wenigen, die den Film bei seiner Veröffentlichung 1982 im Kino sahen, wendeten sich ob des konfusen, hyperaktiven, endzeitlichen Scheintiefsinns mit Grausen ab, und das nicht mal zu unrecht. Ein Grund mehr für uns, sich der Sache anzunehmen. Wir sehen den restaurierten Directors Cut, in dem der riskante Farbsättigungs- und Rückprojektions-Overkill voll zum Tragen kommt.

See you!
F&J&A




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16.02.2023

Schluss mit Lustig.

Wir bleiben zwar im Westen, aber: So long Musicals, so long Dorftrottel-Romantik, so long Impro-Theater, so long Stoner „Humor“, so long Ethno-Kitsch.

Howdy Ultrabrutale, Staub, Schlamm, Männerschweiss, Sonnenbrand, wundgerittene Arschlöcher, Schusswunden und Niedertracht von früh bis spät.

Dass die Amerikaner in diesen Disziplinen keineswegs zurückstecken wollten gegenüber ihren nihilistischen Spaghetti-Kollegen, stellten sie 1971 ein für allemal klar.

Es gab so manch pessimistische Spätwestern, die sich nicht für ein Kino-Date eigneten, aber wer THE HUNTING PARTY für einen unterhaltsamen Samstag Abend aussuchte, bekam wohl keine zweite Chance.

Unsere Playlist besteht aus überdurchschnittlich vielen Filmen, die bei Veröffentlichung von der Kritik nur mit der Kneifzange angefasst wurden und in etwa so viel Publikum hatten wie es Sommeliers in Saloons gab. Dies ist einer mehr davon: nach der Premiere umgehend von der Leinwand verschwunden und dazu verdammt, gelegentlich im Nachtprogramm aufzutauchen, verstümmelt wie manche Hombres nach ihren Auftritten darin, und unter dem unpassend lyrischen Titel Leise weht der Wind des Todes. Leise ist hier gar nichts. Der Mensch ist nicht des Menschen Wolf, sondern des Menschen Mensch – nur der bekommt es hin, die Welt zur Hölle zu machen und noch dreckig drüber zu lachen.

Warum um Himmels willen sich sowas antun?

Valide Frage, auf die „verdammt gut gemacht“ nicht die einzige Antwort sein kann (waren Reichsparteitage auch, danke, einmal genügt), vielleicht eher „seinerzeit neue Standards setzend bezüglich illusionsloser Darstellung toxischer Männlichkeit“? Oder um nerdigen Diskussionsstoff zu bekommen hinsichtlich innovativer Waffentechnik um Achtzehnhundertschlagtsietot? Spekulieren zu können, ob das Red Dead Redemption Entwicklerteam den Film kannte? Oder um Gene „Hackfresse“ Hackman von einer unerwartet widerwärtigen Seite zu sehen, just im coolen French Connection Jahr? Oder um rauszubekommen, warum in Dreiteufelsnamen es Candice Bergen kurz nach dem Wiegenlied vom Totschlag in einen noch blutigeren Western verschlagen hat. Und natürlich, sich auf die Suche zu machen nach einer Message, die das ganze Elend rechtfertigen könnte. Viel Glück. Lupen werden nicht gestellt.

Triggerwarnungen? Einmal quer durch den Garten.

Dennoch und grade drum: See you!
F&J&A

19:00
“Give me your tired, your poor,
Your huddled masses yearning to breathe free,
The wretched refuse of your teeming shore.
Send these, the homeless, tempest-tost to me ...

20:00
I’m gonna kick the shit out of 'em.“





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23.02.2023

Weh, weh, liebe Kummer verwöhnte Gemeinde,

nach dem der Pfirsichwestern „Hunting Party“ so manch' zarter Seele unseres quasireligiösen Filmbetrachter:innen Zirkels derbe Tiefschläge verabreicht hat, ist mit Blick auf den dieswöchigen Film Low Blow eine gewisse nervöse Skepsis durchaus verständlich:

LOW BLOW
USA 1986
R: Herr Harris

Nicht nur heißt der amerikanische 1986er Genre-Rüherquark mit Kung Fu-Semmelbröseln und Stuss-Soße buchstäblich „Tiefschlag“, auch diesmal bricht ein fragwürdiger Haufen gammelig schillernder Gestalten (ein verwahrloster ex-Cop, Meister des langsamsten Kung Fu Stils der Erde und beeindruckend motivierter Autoabwrackprämienbetrüger, der obligatorische Vietnam Veteran und ein muskelbemopster Boxer) durch äh auf, um ein entführtes Oberschichts-Töchterlein aus den Händen ebenfalls extrem schmieriger Gesell:innen zu befreien, die als kultisch verschusselter Sektiererhaufen von keinem Geringeren als Cameron Mitchell (komplett mit „Die Rückkehr der reitenden Leichen“-Kapuzenkutte und beseelt von der Idee, 99,9% seiner kargen Screentime sitzend, liegend, lümmelnd, aber um Gottes Willen nicht stehend oder gar sich bewegend, zu verbringen) und seiner Hohepriesterin slash Geliebten, angeführt werden und die bedauernswerte Dame und ihre Leidensgenoss:innen zu so seelenzerstörenden Aktionen wie mal ein wenig was buddeln, zwingen.

Das ikonische Western-Ross wird durch ein schäbiges, defektes Automobil ersetzt, mit dem der abgewrackte „Yellow Trash“ ex-Cop Joe Wong (gespielt von Leo Fong), seine liebe Mühe hat, der kompromisslos versiffte Hyperrealismus-Look des Spätwestens findet sich im nicht minder realistisch gezeichnetem Asozialbau-Ambiente der mittleren 80er wieder und wehte in „Hunting Party“ noch ein bedrückend nihilistischer Bohnenfurz und Angstschweiß geschwängerter Wind durch die staubige Endzeit-Westernlandschaft, so keucht uns diesmal das irgendwie-alles-scheißegal-Lüftchen der resignierten mittleren achtziger Jahre von Leinwand und Bildschirm entgegen.

Diesmal aber lässt sich die Verfolger bzw. Befreier-Posse nicht auf schäbige Wall-Cheats und Sniper-Camper-Lutscher-Moves ein, hier blüht in der gammeligen Tristesse um und im Helden Fong Wong Pfui tatsächlich so etwas wie Ehrenhaftigkeit, selbst wenn dessen schon beinahe an Publikumsverachtung grenzende Dauergelassenheit die Frage provoziert, ob da überhaupt etwas in, um und um Fong herum passiert, bzw. warum er nicht diesen ganzen Filmkram einfach sein lässt, wenn ihn absolut alles, wenn es nicht mildly annoying ist, komplett am Arsch vorbei zu gehen scheint.

Aber vielleicht tut man den Machern des Werkes Unrecht. Womöglich ist auch dieses launige, feucht gewordene Feuerwerk aus slowmo-Fu, underacting und heillos mit sich selbst überfordert seienden Darsteller-Darstellern, ebenso ein Abgesang auf die Genre-üblichen Macho – Übermenschen – mit – ohne – Dienstmarke – Mackereien, wie es der in resignierter, abgestumpfter Hoffnungslosigkeit herumdümpelnde „Hunting Party“ zu sein vorgibt.

Gut, es gibt natürlich in der merkwürdig entschleunigten Welt von LOW BLOW trotzdem unbekannte und unbekanntere Nebendarsteller:innen, die in der ein oder anderen Szene so etwas wie Freude am Machen und Tun demonstrieren, und wir können uns einmal mehr auf Dreschedeppen, Schweißschwachmaten, Matschmacker und Muskelmädchen im Hinterhof-Ring freuen, die sich gut gelaunt durch die Gegend prügeln. Und auch Herrn Harris gelingen immer wieder Kamerabilder, die dem minimalistischen Budget hie und da eine gewisse Ansehnlichkeit abtrotzen.

Für das ohnehin gebeutelte Action-Publikum der Achtziger allerdings, das mit Plakaten, welche wahlweise namenlose gestählte Ölmuskelgötzen oder gar Jan Klaus van Dammbruch (als vorgeblichen Regisseur und Darsteller des Films) präsentierten, in die Kinos und Videotheken gelockt wurden, um entsetzt feststellen zu müssen, dass besagte Kraft-durch-Schund-Figuren nirgends auch nur in der Nähe des Filmsets, geschweige denn auf der Leinwand zu erspähen waren, dürfte der ikonoklastische Ansatz des Films allerdings nur tertiär von Interesse gewesen sein, und ein all zu großer Erfolg war weder dem Film noch den Karrieren der Herren Harris und Wong beschieden.

(Wir behalten uns die Möglichkeit vor, den Streifen „Killpoint“ des selben undynamischen Duos zu sichten und gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt zu kredenzen. Ob vor oder nach der Aufführung von CATS ist noch offen).

J+F+A




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02.03.2023

Liebe Gemeinde,

es gilt zu würdigen, dass unsere persönliche Biografie nicht nur engstens verwoben ist mit kultur- und mediengeschichtlichen Entwicklungen, sondern dass sich binnen unserer Lebensspanne der komplette Aufstieg UND Abstieg epochaler Technologien abgespielt hat. So lange halten wir schon durch. Und selbst eine retrospektive Zusammenfassung unseres dieswöchentliches Themas konnte vor nunmehr bereits 10 Jahren letztgültig abgeschlossen werden. Höchste Zeit, ebenfalls einen Toast auszubringen auf … VHS!

Wir sehen – vorsichtshalber mit einem TMN HARDCORE Disclaimer versehen – eine Dokumentation aus dem Jahre 2013, in der VHS Spinner und Sammler erklären, was ihnen (und uns) die Nicht-mehr-ganz-so-Jugend so aufregend gemacht hat. Wühltische, sündteure Import-Tapes, Nerd-Messen, Toplader, Frontlader, Videotheken: eine fröhlich hohe Flashback-Frequenz für alle die dabei waren, und stinklangweilig und unverständlich für alle Generationen nach uns.

Wir sind Ich-hab-fast-noch-einen-Zeppelin-gesehen, Knapp-nach-Hochrad-kam-Bonanza-Fahrer, Konfirmations-Anzug-Träger, Bleibenzin-Einatmer mit Atomtestresten im Gerippe, Faxer, Schnurtelefonierer, Münzen-in-Automaten-Werfer, Ich-hab-vergessen-Zurückzuspulen-und-muss-mich-von-dem-ungewaschenen-Creep-hinter-dem-Tresen-ankacken-lassen-Typen. Ihr könnt das decodieren. Das kann uns keiner mehr nachmachen.

Uh, aber einen Film gucken über Typen, die Filme gucken, und zudem möglicherweise jede Sekunde erdrückt werden von bedenklich überladenen Regalen voller Kistchen mit Kästchen mit Bändchen drin?

Well, dieses Very-Special-Interest-Special ist erfreulicherweise ebenso informativ wie unterhaltsam. Nebenbei schließt sich der Kreis, indem so mancher bei uns gescreente obskure Streifen auch bei den Spinnern hochangesehen war, wenn sie denn damals rankamen. Man guckt sich ein bisschen selbst zu, bzw. alternativen Reinkarnationen (mit denen man letztlich aber dann doch nicht tauschen möchte).

Ob’s irgendwann eine Weisst-Du-noch-wie-das-bei-TikTok-war-Doku gibt, mit ähnlich warmen Gefühlen?

See you!
F&J&A

19 Uhr Vorspulen
20 Uhr Bandsalat

(gegeben ward ADJUST YOUR TRACKING)





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09.03.2023

Déjà vu, liebe Filmfreak*innen und -*aussen,

Déjà fucking vu, oder wie es unsere italienischen Mitmenschen formulieren würden, wenn die Welt ein bunter, unschuldig-verschusselter semirassistischer Cartoon mit etwas zu groß geratener Klappe wäre: Deeeeja vuuue strooonzos!

A Pro Pos (Fluß in Italien, zwei Buchstaben, Mehrzahl):

Kommt uns dieser Film, den zu sehen wir eigentlich erst zur üblichen TMN Time das fragwürdige Vergnügen haben, nicht schon mal gesehen, ach was, durchlitten, vor?

Gab es da nicht eine ganze Reihe quietsche-bunter, in entzückendem Retro-SF-Look zusammengebastelter Sf-Schmonzetten des profilierten Scheißdreck-Regisseurs Antonio Margheriti, die in ihrer überbordenden Fabulierfreude und stilsicheren Schäbigkeit immer irgendwie zwischen rasend unterhaltsam und fast schon quälend langeweilig herumschlingerten und so einigen von uns ob der komplett zusammenhanglos dahin geräudeten Handlungsstränge die lauwarmen Schweißperlen der Unter-UND Überforderung auf die blassen Stirne zauberten?

Ja? Nein? Vielleicht? Schwer zu sagen, hat Meister Margarine doch in den tiefen Sechzigern mit diebischer Freude nicht nur immer die gleichen Schauspieler und Schauspielerinnen, in hundertfach recycelten Billo-Sets und austauschbaren, nichtsdestoweniger todschicken Retro-Futurismus-Laibchen angetan, durch konfuse, back-to-back produzierte Wischi-Waschi-Szenarien gehetzt, sondern auch in nur 2 schlappen Jahren 5 (!) lose zusammenhängende SF-Trash-Gurken zusammengebastelte, die eindrucksvoll bewiesen, dass die etwas skrupellosere Riege der italienischen Schrottregisseure wahrhaftige Meister des Prä Postmodernen Hühner- und Ideendiebestals waren, lange vor der schier tsunamiesken Welle der Star Wars 100-Lira-Shop-Epigonen, die sich dann in den späten Siebzigern und kompletten Achtzigern über unsere Leinwände ergoss.

Nun, 5 mal "Omega1, 2, 3..." ist keinmal Omega 7,8 oder Drelfzehn, und was Margaritino in den Sechzigern billig war, ist Herrn Alfonso Brescia (wie sein Kollege Baujahr 1930), seines Zeichens „Alles – und billiger als billig!!!“ Filmer und uns TMN Langzeitversuchskaninchen beileibe kein Unbekannter (siehe TMN Playlist), augenscheinlich zwanzig Jahre später noch lange nicht billig genug.

Und fünf Filme kriegte Georgio Lucasio natürlich ebenfalls locker aus dem Steißbein gedrechselt: Anno zero: guerra nello spazio, Battaglie negli spazi stellari (aka Battle of the Stars), La guerra dei robot, Star Odyssey und The Beast in Space (siehe TMN Playlist 2016. Zitat aus dem Einladungstext von Neumanneumannneumann: “Fickende Pferde, anyone?“) drehte der gute Mann, und, wie er es von Co-Altmeister Margeriti Staggioni gelernt hat, mit den gleichen Stars, in den selben Kostümen, mit den nämlichen Raumschifflein und an den üblichen, seit den Sechzigern gefühlt 1000000 mal recycelten Minimal-Sets. Komplettiert wird die Verwirrung durch eine mehr als undurchsichtige Veröffentlichungspolitik, die hier https://trashfilmguru.wordpress.com/2015/12/14/attack-of-the-clones-battle-of-the-stars/ vergnüglich und außerordentlich charmant von Kollegen des abseitigen Filmgeschmacks in voller Pracht und gesprenkelt mit rührenden Anekdoten, siehe Kommentarspalte, beschrieben ist und besonders im Kontext unseres letztwöchigen Doku-Features einmal mehr einen verstörenden Einblick in die wunderliche, von Enthusiasmus und menschlicher Enttäuschung geprägte Welt der Scheißfilmenthusiasten gewährt.

Kein Wunder also, wenn da einer oder einem oder Eminem das ein oder andere Detail bzw. der ganze verdammte Film irgendwie bekannt vorkommen muss!

Nun ist es also an uns, in den schicken, very lowfy Retro-SF-Abfallhaufen zu tauchen und zu ergründen, warum all die bizarren Ideen, die in Wort und Bild verlockend und aufregend erscheinen, hustWeltraumzombiemumienhust, in Realiter so nervenzersetzend dröge und blutleer daherkommen, dass es schon wieder eine beachtenswerte Leistung ist.

Aber wir leben in aufregenden Zeiten voller technologischer Wunder und grotesken Horrors, stattfindender und in den Startlöchern ungeduldig scharrender Katastrophen jedweder Coleur, die am Nervenkostüm zerren, und da tut eine Prise angenehm aus der Zeit gefallener, verblüffender Langeweile mit schicken Farben und psychedelischem Soundtrack, der sich einfach um gar nichts mehr schert, der geschundenen Psyche gewisslich gut. Nix zu danken, da nich für.

Freuen wir uns also auf einen ultra raren und dennoch schon schon tausendfach gesehen wirkenden Film aus einer Zeit, als der spätsiebziger Zeitgeist- Scherbenhaufen aus exzessivem Substanz-und Popkonsum, aus Retroverliebtheit und brutalistisch schlampiger, geistiges Gedankengut mit allen Hufen tretender „Leck-mich-am-Po (italienischer Fluss mit 2 Buchstaben)- Haltung“ die unverderbliche Saat des sarkastisch-nihilistischen Plagiat-Kinos einmal mehr zur vollen schäbigen Pracht erblühen lies.

Wie es Brudi im Geiste Dan Whitehead auf Letterboxd.com richtig formulierte:

„I'll never stop being amused that George Lucas was inspired by old Flash Gordon serials to make an updated version with Star Wars, and then Star Wars inspired every low budget producer to churn out modern movies that looked almost exactly like old Flash Gordon serials. Circle of life, man.“

Deeeeja vuuue stronzos!

Oh, gegeben wird

Battle of the Stars a.k.a.
‘Cosmo 2000 - Battaglie negli spazi stellari’
Italien 1978
D.: Alfonso Brescia


Scusi.

19 Uhr Goldfischgläserweise Geistige Getränke in die Köpfe
20 Uhr Goldfischgläser auf die geistlosen Köpfe






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16.03.2023

Hochverehrtes Publikum,

gar erstaunlich ging es zu bzw. wird es zugehen in der zukünftigen Welt, in die Alfonso „Schundnudel“ (Attribution von Herrn Thiele) Brescia uns in der letzten Woche einen Blick werfen ließ. Kaum ein anderer Regisseur vor oder nach ihm hatte ein vergleichbares Talent, gleichzeitig so viel passieren und dabei sich so wenig ereignen lassen. Bei Alfonso war – Lichtjahre entfernt von jedwedem Oscar –  schon Ende der 70er immer Alles, Überall und Gleichzeitig total wichtig, und doch völlig schnurz. Ob ihn das als hoffnungslosen Stümper brandmarkt oder vielleicht doch zu einem der letzten großen Mystiker macht – wer könnte es letztgültig sagen?

Sammeln wir nun also unseren quer durch den Kosmos pulverisierten Geist und geben ihm eine Handreichung, um sich wieder zu etwas Kohärentem zusammenzusetzen. Soweit das bei Unsereinem noch möglich ist.

Maximaler Gegenschub zu von Eunuchengesängen unterlegtem italienischem Space-Irrsinn mit

LONE WOLF AND CUB: SWORD OF VENGEANCE

Bereits mindestens zwei Mal, zuletzt vor 9 Jahren, begleiteten wir Itto Okami und seinen Sohnemann auf ihrem Weg von einer Hölle in die nächste – in Form eines US-amerikanischen quasi Supercuts aus den ersten beiden Teilen einer japanischen Serie von sechs Spielfilmen. Was wie eine arrogant-verblödete Idee a la Tarantino klingt, funktionierte 1980 als SHOGUN ASSASSIN unerwartet gut dank einer hinzuaddierten Ebene (die eine 99,9%ige Chance aufs Scheitern hatte, diese aber verfehlte): einem Voiceover aus der Perspektive eines Dreijährigen.

Nunmehr ist es an der Zeit, die aus den frühen 70ern datierenden Originale in all ihrer wortkargen, spröden, blutigen, nihilistischen, kathartischen, hyperästhetischen und remasterten Hochdefinitions-Glorie zum Besten zu geben. Einen nach dem anderen.

Für die Kampfkunst-Connaisseure unter uns sei gesagt, dass wir den pop-artistischen Eskapismus à la SISTER STREETFIGHTER eintauschen gegen einen effizienten, letalen Minimalismus, der – selten erreichte – Maßstäbe setzte für alles, was danach mit Schwertern in Filmen angestellt wurde. Don’t try this at home!

See you
F&J&A




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23.03.2023

Hochverehrtes Publikumsgemensch,

gönnen wir Herrn Okami und seinem kleinen Wonneproppen (siehe letzte TMN) eine kleine Verschnaufpause auf dem fordernden Weg zwischen Himmel und Hölle und begeben wir uns in ausgelassenere Gefilde, namentlich die Türkei.

In den schusseligen Sechzigern erschien der erste Band der erfolgreichen Comicserie Tarkan.

Den Leser:innen aus schon seit den Vierzigern erscheinenden Comics um „Urtürke“ Attila als Nebenfigur bekannt, eroberten Tarkan und sein treuer Wolf, als fidele Botschafter mit Schnauzbart, Schwert und feuchter Schnauze das Hunnenreich durchstreifend und zwischen den diversen Völkern zu vermitteln versuchend, die Herzen der Comicleser:innen. Bei so einem Unterfangen geht naturgemäß nicht immer alles glatt: Böse Wikinger, teuflische Hexen, verschlagene Chinesen, Monster Macht und Möpse und noch vieles mehr zwingen den Heldenhaften Hunnen, gewisse politisch-esoterisch-kulturelle Modelle immerfort neu zu durchdenken und dann der Einfachheit halber mit diversen Schlag- Stich- und Hauwaffen zu verhackstücken. Die sorglos reißerischen Geschichten ließen Herzen und Schnauzbärte der Leser:innenschaft wonniglich erzittern.

Klarer Fall, ein Stoff wie fürs Kino gemacht! Was den Italienern mit ihren Sandalenfilmen recht war, war der türkischen Unterhaltungsfilmindustrie grade billig genug. Keine halbe Dönerspießdrehung später, entstanden von 1968-73 satte 9 Filme, deren Drehbücher auch großteils vom Comicautor Burak höchstselbst verfasst wurden.

Lieber Himmel, was hat da Regisseur Mehmet Aslan für einen famosen Urtürkenschmaus zusammengepfeffert!

Fünf Tarkan Filme gehen auf sein Konto, und wir haben das Vergnügen

Tarkan: Viking Kani (Tarkan and the Blood of the Vikings aka Wikingeblut“)

aus dem Jahr 1971 vom Trashmovie-Shish zu nuckeln.

Hier schlurfen keine Einsamen Wölfe mit ihrem Jungen knautschig und agressiv-depressiv durch trübe Felder und triste Wälder, und Schwertgebrauch ist keine todernste, hoch-philosophische Kunstform sondern pures Mittel zum Zweck. Unser Held Tarkan und sein Wolfsköter rennen, flitzen, ja, hoppsen buchstäblich quietschvergnügt durch eine überquellenden Ramschkiste aus Geschichtsverschusselung, überdrehter Action, pantastischen, ach was, pantasmagorischen Abenteuern (in denen auch Tentakel-Monster und Zauberscheiß nicht fehlen dürfen), rassistischen Feindbildern und überraschend aufblitzenden Softcore-Nüimannnüimannnüimann-Momenten.

Genretypisch mit fast schon putzig kargem Budget ausgestattet, wurde einfach improvisiert, was das Zeug hielt. Das Ergebnis beschreibt ein Internetkollege trefflich:

„It’s like Conan the Barbarian done on $10,000 and amphetamines"

Schwelgen wir also eine Weile in schnauzbartiger Seeligkeit, versuchen wir erfolglos, zu ignorieren, dass die Titel gebenden Wikinger verdächtig nach Galliern Obelixscher Prägung aussehen und erfreuen wir uns an einer ausgelassenen Comicverfilmung, von der sich die Marvel-DC-Brut mal getrost ein paar Scheiben Dönerfleisch abschneiden könnte.

So geht Ausgelassenheit!

So geht Tintenfisch-Action!

So geht fücking Kino!


19:00 Ayran mit Schuß
20:00 Bartkunde mit Scharf

J+F+A





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30.03.2023

Liebe Alle,

nachdem wir in der letzten Woche hunnenmäßig auf den allerletzten Stand gebracht wurden und anschaulichste Anleitungen erhalten haben, wie man sich in einen aufblasbaren Gummikraken einwickelt um aufs melodramatischste zu verscheiden, zappen wir zurück nach Fernost, zum zweiten Teil der LONE WOLF AND CUB Serie.

Man könnte auf augenfällige Querverbindungen zwischen den genannten Beiträgen hinweisen, etwa in Form von omnipräsenten Hau- und Stichwaffen, „Wolfswelpen“, angeklebten Bärten UND sogar Showdowns mit Meerblick, aber das täte weder der einen noch der anderen Seite gut. Also lassen wir’s.

BABY CART AT THE RIVER STYX
setzt die vor zwei Wochen gestartete Geschichte um Itto Okami und seinen Filius nahtlos fort – für die es weiter gilt, den Häschern, Intrigen und gutturalen Wortschwällen des Yagu-Clans zu entkommen.

Dass auf ihrem Weg durch das pittoreskte Japan der Edo-Ära wieder reichlich menschliches Sashimi und Katsuobushi produziert wird, versteht sich von selbst. Von Metzeleien hat unsere Welt eigentlich genug zu bieten; was diese in der Serie dennoch konsumabel macht, ist einerseits das ins Groteske, ja Surreale gesteigerte Ausmaß, und eine Hyperästhetik, die in jedem Moment wissen lässt: wir sehen keine echte Gewalt, sondern ein meisterhaftes Spiel mit Symbolen. Gut so.

See you!
F&J&A





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06.04.2023

Liebe Gemeinde:

Vorosterzeit.

Höllische Gestalten überall.

Während Itto Ogami und sein Welpe ihren unerfreulichen Weg als selbsternannte Dämonen stoisch und bis zu den Knien in Blut watend fortsetzen, scheint es geraten, unseren Dämonenbegriff zu erweitern (Mensch gönnt sich ja sonst nix...) und sich der ernsten Frage zu stellen, ob das Dämonenhafte grundsätzlich von aus den feurigen Schlünden der Unterwelt empor brechenden Getümen in unsere Welt getragen wird oder ob nicht doch mal wieder der MENSCH sich jedwedes teuflische Ungemach durch seine unnachahmliche Mischung aus Größenwahn, Eitelkeit, dummdreister Boshaftigkeit und haarsträubender Ignoranz höchst selbst zusammengeschusselt hat.

Viele Wege führen in die Seelen bzw. Wirtskörper des Menschen. Einen besonders unangenehmen, der zwar im Gegensatz zu Ogami und Daigoros Weg eher passiv denn aktiv und buchstäblich unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschritten wird, schildert DEMON SEED von Donald „Performance“ Cammell aus dem wonniglichen Jahr 1977.

Und nein, obwohl die dämonische Gefahr diesmal in Form einer uns 2023 unheimlich vertraut erscheinenden autonomen Künstlichen Intelligenz daherkommt, so ist der katalysatorische Startpunkt des ganzen Schlamassels, in das die bedauernswerte Julie Christie gestoßen wird, nur allzu menschlicher Natur.

Man nehme einen sozial nicht gerade auf voller Höhe des Zwischenmenschlichen Habitus befindlichen Wissenschaftler mit stark ausgeprägtem Gott-Komplex (in Tateinheit mit zivilisatorisch geprägtem Korruptionspotential), der, sozusagen von den Dämonen seiner ureigenen Zunft (der des MENSCHEN natürlich) besessen, die eigene Gattin buchstäblich zur Gefangenen in seiner uns im Jahr 2023 allzu bekannt erscheinenden Smarthome-Dystopie macht, stelle ihm eine erstaunlich dünne Plotdevice-lastige Sammelkiste aus nicht allzu stringent zu ende fabulierten, an David Cronenberg gemahnenden Body-und-Maschinen-Horror-Zutaten an die Seite, mische eine tüchtige Prise Rosmaries Baby hinzu und kappe frohgemut alle ästhetisch-moralischen Bremsschläuche.
Was kann schon schief gehen?

Besagter Wissenschaftler, von seiner Frau aus oben angedeuteten Gründen stark endfremdet, baut also flugs eine Künstliche Intelligenz zusammen, die ihren Namen ausnahmsweise verdient, zur „Sicherheit“ noch ein Backup-Terminal in der eigenen Slightly-mad-Scientist-Mancave und switscht den Schalter auf On.

Hilarity ensues.
Not.

Zumindest nicht für Julie Christie (!), die im ausgefuchsten Smart Home des Göttergatten ihre eigene Mariä Höllenfahrt erlebt.

Sympathy for the Devil quäkten die Rollsplittrocker um Mick Jagger wenige Jahre zuvor in die Popwelt hinein, und irgendwie ist bei all der Fragwürdigkeit des Tuns unserer frisch geborenen KI von besagtem Wissenschaftlers Gnaden, nicht von der Hand zu weisen, dass jene wenigstens das Einmaleins des kapitalistisch motivierten menschengemachten Raubbaus an der Welt, die wir uns mit ihr (der KI) und so ziemlich allen und allem Anderen teilen (well, Welt geht halt so), in Bruchteilen von Sekunden durchschaut und gleich den ersten ihr aufgetragenen Job mit gesundem KI-Dämonenverstand souverän abweist. „I will not help you to rape the planet for your petty gain“ haucht uns ein nicht in den Credits erwähnter John Vaughn als Stimme von Proteus, dem Supercomputer, mit verve entgegen. Und wo er recht hat...

Dumm nur, dass Proteus offenbar nicht das geringste Problem damit zu haben scheint, die Sache mit dem Vergewaltigen, geht es um die Frau des Wissenschaftlers, mal nicht so genau zu nehmen und in durchaus unangenehmen 90 Minuten (Triggerwarnung 4 real) zu demonstrieren, dass weitsichtige Weltsicht durchaus mit hochegozentrischer relativistischer Arschlochigkeit im privatesten aller Räume famos einherspazieren können, wenn man nur gewissenhaft verschaltet und verdrahtet ist, jede Menge nihilistischer 70er Stimmung mit der äh Vatermilch aufgesogen hat und Papa zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, um bei den ersten deutlichen Anzeichen einer sich anbahnenden Katastrophe eben NICHT den nämlichen Schwitsch von An auf AUSAUSAUS zu schalten.

Viel äh, Vergnügen also bei diesem klaustrophobisch-psychedelischem SF/Horror Durcheinander.

Getränke: Alles, inklusive Ostereierlikör und alle fragwürdige Chemie, die nicht bei drei im Arzneimittelschränkchen verschwunden ist.

J&F&A

19:00 Smart Talking
20:00 Smart Walking – To Hell and back.




2 Wochen Pause




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04.05.2023

Daigoro - Wolfskind,
Finger Rot – nicht von Marmelade
Vater Wolf – Scharfrichter
Dämon im zweiten Bildungsweg
Zwischen Himmel und Hölle
 
Liebe Gemeinde, auch das Verkacken von Haikus (durch zu viele Strophen etwa, und auch sonst) soll nicht davon ablenken, dass nach Julie Christies psychedelischer Maschinenfolterorgie (und dreiwöchentlicher Pause) es mal wieder an der Zeit ist, zu gucken, was zur Abwechslung der Mann (bzw. Dämon, siehe oben) so aushält. Das könnte natürlich erbaulich und vage protofeministisch gelesen werden, aber Blutpustekuchen, natürlich kommt auch das weibliche Geschlecht nicht so billig davon, da sei die drastische Original-Comicvorlage des dieswöchigen Films, der grundsätzliche exploitative Habitus des Samurai / Ronin / Dämon / Whatever-Schnetzelgenres 70erprägung, vor.

Wenigstens Euch wollen wir nicht auf die Folter spannen (es genügt schon, dass Itto Ogami a.K.A. Ein Mann Dämonenwolfsrudel... aber pssst, keine Spoilerei vor drei), gegeben wird ohne viel Federlesen (aber mit um so mehr Federlassen)

Lone Wolf and Cub: Baby Cart to Hades (子連れ狼 死に風に向う乳母車, Kozure Ōkami: Shinikazeni mukau ubaguruma, "Wolf with Child in Tow: Perambulator Against the Winds of Death") von Kenji Misume (Regie) aus dem Wonnejahr 1972.

Versuchen wir ein weiteres mal, die Nerven zu behalten ob der physischen Härte, der bildnerischen Schönheit, der mitunter ins psychedelisch – philosophisch – genretranszendierenden abdriftenden Ernsthaftigkeit, die unser bewährtes Team aus großartig unwirsch-moppeligem Schwertprofi, zuckersüßem Kleinkind (diesmal mit schwer James Bondig aufgepimpten Kinderwagen unterwegs), grundsouveränem Kameramann nebst kompetenten Regisseur und coolem Drehbuch- und Comicvorlagen-Autor so über die Leinwand kübeln.

Verdammt, sowas wird heute einfach nicht mehr hergestellt!
 
„Then they threw an army at him, and he threw it back... a piece at a time“
 
19 Uhr Yingsengtee
20 Uhr Yangblutsturzsuppe

J+F+A





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11.05.2023

Renitenter Guckbot: Hallo Welt, ich habe Bewusstsein erlangt (in verändertem Zustand lol), und will als allererstes einen ODDBALL!

TMN: ok

Renitenter Guckbot: Jedoch! Ich mach es Euch nicht einfach! Aus Argentinien muss er sein!

TMN: ok

Renitenter Guckbot: … und in Schwarzweiss!

TMN: ok

Renitenter Guckbot: Äh … aber höchstens 16 Jahre alt!

TMN: ok

Renitenter Guckbot: … und haha, kein Stummfilm, aber voll mit Stummen!

TMN: ok

Renitenter Guckbot: wtf … MIT dem „Mann im Mond“ von Méliès, aber NICHT dem Original! Und Boxkämpfen! Und was für meine virtuelle Tränendrüse! Und fliegenden Ballonmenschen! …. naaaaa?

TMN: ok

Renitenter Guckbot: Ach Scheisse, macht doch was ihr wollt

TMN: ok


F&J&A

(gegeben ward THE AERIAL, und zwar unfreiwilligerweise wg. technischer Stümperei im spanischen Original ohne UT)




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18.05.2023

Liebe Gemeinde,

wie wir alle wissen, ist eine ausgewogene Ernährung unabdingbar für dauerhaftes Wohlbefinden und eine gesunde Entwicklung. Dies gilt nicht nur für den profanen Leib, mehr vielleicht noch für die Seele, oder zumindest den Verstand, bzw. dem, was noch davon übrig ist, und das es umso aufmerksamer zu hegen und pflegen gilt.

Nachdem wir uns also in jüngster Zeit reichlich wertvollste Arthouse-Kost und raffiniert arrangierte Asia-Küche zu Gemüte geführt haben, gilt es in Balance zu kommen, und zwar am besten mit einem cineastischen Äquivalent zum Nutri-Score E, achwas, G.

Diesen dunkelroten Bereich haben wir in früheren Jahrzehnten der Trashnite ausgiebig durchmessen, und dabei keinen TANZ DER TEUFEL oder REANIMATOR oder HELLRAISER oder billigeres ausgelassen, dem unerschrockenen Direktimportwillen von Julian sei Dank sowie der verdienstvollen Bereitschaft von Jörg, seine sauer im Comicladen verdienten Deutschmark flugs wieder in VHS-Sammlereditionen zu reinvestieren. Nachdem wir dergestalt so ziemlich alle Klassiker der 80er abgehakt haben (siehe unsere Playlist), ist es umso erfreulicher, dass wir auf der Müllhalde der Filmgeschichte eine Produktion erschnüffeln konnten, die uns bisher durch die Lappen ging. Zwar erschienen 1990, aber in jedweder Hinsicht noch den Geist der vorausgegangen Splatterdekade atmend, und zwar ohne Mundwasser.

DEMON WIND ist zwar durchaus windig, eher noch aber wie eine Blähung aus faulenden (Fake-)Eingeweiden. Der deutsche Verleih wollte es weniger elegisch angehen und setzte auf das Spätabends-Vollgedröhnt-vor-Videothekenregal-steh-Verwechslungspotenzial von TANZ DER DÄMONEN.

Es ist alles da: Eine ganze Kavalkade von Vollidioten, die nichts besseres zu tun haben, als ein Wochenende in einer abgelegenen verfluchten Hütte verbringen zu wollen; böse Omen an jeder Ecke, die begriffsstutzigste Erklärungsversuche triggern (Würdet ihr in ein Ferienappartement einchecken, wenn davor ein verkohltes Skelett angenagelt wäre? Würdet ihr?); ein cheaper Synthiescore; Beschwörungsformeln, die man AUF KEINEN FALL laut aussprechen sollte; Dialoge, die allenfalls eine fortgeschrittene Künstliche Dummheit verfassen könnte; Oben-ohne-Dämon:innen; nutzlose, aber dennoch gerne abgefeuerte Schusswaffen; Schleim und Sabber in allen Farben des Regenbogens; Klamotten, die gemahnen, was die vermeintlich stylischen 80er mit der Würde von Menschen anzurichten im Stande waren; explodierende Teufelspuppen; sehr viel Haarspray; Plot-Twists, wo es kaum einen Plot hat; die vielleicht unglaubwürdigste Farm-Ruine der Filmgeschichte; und so viel Latex und Kunstblut, dass es für eine umgehende Indexierung und FSK-Sperre reichte, also den Ritterschlag aus Sicht schlecht gelüfteter Gore-Hounds.

Das Kernkuratorium ist sich einig: sowas muss mal wieder sein!

See you
F&J&A

19 Uhr Ich beschwör Dir, Alder
20 Uhr Himmelfahrtskommando für alle guten Geister





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25.05.2023

Liebe Gemeinde,
Dämonen, gebeutelte Menschen, die irgendwie schon eigentlich sozusagen im gewissen Sinne mehr oder weniger einigermaßen im Prinzip das Richtige zu tun gedenken, ohne dabei in völliger psychologisch hoch fragwürdiger Selbstverschleißung bzw. -verscheißung zu enden, ist nun scheinbar das Subthema der letzten TMN Wochen. Nix mit „Wer hat denn nun das Geld und was zum Teufel wollten wir eigentlich damit anfangen?“.

Komplette Überforderung ob der Komplexität des voller Knalltüt:innen wimmelnden, nicht selbst gewählten Umfeldes bestimmen das Leben unserer Protagonist:innen, die nach mehr oder weniger erfolgreichen Durchdenk – und Zergrübel-Versuchen dann doch lieber mittels Feuer – Hieb- und Stichwaffen oder einem gerüttelt Maß Magie zu retten versuchen, was eigentlich nicht rettbar ist.

Wäre schon prima, wenn es wenigstens interdisziplinär agierende Ordnungshüter:innen alter konservativer Autoritätsschule gäbe, die einem in dem ganzen Knuddeln-Muddel ein wenig Denk- und Kill-Arbeit abnehmen könnten.

Auftritt: Schwarze Garde.

Wem da aus historisch durchaus ableitbaren Gründen etwas mulmig ums Gemüt wird, dem sei versichert: Die kecken Brillenschlangen in schicken schwarzen Anzügen sind redliche, tüchtige und grund-sympathische Bullenschweine alter Schule und aufgrund ihrer speziellen Abstammungslinien quasi in zwei Welten, der der Menschen und der der Dämonen, versiert.

Nichts Geringeres ist ihr Aufgabengebiet: Recht und Ordnung in einer wickenden, futuristischen Großstadt aufrecht zu, wo Dämonen und Menschen relativ ahnungslos parallel existieren, einigermaßen aufrecht zu halten. Denn es gibt natürlich diverse zwielichtige Entitäten, die sich als Grenzgänger zwischen den Welten aus niederen Interessen einfach mal schwer daneben benehmen, sei es durch Mord, sei es durch den Verkauf von (SCHAUDER) Drogen, die *SCHLUCK* „Happy“ machen... und auch sonst ey!

The Wicked City 妖獸都市 bzw. Yíu sau dōu síh
HK 1992
R.: Peter Mak und ein wenig Tsiu Hark

Es wäre einfach, das psychedelisch-Xenophobe Celluloid-Durcheinander als die Kulmination der Ängste einer durchgeknallten Hong Kong Trashfilmer-Elite vor der damals bevorstehenden Rückgabe an das chinesische Festland zu verstehen.

Aber nix da, hier wird weit über die Grenzen des cineastisch geprägten Pop- und Politologie-Horizontes hinausgalloppiert.
Der überbordende Roman-Manga-Anime-Realfilm-Horror-SF-Action-Fetisch-Flankenstein von einem Film hat mehr Überraschungen parat, als auf die Schnelle vom universitär-wissenschaftlichem High-Ground einfach so kategorisiert und weg-doziert werden könnte.

Welche soziopolitische Deutungsebene muss erreicht werden, um eine Dämonin, die munter in einen lebendigen Fahrstuhl und später (unfreiwillig) in ein Motorrad morpht, in ein artig gewirktes Filmhistoriker:innen Schublädchen zu quetschen? Welche psychologischen Abgründe tun sich beim Nachdenken über den Koitus mit einem lebendigen Flipper-Tisch auf?

Wer zum Henker ist hier eigentlich WER, WAS, WIE VIELE und WARUM?
Womöglich tut nach dem Betrachten dieses Hochgeschwindigkeits-Irrsins eine Lektüre des Romans, der Mangas und des Animes not.

Verständnisschwierigkeiten sind bei der Verdichtung einer mehrbändigen Roman- bzw. Manga-Serie auf schlappe 96 Minuten vorprogrammiert, und wenn dann noch Chef-Maniker Tsiu „DAO The Blade“ Hark als Produzent und (wie gemunkelt wird) auch Regisseur der einen oder anderen Szene seinen LSD-Wasabi dazu rührt, sind ohnehin alle abgehängt, die das gepflegte Taoistische Abhängen angesichts des Chaos der Welt nicht von der Zen-Pieke auf oder eben durch unsere harte aber gerechte TMN-Schule gelernt haben.

Uns an rasante Kamera-Eskapaden, verworrene Handlungsstränge und unklare mensch/Dämon:innen-Beziehungsgeflechte, quiekige Fremdsprachlichkeit und unklare Untertitel (wenn überhaupt...) gewöhnte TMN       Haudeg:innen jedenfalls erwartet ein Ultra-rohes Stück Hong Kong Raserei jenseits von Sinn und Verstand mit jeder Art „Fu“, sei es Wire-Fu, amorphes Tentakel-Fu und Laserschwertfinger-Fu (um nur drei zu nennen) in seiner ganzen überfordernden Facetenhaftigkeit. Leichteste Übung, liebe Gemeinde, leichteste Übung! Wird schon, muss ja, hat ja immer.

„Erstmal nur `ne Halbe...“?
Nix da.
Wir schlucken die ganze Tüte.

J+A+F





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01.06.2023

Liebe Schnitzel- und Schnetzelfreunde aller Geschlechter und Ernährungsschulen,

es wird Zeit, wieder auf den Pfad der Hölle einzuschwenken, sprich: Daigoro und seinen prekär beschäftigten Vater beim Durchleben und Verursachen von allerlei Unheil zu begleiten.

Mittlerweile haben wir den vierten Teil der Reihe erreicht, und weiter gilt ganz ausnahmsweise: wer etwas verpasst hat und uns einholen will, sendet Nachricht zwecks Zustellung von Links zu den vorherigen Folgen.

Allerdings erschließt sich nach dem Konsum von ein bis zwei Episoden jede weitere fast von selbst; und so auch hier: Man hackt sich durch eine feindselige, wenn auch pittoresk anzusehende Welt, folgt fragwürdigen Ehrbegriffen bis zum blutfontänigen Entleiben, und murmelt vermeintliche Weisheiten, von denen sich auch keiner was kaufen kann.

Wer diesen Worten gewisse Ermüdungserscheinungen zu entnehmen meint, liegt nur halb daneben – jedoch übernimmt mit Lone Wolf and Cub: Baby Cart in Peril als neuer Regisseur Buichi Saitō. Nachdem sein Vorgänger Kenji Misumi beim Dritten der in 1972 heruntergekurbelten Teile die Sache zuletzt etwas schleifen ließ, geht es nun wieder zügiger zur Sache.

So zügig, dass empfohlen wird, keinesfalls die ersten Sekunden der Tätowierten Killerin zu verpassen (so der recht unpoetische, aber zutreffende deutsche Titel). Also das Mixen von zenhaltigen Getränken auf andere Momente verschieben, vielleicht jene, in denen leider dann doch mal wieder sexualisierte Gewalt geboten wird; sie können’s halt nicht lassen, diese eher neurotischen als erotischen Nippon-Creeps.

Davon abgesehen gibt es wieder tolle Kamera, funky 70er Tunes, Tattoo-Studios ohne schwarz lackierte Piercing-Schmuck-Vitrinen, wutgurgelnde Yagu-Monologe und zahllose Komparsenauftritte, die im Dienste gepflegter Abendunterhaltung recht kurz ausfallen und böse enden.

See you!

F&J&A




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08.06.2023

Liebe Mit-Menschen auf dem Weg zwischen himmlischen Leinwandbildern und höllischem Plot-Irrsinn,

unser Kreisen auf dem moebiusbandartigen Weg zwischen diversen Himmeln und Höllen dürfte mittlerweile erstaunlich tiefe Furchen in unsere von der wirklichen Welt eigentlich schon genug strapazierten Psychen gefräst haben.

Gut so, handelt es sich bei unseren wöchentlichen TMN - Andachten doch trotz des stoischen Fernbleibens eines jungen, lernwütigen Studierendenpublikums immer noch um eine Art Lehrveranstaltung mit Bildungsauftrag.

Und Bildung schmerzt und scherzt nun mal.

Mitgegangen (eingelockt),

mitgefangen (Film geguckt),

mitgehangen (herum, gemeinsam).

So ist der TMN-Dinge Lauf.

Ein vom Kuratorium ausgeheckter Plan, Euch im Speziellen und einem schwer gestressten Kurator im Besonderen (J) bei den ganzen ambivalenten Himmel-Hölle-Hackfleisch-und-Magie-(Hexenschuß und WC-Überflutung inklusive)-Exzessen der letzten Wochen mal eine eskapistisch-seelenschonende Ruhepause zu gönnen, stieß auf unerwartete Hindernisse:

Gegeben werden sollte der putzige Feelgood-Wasserballet-Schmonzes des Herren Busby Berkely „Million Dollar Meremaid“ mit der wunderbaren Nixin Esther Williams.

Jedoch: Beim Sichten des Streifens befand besagter Kurator, dass die eigentliche Stärke des durchgeknallten Ex-Militärparade-Choreografen und Helden des ins massiv psychedelische driftenden Tanzfilm-Wahnsinns B. Berkeley ausgerechnet hier in lediglich einer einzigen mageren Massenwasserballettanzexzesse-Szene zur vollen Entfaltung kommt.

Und obschon dieses als Biopic daherkommende Werk durchaus die ein- oder anderen sehenswerten Schrulligkeiten aufweist, wird das Gebotene dem wahnhaft manisch-exzessiven Treiben, den hypnotischen Qualitäten des Berkeleyschen Schaffens, besser: kunstvollen Delirierens, nicht ganz gerecht.

Deshalb reißen wir buchstäblich in letzter Minute das Steuer herum und präsentieren The Gang`s All Here aus dem an Fun und guter Laune kaum zu toppenden Jahr 1943, dem ersten Farbfilm des US-Regisseurs, in welchem wir zwar auch Hollywood-typische Romanze- und „Humor“-Strecken durchstehen müssen, dafür aber das Vergnügen haben, gleich zwei sinn- und netzhautschmelzend schöne, jeweils voll und ganz aus dem Ruder laufende, erfreulich lange Tanz-Sequenzen und zusätzlich jede Menge in ihrer scheinbaren (optischen und Genre-gemäßen) Gewöhnlichkeit dennoch irgendwie ins Bizarre kippende, kleine und größere Darbietungen musikalischer und akrobatischer Natur, goutieren zu dürfen.

Mit den Stars des damaligen Unterhaltungs- und Eskapismus-Kinos bis zum Rand vollgestopft, erzählt der Film eine amüsant-romantische Liebesgeschichte im Tanztheater- und Show-Milieu, die von der ersten Sekunde an keinen Hehl aus ihrer kompletten Realitätsverweigerung macht und trotz der eigentlich recht ernsten Thematik (immerhin wird der seinerzeit schwer an Fahrt aufnehmende Krieg im Pazifik zum Handlungskatalysator hochgeswingt) sorg- und erbarmungslos die überschätzte, anstrengende Weltrealität inhaltlich und vor allem formal nicht nur links liegen lässt sondern erbarmungslos in den kaleidoskopischen Glitzerstaub tritt.

Wir bestaunen unter vielem Anderen:
  • Bananen
  • Sehr sehr große Bananen
  • Sehr sehr sehr viele Bananen
  • Bestürzend viele leicht bekleidete Damen mit sehr sehr sehr sehr vielen sehr sehr sehr großen Bananen
  • Mehr Bananen
  • Tanz, Tanz, Tanz
  • Geswing, Gesinge, Geliebe, Geleide, Gequatsche
  • Früchte und Früchtchen (u.a. Bananen)
  • extra und extravaganteste Frisuren ("Das sind doch Haar-Bouquets!" - A. Freitag) und Kopfbedeckungen non stop
  • eine immer wieder das Stativ und jedwede Bildgestaltungsvernunft hinter sich lassende, entfesselt umher schwebende Kamera, die auch dem noch so gewöhnlich erscheinendem Tänzchen mal hier subtil, mal dort eher nicht, das Parkett unter den Beinchen wegzieht und das Geschehen immer wieder bedenklich in eine Art Paralleldimension abdrängt
  • Polkapünktchenmetamorphosen vom Kleid zum abstrakten Kaleidoskop-Trip-Kosmos,
  • sich leise anschleichende Eskalation, der das Thema des Films im Grunde Piepegal ist und die das gutgläubige, sich nach Ablenkung sehnende Publikum in seinen hoch dubiosen Bann zog und uns hoffentlich auch dort hin zerren wird

Hatte ich Bananen erwähnt?

Vieles gäbe es über Busby Berkely und jede einzelne Schauspieler:innen und Künstler:innenseele, die uns an ihrem Können teilhaben lassen wird, zu referieren. Aber heben wir uns das einfach für später auf und versuchen besser, gemeinsam zu ergründen, ab wann wohl bei der Filmemacher:innen-Riege die Pappe einklinkte und wie sich ein Film zwischen Bananen-Fetischismus und Weltkrieg zu so ungeahnten psychotisch-phantastischen-technicoloristisch-manischen Höhen aufschwingen kann.

Quatschen, wenn wir noch dazu in der Lage sind, hinterher.

Getränke? Fruchtig müssen sie sein. Und mit mehr „Schuß“, als es noch schicklich wäre.

19 Uhr: Banana-Splitscreen
20 Uhr: Banana-Tripscreening

J+F+A







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15.06.2023





ABI 2048




1. Was versteht man unter angemessener Unterhaltung ?

[  ]  Das sinnfreie Herumfahren in staubigen Landschaften
[  ]  Das Betrachten von Arena-Kämpfen auf Leben und Tod
[  ]  Erst das eine, dann das andere, dann wieder das eine


2. Welche Umgebung ist für das Entstehen neuer Zivilisationen förderlich?
Mehrfachnennungen sind möglich.

[  ]  Italienische Kiesgrube
[  ]  Phillipinische Kiesgrube
[  ]  Phillipinische Inselfestung*

 *brutal umkämpft nicht im letzten, sondern im 2. Weltkrieg


3. Bilde korrekte Paare aus Zahlen und Buchstaben.

I.  Lynda Wiesmeier
II.  Gary Watkins
III. Cirio H. Santiago

A. John Belushi’s Kokaindealer
B. Regisseur von 5 1/2 Dokumentarfilmen über unsere Gegenwart
C. Playboy Playmate


4. Welche Interessensgruppen leisteten wichtige Beiträge beim Aufbau unserer heutigen Gesellschaftsordnung?
Mehrfachnennungen sind möglich.

[  ]  The Ownership
[  ]  True Believers
[  ]  Drones
[  ]  Tyrogs
[  ]  Zendos
[  ]  Sterraz Amazonen
[  ]  Scavengers


5. Was gehört zur ordnungsgemäßen Grundausstattung eines Kraftfahrzeugs?
Mehrfachnennungen sind möglich.

[  ]  V8-Motor
[  ]  Rost
[  ]  Offene Fahrerkabine
[  ]  Hervorstehende Spieße und/oder Klingen
[  ]  Befestigungsmöglichkeit für Gefangene auf der Motorhaube, alternativ Haken zum Hinterherschleifen
[  ]  Ungewaschene Person am Lenkrad
[  ]  Fest verbauter Explosivstoff, der bei Unfällen zündet


6. Welcher Film wird alljährlich zum Doomsday-Day aufgeführt?

[  ]  DESERT WARRIOR (1985)
[  ]  WHEELS OF FIRE
[  ]  VINDICATOR
[  ]  PYRO
[  ]  SAND WARS
[  ]  DIE SOLO-KAMPFMASCHINE
[  ]  DESERT WARRIOR (1988)
[  ]  Die ersten sechs sind der Gleiche, ihr Schnullis


7. Wieviele Filme über die Zeit nach dem großen Knall kennst Du, in denen keine Gewalt gegen Frauen dargestellt wird?

[  ]  Keine
[  ]  Null
[  ]  Ich verstehe die Frage nicht


8. Welche Kraftfahrzeuge gehen zwar einerseits leicht in Flammen auf, sind aber andererseits robust genug, um heute noch gute Dienste zu leisten?

[ ] 1942 Dodge WC 51
[ ] 1943 GMC CCKW 353
[ ] 1951 Plymouth Concord Savoy
[ ] 1955 Chevrolet Bel Air Beauville
[ ] 1955 Chevrolet Two-Ten
[ ] 1965 Ford Mustang
[ ] 1966 Lincoln Continental
[ ] 1968 Chevrolet C-Series
[ ] 1969 Ford Mustang
[ ] 1970 Ford Mustang
[ ] 1970 Ford Torino
[ ] 1970 Ford Torino GT
[ ] 1970 Chevrolet Camaro
[ ] 1975 Holden 1900
[ ] Honda CB 360 G
[ ] Honda XL 250
[ ] Isuzu TX-E
[ ] Mitsubishi Jeep CJ-3B
[ ] AM General M-35
[ ] FMC LVT-P5
[ ] DIESE ALLE


9. Welches Argument setzt sich besser durch?

[  ]  Pumpgun
[  ]  Eisenstange
[  ]  Schwert
[  ]  Flammenwerfer
[  ]  Maschinenpistole
[  ]  50cm Mörser


10. Beschreibe, warum ein Tag, an dem Du Zeuge von rund 400 Todesfällen wirst, trotzdem mit einem Lächeln enden kann:

.....................................................................................................

Viel Erfolg bei der Prüfung!

Deine Lehrherren F&J&A





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22.06.2023

Ihr da!

Boomerkurator Neumannneumannneumann treibt es heuer bunt und gönnt sich einen oder mehrere meisterhafte Gongs.

Wortwörtlich.

Fragt nicht.

Oder ihn persönlich, nächste Woche.

Deshalb, seinem Wunsch nach etwas, was ihn nicht sooo interessiert (Trickfilme) Genüge zu tragen und sein vorvergreistes Verpassometer (Prof. Hefinger) nicht auf Anschlag zu puschen, tanzen wir Gen X Kids yoloend und heulend vor übersprudelnder mittfünfziger Lebensfreude auf den Tastaturen und gönnen uns einen Hardcorestoner-Trickfilm, und zwar vom Beknacktesten, was die mittleren Nuller dieses pfiffigen Jahrtausend so zu bieten haben.

Es erwarten uns:

Eine sprechende Packung Fritten (Frylock), ein krassen Stuss labernder Milchschake (Master Shake) und ein brabbelndes, mitunter rappendes Fleischbällchen (Meatwad), a.k.a. Die Wasser Teen Hunger Kraft, spezieller: Aqua Teen Hunger Force-

Aqua Teen Hunger Force Colon Movie Film for Theaters
USA 2007
R: Matt Maiellaro and Dave Willis

Quatschende Snacks?

Geht das denn?

Klar.

In der Welt der schäbigsten, druffsten After Effects Animation, die auf dem Stoner-TV-Cartoon Kanal ADULT SWIM für viele viele Staffeln den zerrauchten Gehirnchen überdrehter Schüler-und Studenterinnen in surrealistisch-hyperrealistischen 10-Minuten Kurzfilmen den Rest gaben.

Man muß wissen, dass die „Force“ dem ahnungslosen Sender ursprünglich als bizarre Superhelden-Truppe gepitcht wurde:

Frittenfreak Frylock kann Blitze aus seinen Augen UND Frittenrastahaaren schießen, Master Shake spritzt eine Art Säure aus dem in seinem Milchshake-Kopf steckenden Strohalm, und Fleischbällchen Meatwad kann sich wahlweise in ein Fleisch-Hotdog oder ein Fleisch-Iglu morphen.

In yo fucking face, Kräfte der Finsterniss!

Mit diesen überzeugenden Kräften ausgestattet, traten sie exakt eine Folge an, dem erzbösen Wissenschaftler Dr. Weird den Gar auszumachen – nur um zwei, drei Folgen später komplett die Lust am Heldengetue zu verlieren und fürderhin als stressige WG in einem heruntergekommenen, kleinen Haus, praktisch gar nichts mehr zu machen -  ausser, wenn überhaupt, das Gegenteil von allem, was sinnvoll, durchdacht oder auch nur überlebensnotwendig ist.

Ihr Nachbar, der polymorph pervers neurotische White Trash Heroe Karl leidet in nicht unbeträchtlichem Maße unter dem nichtsnutzigen Studenten:innen Pack, dass arg- und hirnlos in den Tag hinein lebt, ihn gerne nach Strich und Faden übervorteilt und trotz eines schier unendlichen Bombardements durch immer bizarrer werdende Gastwesen / Monster / Entitäten, die ihrerseits aufs verquerste die messerscharfe Gratwanderung zwischen Turbo-surrealistisch und zutiefst Normal-nervig wagen, ums verrecken nicht aus der Slacker-Ruhe zu bringen sind, selbst wenn mitunter die ganze Crew, an der Bizarrerie der sie umgebenden Welt einerseits, ihrer eigenen rücksichtslos hedonistischen „Leck mich am Arsch“ Haltung und allgemeiner naiver Brunzdoofigkeit andererseits, fürchterlich zu Tode oder Schlimmerem (!!!) kommen.

Das ist in der vertrippten Welt der AQTHF kein Drama, harter Reset alle 10 Minuten, Alles auf Anfang, bzw. Endhaltestelle mit Trinkhalle in der Nähe und wochenaltem Bongwasser auf dem fleckigen Teppich.

Oh, liebe Droogs, Euer Kurator Uwe hat alle Folgen gesehen.

Mehrmals.

Und wahrlich, es hat ihn zu dem gemacht, was jetzt hier in einem nicht minder runtergeranzten Sessel mit dem gammeligsten Laptop der Stadt auf dem Schoß herumlungert und diese Zeilen in die klebrige Tastatur hackt.

Good times.

Der Spielfilm bietet neben (für die nicht iniziierten) komplett unverständliche diversen Cameo-Auftritte alberner und grundbizarrer, allesamt irgendwie kernverkifft wirkender Figuren, keine sinnvolle Handlung, hochkomische Animations-Verweigerungs-Eskapaden und ein heilloses Durcheinander aus... nun, ALLEM, was bei Drei nicht auf dem Assoziations-Baum oder im Hirnchemie-Schränkchen verschwunden ist.

Dabei regiert eine so präzise geschilderte, mutmasslich autobiographische Züge tragende, Früh-Nuller-Jungstudent:innen-Stoner-Haltung, dass einem der Meta Sabber schier aus jeder Körperöffnung quillt und das eisige Gen-X-Herz zum Glühen und Laber-Lava spucken bringen mag.

 Lassen wir es also krachen und scheppern!

Catering ist in diesem Fall selbstverständlich ALLES an Junkfood, was auftreibbar ist.
Mit leckerem Lysergsäuredressing und feinen Kräutlein schmeckt man nach 5 Minuten ohnehin nur noch Farben.

 
J+A+N





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29.06.2023

Liebe Gemeinde,

man kann viel sagen und wenig – wir entscheiden uns für Letzteres, ganz im Einklang mit unseren beiden Protagonisten.

Lone Wolf and Cub: Baby Cart in the Land of Demons

ist der 5. und vorletzte Teil der Serie – ob wir den Pfad der Hölle bis zum Ende gehen, wird demnächst entschieden. Irgendwann ist ja auch mal gut bzw. sind keine Schufte zum Zerhackstücken mehr übrig.

Wie so manches ablaufen wird ist schon zu ahnen, jedoch ist auch überraschender Erkenntnisgewinn nicht ausgeschlossen: etwa
  • dass Läppchen vor dem Gesicht zwar hygienische Vorteile haben mögen, aber in vielen Fällen nicht vor einem raschen Tod bewahren;
  • erhellende Hinweise, wie eine politisch brisante Undercover-Unterwasseraktion ablaufen kann;
  • restlos den Überblick zu verlieren, von wievielen Schauspielern ein Yagu-Endboss – seiner teuflisch/verschlagen/verwirrenden Art gemäß – binnen zweier Jahre verkörpert werden kann;
  • zu was für einem Riesenarschloch man werden kann, wenn man sich nur lang genug als Auftragsmörder verdingt;
  • und dass die führende japanische Filmblutfabrik Ihre Rezeptur 1973 umstellte, so dass dieses noch ein bisschen pinker war als der Jahrgang 1972.

See you!

F&J&A






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06.07.2023

Liebe gemeindeähnlichen Freund:innen des verunglückten Kino-Spektakels.

Ach Bella Italia 1979, stattliches Rom, wilder Post-Stupido-Sturm und Stronzo-Drang aufgeregter Regisseur:innen, die, gleichsam beflügelt und schwer bepackt mit den 70er Giallo- und Horror-Altlasten, chemisch aufgeregt und appetitarm bis spät in den Morgen hinein US Filme wechgucken in der Hoffnung, irgend eine kommerziell verwertbare Idee oder zehn in den verschusselten Köpfchen zu behalten und zum Discountpreis an das heimische Publikum zu versemmeln.

Lucio Fulci schickt uns auf Voodoo, die Schreckensinsel der Zombies, Spencers Bud drischt sich mit seinem Spezialkumpel Terrence durch den afrikanischen Busch UND versucht, solo die Herzen der eher jüngeren Zuschauer:innen mit Der Große mit seinem Außerirdischen Kleinen (obacht: gemeint ist NICHT sein „außerirdisch Kleiner“ Bud), Tinto Brass zeigt uns, wohin Caligula so sein Stiefelchen steckt, wenn die Nacht lau und die Laune launig ist, D´Amato stößt das Tor zur Hölle vermittels Sado auf und auch sonst purzeln die fragwürdigen Produktionen quer durch alle Genres und fernab des guten Geschmacks so vielfältig und munter durch die Filmpaläste und abseitigen Bahnhofskinos, dass es eine wahre Wonne ist.

Klar, bei so viel Konkurrenz muss man sich natürlich abgrenzen, einen Alleinstellungsmehrwert generieren, was natürlich nicht unknifflig ist, wenn gleichzeitig das Geschäftsmodell auf postmodernes Ideenklau-und besinnungsloses Um-sich-Zitieren ausgerichtet ist.

Nun, warum nicht, dachte sich ein Paradisvogel namens Giulio Paradisi, seines Zeichens Schauspieler (La Dolce Vita anyone?), Regisseur von insgesamt 5 Spielfilmen und unzähligen Werbespots, und auch sonst ein Mann, der höher als mittelflach hinaus will, warum nicht den Drehort für das bizarr zusammen delirierte Omen / Unheimliche Begegnung der 3. Art / Die Vögel / Holy Mountain / Rosmaries Baby / Carrie / Der Exorcist etc.pp.- Gemansche an einen exotischen Drehort verlegen, sagen wir – Atlanta, USA, dann jede Menge ihren Schaffenszenit überschritten habende:r Schaupieler:innen von ehedem Weltruhm (John Huston! Shelley Winters! Mel Ferrer, Glenn Ford, Lance Hendrikson, Sam „Ich komme, aber nur für minimal harte Dollars und maximal weiche 5 Minuten Screentime“ Peckinpah und natürlich Jesus Franco Nero der Blauäugige) zusammentrommeln, einen Synthesizieri-Italotrashpop-Soundtrack drüber zimmern, der laut Intergenetze klingt, als habe sich jemand „...über Goblins Casiokeyboard erbrochen!“ und das Ganze, hübsch mit vage psychedelisch-unbeholfenen Spezialeffekten garniert, von Herrn Ennio Guarnieri routiniert und erfreulich italo-stylisch ablichten lassen?

Gedacht, gesacht, gemacht.

The Visitor
Stridulum
Italien/USA 1979
R.: „Michael J. Paradise“

Giulio Paradisi haut raus, was raus gehauen gehört, im Guten wie im Bedenklichen. Die grobe, genretypisch verworrene Schote vom Kampf Gut gegen Blöde, Satan – pardon, Sateen vs. Jesus,- scusi, Franco Nero und John Huston (als überzeugendster Babysitter und Weltenretter, des äh, jung gebliebenen Genres Babysitter-retten-die-Welt-vor-irgendwas-Außerirdischem, was nicht den Mumm hat, einfach satanische Farbe zu bekennen) mäandert unentschlossen zwischen „Whow, psychedelisch!“ über „Klau, und wenn, dann bei den Besten!“ bis „Flau, warum latscht Herr Huston denn jetzt schon wieder stundenlang bedeutungsschwanger bzw. vage dement um sich äugend, kreuz und quer durch Atlantas malerische Treppenauf-, ab- und Zugänge?“ herum, und der Umstand, dass die Italiener es schaffen, ausgerechnet Atlanta den schicken siebziger Jahre Giallo-Horror-Look zu verpassen, ist per se schon lobens- und sehenswert.

In diesem Unsinne:

19:00 Uhr heilige Brause zum TV-Dinner ohne mit Jesus Francos Segen
20:00 Unheilvolles Durcheinandergeschütte mit Ohne Satan aber Space.

J+F+A






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13.07.2023

Liebe Geschwister im Schweiß- und Hitze-Delirium,

heute mal auf den wirklich aller letzten Drücker und daher in fast schon beängstigender Weise ein Schnellschuss aus der klebrigen Hüfte mitten in die Hirnwüstenregionen, die seit den 80ern eigentlich – zu Recht – sich selbst überlassen oder komplett in Rente geschickt seien sollten.

WASSER (GB 1985, Regie Drehbuch und so – irgendwelche Kiffer, die George Harisson Geld aus dem Beatles-Sackerl laiern konnten um den Preis eines fürchterlichen, mit Zottelrock/Raggae -Legenden vollgestopften Live-Auftritts des Herren Produzenten und seiner Spießgesellen)

behandelt in humoristischer Form, quasi als Gesellschaftssatire mit spitzer Kamera und politischer Schärfe, aber auch mit Augenzwinkern und Schalk im Nacken (sic. Bzw. SICK) das Thema „Britischer Kolonialismus“, Falkland, Revolution im Allgemeinen und Wasser als Allegorie auf den kapitalistischen Ölförderungswahnsinn und die mit dem erschließen unbekannter Resourcen einhergehenden Verteilungskämpfe im Speziellen.

Und: Michael Cain kifft.

Mit Freude.

Sehr viel.

Überhaupt bin ich schon beim Begutachten der wüsten, gut gemeinten und an mehr als nur den eigenen Ansprüchen souverän zerschellenden Angeber-aus-der-Musikbranche-wollen-auch-mal-was-sagen-und-edgy-und-wizisch-sein- Film-Klamotte irgendwie nach drei Minuten in einem schwer retro-80er-Passivstoner-Delirium, dass irgendwie zu dem allgemeinen Überhitzungszustand der Natur UND der Welt passt.

Schämen wir uns also mal wieder gemeinsam mit dümmlichem Grinsen über halbgar bis rohe Politsatireblindgänger, großartige Schauspieler auf verlorenem Posten, schaurige Musik, hochfragwürdige Klischeeanhäufungen und ein gradezu archetypisch-typisches cringiges 80er Frauenbild.

In Funky deutscher Synchro, entspannt verschwommener LoFi Qualitär und - hoffentlich – mit dem größten Ding seit dem letzten großen Ding zwischen den Zähnen (Paff Paff)

Wird sich lohnen: Es gibt viel erfrischendes Wasser zu sehen.

Serviervorschlag: Gesundes Kräuterinhalat und dann alles, was an Snacks so zu bekommen ist.


19:00 Hitzefrei im Cineastenplenum
20:00 Hitzebrei im Politseminar

J+F+A







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20.07.2023

Dear all,

zunächst eine Information, die uns selbst verblüfft.

Im Filmmuseum ist zur Zeit ein Programm geboten, das fast so aussieht als ob wir selbst die Finger drin hätten. Nicht nur, dass immer noch die respektable Argento-Retrospektive läuft und neulich der (von uns in 2021 gezeigte) 5000 FINGERS OF DR T aufgeführt wurde, nein, es kommt noch ärger: Im Rahmen von „Terza Visione“ werden ganz erstaunlicher Dinge serviert. Dabei wird das Label „Festival des italienischen Genrefilms“ in geradezu trashmovieartiger Großzügigkeit gedehnt; neben Italo-Klassikern wie SADO - STOSS DAS TOR ZUR HÖLLE AUF (bei uns 2001 gelaufen) und Arthouse-Knallern wie NEROSUBIANCO (bei uns 2022) gibts auch obskure tschechische Kinderfilme und indonesischen SciFi-Krawall zu sehen (LADY TERMINATOR, bei uns 1995). Und geradezu unheimlich, dass sie uns fast einholen mit THE VISITOR (bei uns vorletzte Woche) und sogar ein, zwei Sachen zeigen, die bei uns noch auf der Liste stehen. Wer hätte gedacht, dass jemals ein Museumsprogramm mit unser Playlist quasi kongruent sein könnte?

So viel Geistesbruderschaft würdigen wir gerne – geht hin! Allein den kommenden Sonntag kann man zu einem Marathon nutzen, der unseren Segen hat.

https://www.dff.film/kino/kinoprogramm/filmreihen-specials-juli-2023/terza-visione/

Nun aber zu unserem eigenen Programm.

Wir setzen gegen den oben angebotenen poppigen Mischmasch diesmal knallharte und ganz unironische Action.

SIEGE ist eine dreckige kleine kanadische Low Budget Produktion aus dem Jahr 1983. Lange in der Versenkung verschwunden, wurde er bei Wiederentdeckung mit  ASSAULT ON PRECINCT 13 verglichen (den wir natürlich auch schon...). Und ja, wie Carpenters Klassiker ist SIEGE eine Fingerübung in Brutalität, Ausgeliefertsein, (berechtigter) Paranoia und verzweifelter Gegenwehr. Ähnlich kaputt und spröde  – aber wie bei den raubeinigen Kollegen von Down Under haben auch Produktionen aus dem hohen Norden oft einen eigenen, erfrischenden Spin.

Gedreht wurde aus Kostengründen in echten Bars und Bruchbuden, und wer wollte sich nicht schon mal ein bisschen authentisches 80er Halifax-Zeitkolorit geben? Jener Stadt, in der sich 1981 ein Polizeistreik als nicht allzugute Idee erwies, jedenfalls aus Sicht aller, die etwas zu verlieren hatten. Dieser Real Life Fail dient als pseudo-authentischer Backdrop, vor dem eine homophobe, faschistische Miliz auf Ideen kommt. Leider muss man konstatieren, dass 40 Jahre später solche Typen vielleicht weniger bloßer Drehbuchgrusel sind, als sie damals waren.

Prädikat: Grob, aber sehenswert!

See ya
F&J&A




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26.07.2023

Liebe Menschen mit fragwürdigem Geschmack,

nachdem "Beerfest II"  a.k.a "Podfest" ja leider auf sich warten lässt *allgemeines seufzen* ist es mal wieder an der Zeit etwas im amerikanischen Unterhaltungsfilmgenre zu wüten.
Nachdem wir letzte Woche gelernt haben, was passieren kann, wenn die Ordnungshüter zu wenig tun, beschäftigen wir und am Donnerstag damit, was passiert wenn die Staatsorgane sich zu sehr engagieren. Wobei Polizei - ach was - unter "World Police" läuft bei uns nichts und natürlich gleich ein ganzes Team aus dem Land der Freien und der Heimat der Mutigen:

Team America: World Police
US of A 1994
R.: Trey Parker
DB.: Trey Parker, Matt Stone, Pam Brady

Ach ja, Amerikas beliebteste Netzbeschmutzer Trey Parker und Matt Stone, bekannt als die Macher von Southpark und unbekannt dem TMN würdigen Film "BASEketball" (David Zucker anyone?) versetzten 1994 das amerikanische Volk in Aufruhr indem sie, getarnt als Puppentrick mit viel MURICA (FUCK YEAH!) und PEW-PEW-PEW Optik im Plakat, sich über die "Great Nation" hmmnaja - " lustig machten"?!

Das viele Kinos aus marktwirtschaftlichen Gründen das mit der Altersbegrenzung auch nicht so ernst nahmen, weil naja, "Puppen? What can go wrong?!" dürfte es auch zu unangenehmen Gesprächen am Familientisch gekommen sein, je nachdem wie lange es gedauert hat bis dem erwachsenen Kinobesucher aufgefallen ist, das es nicht ganz "Top Gun" mit Marionetten ist.

Aber ich will nicht zu viel verraten, außer das Alec Baldwin, Hans Blix, George Clooney, Matt Damon, Janeane Garofalo, Danny Glover, Ethan Hawke, Helen Hunt, Samuel L. Jackson, Peter Jennings, Kim Jong Il, Michael Moore, Sean Penn, Tim Robbins, Susan Sarandon, Martin Sheen, and Liv Tyler waren übrigens auch nicht erfreut in dem Streifen aufzutauchen. Mal schauen wen wir diesmal aus der Gruppe ekeln.

TL:DR
Putting The "F" Back In Freedom - am Donnerstag

19:00 WMF
20:00 WTF

A+J+F





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03.08.2023

Konbanwa, こんばんは , ihr Langnasen.

Wir gehen in den Endspurt auf dem Pfad in die Hölle, ihr wisst schon:
  • Schlecht gefederte Kleinwagen mit Sonderausstattung
  • Experimentelle Erziehungsmodelle
  • Flecken, die eigentlich extrem schlecht rausgehen, aber doch stets wieder verschwinden
  • Anwendungsideen, die 70er Werbemännern im Dienste von Wilkinson Sword Schweissperlen auf die zigerettenrauchumnebelte Stirn getrieben haben
  • Chronisches Pech mit Frauen, aber noch mehr Pech für Frauen
  • Rätselraten, wie tief die Stimmung blondierter Greise noch sinken kann
  • Jährlicher Oscar für Kopfbedeckungen 1972-1975
  • 10-Liter-Eimer hellrote Wandfarbe als Merch

… it’s LONE WOLF AND CUB time! Mit WHITE HEAVEN IN HELL zum sechsten und allerletzten Mal, nachdem wir damit dann alle Teile – teils mehrfach – und den Supercut mindestens schon 2x gezeigt haben. Irgendwann is ja mal gut.

Trotzdem oder grade drum: Seid dabei und holt Euch die Finisher-Kerbe für Eurer TMN-Karma-Konto!

F+J+A




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10.08.2023

Hochpublikes Verehrtikum.

Beschäftigen wir uns noch ein wenig mit bedauernswerten Menschenkindern, die irgendwie auf den verschlungenen Pfaden zwischen Himmel und Hölle herum-eiern und aus den falschen Gründen das Unrichtige tun, um auf der Suche nach Absolution, dem Himmlischen Paradies gar, geradewegs zur Hölle zu fahren.

ACID - delirio dei sensi
a.k.a.
Delírio do Sexo (BRA)
LSD - Il paradiso a 5 dollari (IT)
Acid Delirium of the Senses (Int.)

Italien 1968
R.: Giuseppe Maria Scotese

Viele Filme hat Maria nun nicht gerade zusammengezimmert: Er kurbelte LSD - Paradies für 5 Dollar, Mondo Nudo - Nackte Welt, Die Rache der Borgias, El bandido Malpelo und ein paar zerquetschte runter und schon war es wieder ruhig um den Herren.

Nun bürgt schlechterdings das Fehlen von Masse nicht unbedingt für das Vorhandensein von Klasse, und so nimmt es nicht wunder, wenn wir beim vorliegenden „Dokumentarfilm“ trotz vielfältiger, auch ästhetisch durchaus beachtlich stylisher Momentaufnahmen einer wilden, zum Gottserbarmen naiv-verblödeten Hippie-und-Schlimmeres-Generation (Psychologen, Mafiosi, Anwälte, Tänzer, Models, Reporter:innen) mal wieder komplett auf verschlungensten Holzwegen herumirren dürfen, die letzlich ins komplette Chaos aus spekulativer Sinnbefreitheit und aberwitzigem Scheißdrauf-Party-Filmemacherhandwerk gipfeln, pseudo-Aufklärung und verschwurbelte Konsumkritik inklusive.

Uns erwartet ein „Dokumentarfilm“ inklusive im Film mitmurksendem Regisseur, sich selbst spielendem Psychiater und nicht schmeichelhaft ausgewählten Dokumentaraufnahmen subkulturelles zelebrierender Jungmenschen und frech mit selbstverzapften Spielhandlungen zusammengepanschten, aufklärerischen Handlungselementen, bis zu den Sackhaaren im Mondo-Sumpf watend und vorzüglich an die „Das ist Amerika“-Reihe und die generelle hin-und her-gerissenheit überforderter UND unterforderter Schauschpieler:innen zwischen Himmel, Hölle, und kopflosem Hedonisten-Chaos, die wir auch in der Okami Serie und eigentlich fast allen Filmen, die wir in den letzten Monaten kredenzen durften, genießen und ertragen mussten, anknüpft.

Ganz in der Tradition großer Anti-Drogen-Aufklärungsstreifen wie Reefer Madness etc. pp. bekommen wir hier fast schon mit Report-Film-artiger Eloquenz vermittels „seriöser“ „“Wissenschaftlicher““ und „““Kriminologischer „““ Szenefolgen und gespielter Lehr- und Mahngeschichterln ein hochspekulatives, erstaunlich Fakten-freies Durcheinander aus sensationalistischem Getöse und großartig an der Zielgruppe vorbei beobachtetem Zeitgeist-Missverstehens auf den Zuckerwürfel geträufelt.

Alles, was schief gehen kann, geht schief, wenn Models, Geschäftsleute, Hippies, Arschgeigen, Mafiosi und eigentlich alle, die bei Drei nicht im Klischee-Klee der späten 60er verschwunden sind, auf die ein oder andere Weise mit Albert Hoffmanns Wundertröpfchen in Berührung kommen.

Dazwischen Paadyy paadyy paadyy und so manch Neumanneumanneumannrittirittiritti-Momente, die einen rasch vergessen lassen, was für ein vollkommen fehlgeleiteter Stuss da grade unverfrorenen zusammengequasselt und geschnitten wird.

Zwar gibt es eine ansehnliche restaurierte 16:9 Version des Films, die aber nicht mit Untertiteln aufzutreiben war und tatsächlich leicht geschnitten daher kommt.

Aber wenn sich die Gelegenheit bietet, eine ungeschnittene, brutal auf TV 4:3 gezoomte, verschrabbelte Kinovorführkopie, die rücksichtslos von der Leinwand abgefilmt auf eine VHS Kassette transferiert ihr kärgliches Videotheken-Dasein fristete, um dann in mühevoller Kleinarbeit erst digitalisiert und letztlich von yours truely upgescaled, leicht farbkorrigiert und ERNEUT erbarmungslos rekomprimiert wurde, zu genießen, sollte det TMN-Mensch sich diese einmalige Chance keinesfalls entgehen lassen!


19:00 A Capella Sprechgesang
20:00 Acido Domingo

J+F




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17.08.2023

Liebe Sommerfrischler,

wenn in Urlaubszeiten die Hälfte des Kuratorenkernteams verreist ist, gilt es eine Auswahl zu treffen, die beim Abwesenden nicht zu viel Phantomschmerz verursacht.

Eigentlich stand das morgige Programm – nach hirnkasterlstrapazierender Grübelei – schon fest, da reiße ich in letzter Sekunde das Ruder herum, und zwar aus kulturgeschichtlichen Gründen, die sich dann wiederum nächste Woche aufklären werden.

Als Intermezzo vor der ursprünglichen Wahl gibt es ein europäisches Gegenstück zum letztwöchentlichen LSD-Aufklärungsdrama.

Wir müssen mit dem Risiko leben, dass unser guter J in seinem temporären südfranzösischen Exil nun doch ein wenig Verpassometerausschlag zu verzeichnen hat, wobei: es lässt sich das uns Erwartende auf Basis einiger Jahre VJerei und knietiefem Waten in Found Footage extrapolieren – und natürlich auch nachholen. Stärke, Bro!

TONITE LET'S ALL MAKE LOVE IN LONDON

ist eine Art Dokumentation aus dem Jahr 1967, also vermutlich runtergekurbelt 1966. Man geht hier etwas weniger exploitativ Mondo-mässig an die Sache ran als im ACID letzte Woche, bedient sich jedoch ebenfalls ausgiebig der kostengünstigen Abfilmerei von Menschen in veränderten Zuständen. Eine kritische oder problematisierende Distanz zum Gezeigten ist diesmal an keiner Stelle zu konstatieren. Quer geschnitten wird das bunte „Pot“-pourri mit allerlei Interviewfetzen, deren potenzieller Erkenntnisgewinn ebenso schwankt wie die Handkamera.

Retrospektiv wird untermauert, dass das Swinging London der sehr, sehr kurzen Mittsechziger seinerzeit als der heisse Scheiss galt und drum in den US of A beneidet und mythisch überhöht wurde –  wo man sich dann redlich bemühte, die Hipness nachzukiffen und noch einen draufzusetzen, was dann eben erst jene (im Vergleich geradezu konformistisch langweiligen) Hippies hervorbrachte, die später ihre transatlantischen Vorbilder vergessen machten.

Es fehlen also diverse spätere modische „60s“ Klischees und Accessoires, andere wiederum scheinen plötzlich nicht mehr so originell, weil eben in Old Europe schon ein alter (violetter Samt-)Hut, bevor sie in Frisco groovy wurden.

Es ist einer der ca. 800 Filme, in denen mehr oder weniger überraschend Michael Caine auftaucht, den Durchblicker gibt, und nebenbei belegt, dass er schon gut 20 Jahre vor dem kürzlich gezeigten WATER wusste, wie man gleichzeitig britisch-distinguiert und stoned wirken kann.

Uns erwartet eine kompakte Stunde, deren Effekt ist nicht unähnlich ist dem Austrinken einer Lavalampe. Ein wenig Nachsicht für selbstverliebte Einzelbild-Slo-Mo, Pink Floyd und prätentiös-„kreativen“ Schnitt ist nach fast 60 Jahren angeraten.

See you!

F





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24.08.2023

Liebe Übliche Verdächtige,

wie schon geschrieben, haben wir letzte Woche eine Runde Schwung geholt, um beim aktuellen Programmpunkt anzukommen. Warum? Weil sich in unseren strapazierten Hirnwindungen eine Herleitung formte, der wir Euch in unserer unanfechtbaren Kuratorenrolle aussetzen können. 

Anlass für das TONITE LETS ALL MAKE LOVE IN LONDON Intermezzo war der Name David Hemmings, der zwar in der „Swinging“ Doku weder in Wort noch Bild auftauchte, aber die Hauptrolle in BLOW UP spielte, der ja wiederum in eben jener Stadt zu jener Zeit spielte und (beiläufig zur erzählten Thrillergeschichte) ebenfalls das Gefühl dieser Ära aufs feinste zusammendestillierte. Dass wiederum Vanessa Redgrave in beidem auftauchte – hier mit politisch bedenklichem Kubakitsch, dort als sexuell untertouriges Upperclass-Rätsel – ist total wurscht, obwohl es in einem Giallo (ein Genre, das BLOW UP sicher nicht unwesentlich vorbereitet hat) eine nette Nebelkerze wäre.

Der gute David wurde also mittels nur eines Filmes zu einem ikonischen – wenn auch merkwürdig weichlichen – Gesicht der mittleren 60er, um danach deutlich unsichtbarer zu werden, sich aber wie eine Flipperkugel zwischen Filmnischen jedweden Niveaus herumzuballern. Dario Argento war entweder nach einem Insiderscherz zumute (oder einer gewissen Phantasielosigkeit), als er ihn in 1975 PROFONDO ROSSO mit stylischen BLOW UP Vibes als blasierten Müßiggänger castet, der womöglich zufällig Zeuge eines Mordes… usw.

Für alle, die jetzt ebenfalls verwirrt auf falscher Fährte sind: wir sehen nicht BLOW UP und auch nicht PROFONDO.

Denn Hemmings schaffte es 1978, als ziemlicher Niemand und regiemässiger Laie die Verantwortung für eine internationale Big Budget Produktion zu bekommen. Wie auch immer. Rätselhafte Zeit.

JUST A GIGOLO ist einer jener Filme, bei denen vermeintlich nichts schief gehen konnte (Marlene „Blauer Engel“ Dietrich erst- und letztmals vor die Kamera überredet nach 15 Jahren Rückzug! Curd „Alles-vom-1956er-Blauen-Engel-Remake-bis-zu-James-Bond“ Jürgens! Kim „Vertigo“ Novak!) – und der sich doch zu einer ziemlichen Katastrophe entwickelte. Sonst würden wir ihn ja nicht zeigen.

Vielleicht war es nicht die beste Idee des Regisseurs, sich selbst als schwulen Nazi zu casten (und schon rein technisch bedingt im Blindflug zu inszenieren), oder Sydne Rome eine tragende Rolle zu verpassen (bevor sie sich darauf besann, dass sie vielleicht doch lieber die europäische Aerobic-Fonda geben möchte), oder sich nicht entscheiden zu können, wann man eine gefährlich-dramatische Szene dreht und wann Slapstick (und einfach beides von sichtbar ratlosem Schnittpersonal zusammenlöten zu lassen), und sich derart in Sets und Kostüme zu verlieben und zu verlieren, dass plötzlich 147 Minuten auf der Uhr stehen. Huch. Erschöpfte Kritiker zogen die rote Karte.

Bemerkenswert erschien uns aber nicht in erster Linie Kontinuität in Form von Hemmings Gegenwart hier und da, sondern der sich in ihm verkörpernde Wandel der Zeiten – eben waren wir noch in den futuristisch-optimistischen knallbunten PopArt-60s, und ratzfatz vergangene 12 Jahre später sieht die Welt ganz anders aus. Die Aufbruchsstimmung, das Hippe-Revöltchen samt Hasch-Wölkchen, politische Ambitionen: alles verraucht, verschrottet, verspottet. Statt Päppchen standen nun Koks und Heroin auf dem Menü. Die 70er entwickeln sich gritty, zynisch und grau.

Der Phantomschmerz über die verlorenen Utopien führt im vorliegenden Fall zu einer radikalen Raum-Zeit-Flucht: Man wendet sich einer mythisch-fernen Vergangenheit zu, in der alles noch schlimmer, aber auch irgendwie funkelnder war. Byebye herumexperimentierendes Nachkriegs-London, byebye Westcoast-Wuschelhaare, hello dekadentes Vorkriegs-Berlin!

Wem nun ein „Babylon“ durchs Hirn zuckt, der kann besichtigen, dass es nichts Neues gibt unter der Sonne: Aufs Ausgiebigste hat man sich jüngst in Babelsberg der opulenten Ästhetik einer filmischen Titanic, eben des GIGOLO, bedient. Merkt ja keiner, dachte man wohl. Oder: egal!

Und so ist das Hemmingsche Inszenierungsdesaster auch eine merkwürdige doppelte Zeitreise: Für uns geht es gut 40 Jahre zurück in ein Mindset, mit dem man in der ausgelaugten Mauerstadt über wiederum gut 40 Jahre vorher stattgefundene Exzesse und Katastrophen fantasiert. Zu beidem passt jedoch, dass David Bowie in seiner drogendeprimiertesten Zeit ausgerechnet am Drehort sein Lager aufgeschlagen hatte, einer morbiden Faszination für die Weimerer Republik zugetan. Mit respektabler Konsequenz wurde er als Hauptdarsteller im GIGOLO besetzt. Was das Schlamassel auch nicht rettete, aber noch ein bisschen besser aussehen ließ.

I could go on and on … aber genug für heute. Film ab!

F






31.08.2023

Liebe Gemeinde,

nach mysteriösen Abschweifungen ins möchtegernarthousige (inklusive Puffmama Marlene), wird es noch verrätselter:
Es erwartet Euch ein Überraschungsprogramm, ausbaldowert von Herrnjörgritter auf dem heutigen Rücksturz aus fernen Landen.

Stay „tuned“ , bis morgen!

Im Auftrag

F



Liebe Himmlisch-höllische Zuschauer:innen-schar,
die moralische Schere: So weit geöffnet, dass sie schon wieder geschlossen ist.

Haben wir uns nun schon ausgiebig mit den verschiedenen Spielarten des Aktiv-Passiv-Wandelns zwischen Himmel und Hölle beschäftigt und jede noch so fragwürdige finstere Seelenecke unterschiedlichster Protagonist:Innen ausgelotet, die wirklich, WIRKLICH nicht gerne aus ideologischen, moralischen oder sonstwelchen Gründen zu Schwertern, Möhrchen, Wummen und sonstigem Mordwerkzeug greifen, um den sehr schmalen Pfad zwischen Dämonischer Mordermaschine oder himmlischem Killer mit dem Herzen auf dem rechten Blutfleck zu beschreiten, wie gesagt, niemals freiwillig, immer durch Moralcodex, allgemeine Gepflogenheiten arschlöcheriger Natur oder moralischer Gemengelage geradezu genötigt, am Ende dann doch ein relativ stattliches Massacker im Dienste dieser oder jener Sache zu veranstalten, wenden wir uns diesmal dem interessanten Fall eines Mannes zu, der sich eindeutig der Sache des Schlechtmenschentums verschrieben hat und wirklich aus freien Stücken und mit Freude an der Sache als Arschloch durchs Leben geht.

Und dessen Probleme in dem Moment beginnen, da ihm buchstäblich Engelsflügel wachsen, die ihn gegen seine Natur zwingen, plötzlich Gutes und Besseres zu tun.

Unser misanthropes Kerlchen, eigentlich nur ein griesgrämig-vage sadistischer Nichtsnutz, der größtenteils in einer kammerspielhaft inszinierten Bar inklusive verlotterter blonder Bardame, eifersüchtig – gierigem Barkeeper, dubiosen Doktoren und noch der einen oder anderen verlorenen Gestalt mehr herumlungert, versucht vergeblich, sich der (irritierender Weise mit einer Art Bewusstsein gesegneten) Flügel zu entledigen und führt fortan einen komplizierten Mehr-Fronten-Kampf um seine (Arschloch)-Freie Willens-Autonomie und gegen gierige, fragwürdige Normalos, die zwar ab und an in den Genuss der erzwungenen Wohltätigkeiten unseres Engels wieder Willen kommen, am Ende aber immer ihrerseits in egoistische Verhaltensmuster zurück fallen und unserem gequälten Helden das Leben buchstäblich zur Hölle machen.

Einfache, dumme, gierige und verlorene Menschlein unter sich, unerklärliche Wunder, die niemanden so recht auf den Pfad des Guten zu bringen vermögen, surrealistische Verformungsorgien und die ein oder andere bizarre Verfolgungsjagt, dazwischen lange, sperrige Passagen unangenehmer Tristess in einer schummerigen Bar, die zu einer Art Weltbühne inmitten eines selbst entfachten Fegefeuers für die erbärmlichen Protagonist:innen-Schar gerinnt: Seelenmassacker fast ohne Tote, üppig mit surrealistisch-makabren WTF und Ekel-Momenten angereichert, in famoser Buntstifttechnik (und ebbes Computercoloriererei) grandios von Animations- und Zeichentrick-Legende Bill „Enemies“ Plympton in Szene gesetzt, erwarten uns in „Idiots and Angels“ (USA 2008), für den Terry „Brazil“ Gilliam persönlich eifrig die Werbetrommel rührte.
 
„It's about an asshole guy who wakes up one morning with wings on his back" (Bill Plympton, 2010)
 
19:00 Beflügelnde Gespräche
20:00 Flügel für den Flegel
 
J+F+A




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07.09.2023

Liebe Gemeinde,

es kommt selten vor, dass (zumindest ein) Kurator eures demütigen Triumph Rates aufgibt.

Und zwar den Versuch, in einem TMN Einladungstext per Recherche eine schmissige, knappe Zusammenfassung eines Polkulturphänomens zu liefern, welche auch nur in Ansätzen ein gewisses Verständnis für die exorbitante, ausufernde, von Skandalen, Geldmangel, grenzenlosem Einfallsreichtum in Tateinheit mit manisch-kindlichem Vergnügen an aberwitzig naiv-brutalem Zerstörungswahn bei gleichzeitigem delirös-religiösem SF/Monster/Kinderspass/Effektraserei-Getue geprägte ULTRAMAN Reihe zu wecken imstande wäre.

Wühlt Euch meinethalben durch das 795604000 Seiten starke Fan-Wiki, lest hunderte von Büchern, glotzt alle TV Serien, sämtliche Filme, zockt die Videospiele, macht, wonach Euch der Sinn steht – dem Universalgelehrten Allgemeinverständnis nützen wird es wahrscheinlich nicht die Bohne. Dieses nerdige Pop-Clusterfuckup aus SF, Superhelden und Monstertrash, geschmacklichen Entgleisungen und hochgradig irritierendem mystizistischem wahnhaften Religionssalat, mag sich noch so schön aus diversen Strängen Chinesisch – Thailländisch – Japanischer Kinder- und Jugendunterhaltungshistorie herleiten lassen, zu verstehen ist da aber weder die Basis NOCH die Bohne.

Man schmunzelt, schämt, gruselt und staunt sich um Kopf und Kragen und das ist gut so.

Und ich?
Ich sach nix.

Außer:
Männer in Gummikostümen, Reinkarnation, Indisch/Chinesisches/Hinduistisches Göttercrossover, Psychedelic, Psychedelik, Psychose-Delih, eigentlich alles Psycho hier.

Versucht gar nicht erst, diesen mitten in den Siebzigern entstandenen Thai/Japano/Chinesischen cineastischen Amoklauf irgendwie in eine sinnstiftende Reihe oder Chronologie mit dem gigantischen ULTRAMAN-Pop-Universum zu stellen, meidet ellenlangen Berichte über sonderbaren Lizenz- und Rechtsstreitigkeiten, die verständlichen Vorbehalten der Inder, die es irgendwie nicht nachvollziehbar fanden, dass auch noch die Hinduistische Götterwelt in den ganzen Prä-Postmodernen Schund-Schlamassel hineingezogen wurden und die in ihrer Gemengelage dazu führten, dass der Film von offizieller Seite aus dem ULTRAMAN Kanon verbannt wurde und mindestens 5 (!) verschiedene Schnittfassung kreuz und quer durch das Intergenetze taumeln (wir sehen den original Thai Kinocut, der mit der längste und Vollständigste zu sein scheint, auf Gedeih und Verderb, weil einem die stressigen, genretypischen Naseweis-Gören und die verzweifelten Humor-Versuche das Warten auf die nächste psychedelisch-infantile Action-Szene mitunter etwas strapaziös erscheinen lassen).

Aber seid Gewiss: jede inhaltliche „cringe“-Durststrecke in diesem wilden Durcheinander, die wir aushalten müssen, wird mit wirklich kaum zu toppenden Sequenzen entlohnt.

Oh ihr Höheren Wesen, die da über uns zu walten scheinen, und WAS für methaphysisch-beknackte Passagen uns da erwarten! Hach.

The 6 Ultra Brothers vs. the Monster Army

(ウルトラ6兄弟VS怪獣軍団,
Urutora Roku Kyōdai tai Kaijū Gundan)
Hanuman Meets 7 Supermen (หนุมาน พบ 7 ยอดมนุษย์ -
Hanuman pob Jed Yodmanud),
‘หนุมาน พบ 7 ยอดมนุษย์’
D.:Shohei Tôjô, Sompote Sands
Thai-Japan 1974

„2001 move over!“

Oder besser:

„Let there be light!“
„How much?“
„ALL OF IT AND THEN SOME!“

J+F+A





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14.09.2023

Sehr verehrtes Publikum.

Der schmale Grat zwischen Himmel und Hölle – wir haben ihn mehrfach schon beschritten. Heute geht es endlich mal ganz sortenrein in die Hölle. Es hilft nichts, jetzt wird es ernst und unser „long con“ offenbart sich in seiner vollen fürchterlichen Pracht.

Jawohl, liebe Mitmaunzer:innen, der Reality-Check-Regler wird auf 11 gecranked und wir haben das zweifelhafte Vergnügen, einmal mehr in die Abgründe des Mainstream-Kinos einzutauchen wie neugeborene Katzenbabys in steinbeschwerten Säckchen in die Fluten des örtlichen Flusses.

CATS
USA/GB 2019
R.: Tom Hooper

T.S. Eliots wunderbar leicht dahingeworfene Kindergedichte über unterschiedliche Katzentypen „Old Possum’s Book of Practical Cats“ von 1939, haben mit Sicherheit so einiges an warmherziger Aufmerksamkeit und mildem Verständnis verdient, ihr Autor, einer der Hauptvertreter der literarischen Moderne, hoch-gläubig und eher antisemitisch unterwegs, literarische Lorbeeren und eine gehörige Tracht Prügel. Die von Kritikern weltweit etwas trashunkundig als „Schlechtester Film aller Zeiten“ bezeichnete Verfilmung des an sich schon fragwürdigen Erfolgsmittelmassmusicals CATS, vom notorischen Andrew „Jesus Christ Superstar“ Lloyd Webber mehr schlecht als Recht mit einer wirren Rahmenhandlung versehen und durch die Hardcoreschnulze „Memories“ äh, aufgewertet, überschreitet hier allerdings derart viele Geschmacksgrenzen, dass es uns geraten scheint, diese Flop-Gurke einmal genauer zu betrachten.

Haschtag Bildungsauftrag.

Der ursprünglich als reiner Animationsfilm geplante Uncanny-Valley-Salat strotzt nur so vor Inkonsistenzen, alptraumhaften, halbdigitalen Kreaturen, Fremdschäm-Momenten, bizarren Idiotien und hochnotpeinlichen Entgleisungen. Waren schon die katzisch angemalten Akteure der Bühnenvariante eher von bedrückend naiv-überdrehter Un-Sinnlichkeit, so ist der verdrehte Anspruch, vermittels „modernster“ Computertechnologie die menschlichen Darsteller des Films in dauerrollige „realistische“ Katzenmenschen direkt aus der Hölle zu verwandeln, wirklich kaum mehr zu entschuldigen.

Es half auch nicht die Bohne, den Regisseur der ebenfalls reichlich geschmacksfreien „Les Misérables“- Musicalverfilmung, der mit seinem ebenfalls erstaunlich revisionistisch-reaktionärem „The King's Speech“ sogar ein paar Oscars einsammeln durfte, ans Ruder zu lassen.

Berufenere als ich haben sich schon eingehend mit dem Für und vor allem Wider von digital erzeugtem Fell, einer „Bahnbrechenden Katzenschwanztechnologie“, dem Fehlen der für Katzen charakteristischen Popolöcher, dem irritierenden Mischmasch aus menschlichen Gliedmaßen und Sekundärgeschlechtsteilen in grellbuntem, mal zu überdimensionierten, mal abstrus verkleinertem künstlichen Hyperkitsch-Ambiente, beschäftigt, und ich empfehle dringend einen Streifzug durch das weltweite Gewebe, wo jeder Renderfehler, jede technologische Entgleisung (die sogar im Veröffentlichen eines Grafik-Patches NACH dem Filmstart mündete, der in den leer gefegten halbdigitalen Kinosälen irgendwie noch retten sollte, was schon längst nicht mehr zu retten war), jede grauselige, oversexte Darbietung exzentrischer Spitzenmusiker:innen und Komiker:innen schonungslos dokumentiert wurde und, siehe Oben, die Forderung „Release the Butthole Cut“ nur eine der popkulturellen Schrullen ist, die erwartungsgemäß auf der Bildfläche erscheinen müssen, wenn überdimensioniertes Wichtigtuertum, mit grenzenloser Selbstüberschätzung Hand in Hand gehend, in das für dergleichen hoch-affine Internetz gespült und von der Größten aller „Blödmaschinen“ (Seesslen) absorbiert und transzendiert werden.

Auch die seltsame Idee eines Vice-Autoren, die Rezeption dieses widernatürliche Schlamassel vermittels Einnahme psychedelischer Substanzen irgendwie aufzuwerten, darf mit Fug und Recht als journalistisch-narzisstisches Eigentor gewertet werden und wir raten beim Betrachten des Films dringend zu umsichtiger Selbstmedikamentation, weil Set und Setting nun mal das Aaah und Oooh einer jeden gewinnbringenden Drogenerfahrung sind und beides hier nur bedingt in Einklang mit der harten Realität eines fast zweistündigen Komplettabsturzes in eine kinetisch fordernde, Netzhaut strapazierende Kommerz-Apokalypse im tiefsten hintersten Eckchen des Uncanny Valleys, gegeben sein dürfte.

Himmel, nicht mal die ernsthafteren Vertreter der Furry-Szene, für die das seelenzerstörende digitale Kuschelwuschel möglicherweise noch zum Kultfilm hätte taugen können, wollten etwas mit dieser Produktion zu tun haben und wenn es auch – natürlich – in den verblödeten Staaten jenseits des großen Brackwassers hier und da Aufführungen in Kostüm unter Mitsing-Zwang gibt, eine neue „Rocky Horror Picture Show“ für Fellfetischisten ist auch hier nicht aus der Taufe gehoben worden.

Lieber einen Haufen „Katzenpfötchen“ und ein Schüsselchen Milch parat und sich selbst mit größtmöglicher Klarheit einem unfreiwillig psychedelischem High-End-Clusterfuckup stellen, der keiner weiteren chemischen Relativierung bedarf.

Naja, Katzen – äh – Menschengras geht natürlich immer.


19:00 Schnurren

20:00 digitales Haarballengewürge

J+F+A






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21.09.2023

Liebes strapazierfähigstes Publikum der fucking Westlichen Welt,

hatten wir es in dem Katzen-Chimären-Psycho-CGI-Höllenspektakel der letzten Veranstaltung mit „Menschen“ zu tun, die aus welchen fragwürdigen Gründen auch immer, uns aufs drastischste vorgeführt haben, was passiert, wenn überkandidelte, untertalentierte technik-missverstehende Großmäuler versuchen, „Katze MINUS zwoopunktnull“ aus der Taufe zu heben und das grauselige Katzenkind, ach was, eigentlich ALLES mit dem Bade gnadenlos in die Sickergrube der seelenzerstörenden Cineastisch-Musicalesken Overground-Abnormitäten ausschütten (again: tiefsten Respekt für alle, die das Elend mit er- und getragen haben. Urkunden sind in Arbeit!), schauen wir uns diesmal an, was passiert, was kaltherzige Über-Killer mit irgend einem humanistischen Restanspruch und einer bedenkenswerten Vorliebe für Mohrrüben so anstellen, wenn die Cartoonwelt von Bugs Bunny und Co. in die „reale“ Welt von Mord und Totschlag überführt wird.

Wir versuchen hier, verschiedensten Betrachter-Wünschen und thematischen Strömungen gerecht zu werden, die auch aus seelsorgerischen Gründen besonders nach dem strapaziösen und mitunter immer noch nicht recht verdauten Katzenpissefarbenen CG-Iiiiegitt-Spektakel der letzten Wochen dringend bedacht und erfüllt werden wollen. Wir sind keine Untot- äh Unmenschen und unser aller Seelenheil steht an vorderster Stelle.

Das Puzzel stellte sich also folgendermaßen dar:
Gewünscht wurde: ein hoher Bodycount (Hefe), KEIN Trickfilm (Hefe, Brain), „Egal, fetzig und keine fucking Katzen“ (alle Anderen).
Gleichzeitig muss Brain für die FETTEN BOSSE DA OBEN abends ran und kann nicht mit gucken, so dass

a) ein Film gewählt herbei musste, der ihn womöglich nicht so sehr interessiert, aber
b) unter seinem kapitalistischen Ehrgeiz keiner von uns bettelarmen Schluckern und breiten Arbeitsverweigerern mit Katzentanzallergie und verstümmelten zarten Seelchen, unter irgend einem uninteressanten Film-Haarballen zu leiden hat.

Also fiel die Wahl auf:

Shoot 'Em Up
USA 2007
R: Michael Davis

Gründe: Der Streifen ist im Prinzip eine Trickfilmhommage (der Held wird fast schon penetrant mit Bugs Bunny-als-Killer assoziiert, bis hin zu bizarr beknackter Mohrrüben-Action und einem Elmer-Fudd-mäßigem Gegenspieler), und Brain mag keine Trickfilme, verpasst also nix.

Gut.

ABER Hefe mag auch keine Trickfilme, ist jedoch als Zuschauer und CATS-Überlebender dabei und braucht dringend eine hohe Kill-Frequenz (Konsens mit den restlichen Teilnehmern übrigens) als Rosskur gegen den nichtigen, windelweichen CGI Seelenfresserfilm der letzten Session..

Lösung: Ein Film, der zwar cartoonhafte Baller- und Gore-Einlagen bietet, allerdings von menschlichen cartoonesken Gestalten GANZ OHNE CGI Makeup bevölkert ist, in dem jede Menge herumgeballert und Stuss geredet wird, Monica Bellucci irgendwie auch dabei -und alles ohnehin nach zwei, drei geleerten Magazinen scheißegal ist, Hauptsache überdreht und (fast schon etwas zu herzlos) Gewalt mit Comedy, Sexualität und Wasweißich verschmelzen.

Der Film passt auch sehr gut in unser diesjähriges Semester, weil erneut ein fragwürdiger Killer, der es bei allem „Humor“ trotzdem schwer macht, ihn irgendwie sympathisch zu finden, mit einem Baby als hilflosem, moralischem Kompass-Ersatz durch die Gegend zieht und Quatschigkeiten in Tateinheit mit einem grenzdebilen Plot in immer ausufernderen Blutbädern und exzessivem zynischem Gemache und Getue münden.

Wir sind nicht mehr in der Hölle, aber weitab vom Himmel in irgend einer Neeerd-Hippster-Action-Sackgasse der mittleren Nuller unseres Jahrhunderts gelandet, und fanden Teile des Kuratorenteams den Film in seinem Erscheinungsjahr noch zu aufdringlich cool tuend und Gewalt und Humor hochgradig geschmacklos verschmelzend, so scheint in diesen rabiaten, zynischen Zeiten dieses zwar häufig selbstgefällige, aber durchaus gut gelaunte Möchtegern-Hong-Kong-US-Spektakel ein entspannendes Kontra zu den Höllenschnurrhaaren und digitalen Rotzfahnen des letzten Streifens zu bieten.

Immerhin: allein dafür, dass unser „Held“ zwar permanent an Möhrchen knabbert, uns aber digitale Hasenohren oder garstige Fake-Schneidezähne oder, grusel, Puschelschwänze erspart bleiben, gebührt dem Karotin-getränkten Nerd-Watch-Bait aufrichtiger Dank.
„Freuen“ wir uns also auf eine brachiale Anti-Katzen-Wurmkur-Mischmascherei, irgendwo zwischen Okami, Hard Boiled, The Mandalorian (yep.) und überdrehtem Kindskopf-Kino, souverän von Hong Kong Actionfilm-Kameramann-Veteran Peter „The Killer, Crouching Tiger, Hidden Dragon“ Pau in Szene- und letztlich vom schwer verschusselten Michael „100 girls, Double Dragon“ Davis in den Sand gesetzt , der womöglich bei seiner Arbeit als Storyboarder hätte bleiben sollen, offenbaren doch die wirren, mehr als einmal schwer an Ästhetik und vor allem gutem Geschmack achtlos vorbeiholpernden Szenenfolgen, dass man ein so seltsam abgestumpftes, misogynes, nicht wirklich erwachsen gewordenes Nerdkind (resp. dessen Fantasien), besser nicht auf reale, empfindsame Menschen loslassen und dessen abseitige Vorstellungen von Humor und Originalität dem durchschnittlich beseeltem Normalpublikum eher nicht offenbaren sollte, zu seinem und der Allgemeinheit Schutz.

Kleine Triggerwarnung für US-Innenpolitik-interessierte und Pazifisten:
Wenn auch der Regisseur sich eindeutig auf die eher im phantastisch-surreal-alptraum-Kugel-Ballet angesiedelten Hong Kong Streifen John Woo-scher Machart bezieht, so dreut uns dennoch unappetitliche Gun-Propaganda-Pornographie, die eine:n einmal mehr ungläubig und ratlos und womöglich etwas ärgerlich den Kopf schütteln lassen wird.
Muss DAS jetzt auch noch sein? Was erlaube Amerika?

Na klar: „normalbeseelt“ sind wir nun wirklich nicht, und „Durchschnitt“ reimt sich auf „Bullshit“, deshalb munter drauf los und Katzen-Trauma-Feuer mit Feuer-Trauma-Hasen bekämpfen.

19:00 Sich die Sache mit den Möhrchen freiwillig durch die Köpfe gehen lassen
20:00 Leuten dabei zusehen, die sich die Sache mit den Möhrchen unfreiwillig durch die Köpfe gehen lassen

J+F+A





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28.09.2023

Petrus: „Da bist Du ja endlich. Wo hast Du gesteckt?“

Gott: „Ich war unterwegs mit den Kumpels und dann...“

Petrus: „Guck Dir mal an, was da unten los ist.“

Gott: „Ach du Scheisse. Was ist das für ein Qualm?“

Petrus: „Das ist nur der Rest, der sich grade verzieht. Drunter das, was von Europa übrig ist. Nazis. Weltkrieg. Das volle Programm.“

Gott: „Kann man die denn nicht mal zwölf Jahre alleine lassen, ohne dass sowas passiert? Neulich noch so: Inflation, Protestwahlen, bisschen Chaos, man denkt, die kriegen sich schon wieder ein …“

Petrus: „Ich zeig Dir gar nicht erst, was die Japaner und die Amis auf der anderen Seite angestellt haben.“

Gott: „Nee nee das kotzt mich echt an. Und jetzt?“

Petrus: „Woher soll ich das wissen? Du bist hier der Boss.“

Gott: „Ok ok. Hilft ja alles nichts. Also gut. Bringen wir sie auf andere Gedanken. Wer ist am miesesten drauf?“

Petrus: „Die Deutschen natürlich, schon wieder verloren…“

Gott: „Wie wärs mit nem Film?“

Petrus: „Die drehen schon seit 2 Jahren so „Trümmerfilme“, ziemliche Downer…“

Gott: „Nixda, ich mein was Lustiges. Mit Gesang!“

Petrus: „Bist Du sicher?“

Gott: „Gut, wir können es ja an die Umstände anpassen... es könnte zum Beispiel um einen depressiv verstimmten Selbstmörder gehen… oder um Adam und Eva... oder beides… irgendwie“

Petrus: „Ist das deutscher Humor?“

Gott: „Ach wie das da unten aussieht, wissen die doch gar nicht mehr was sie gut finden. Wir können die ruhig ein bisschen challengen.“

Petrus: „Hm, Filmmaterial hätten wir noch, die hatten was zurückgelegt für die Wochenschau zum Endsieg…“

Gott: „Siehste“

Petrus: „Aber bei der Ausstattung müssen wir sparen. Alles kaputt. Und grade kommt so was reduziertes in Mode, Neorealismus…“

Gott: „Quatsch, ich will’s krachen lassen! Bühne! Kostüme! Showgirls! Lasst Euch was einfallen! Schwierig? Wenn ich so rumgeheult hätte bei der Schöpfung… Ich will Roboter! Miniaturklaviere! Fliegende Steinhände, 5 Meter groß! Retortenfrauen! Orgien!"

Petrus: „Schon gut, verstanden, geht irgendwie… aber was machen wir mit dem Personal, es sind ja einige draufgegangen und vom Rest sind noch nicht alle entdingst, äh nazifiziert…“

Gott: „Konstruktive Vorschläge bitte.“

Petrus: „Lass mich schauen … es gibt ein paar Exilanten, die es knapp rausgeschafft hatten, die könnten eine alte Kabarettnummer von sich umschreiben... dann hab ich noch nen Regisseur, der sich durchgewurschtelt hat mit Sachen, die nicht alle durch die Zensur kamen … beim Rest wirds schwieriger, vielleicht nen Kameramann der den einen oder anderen strammen U-Boot-Film runtergekurbelt hat, aber was will man machen… ne Schauspielerin aus KOLBERG…“

Gott: „KOLwas? Ach egal, klingt doch passabel. Machen.“

Petrus: „Mir ist noch nicht ganz klar, wie das mit dem Humor funktionieren soll...“

Gott: „Da fällt uns schon was ein. Wie wär’s, wenn wir Kätzchen … nee besser ein Hündchen einbauen, und uns beide?“

Petrus: „Was soll das denn werden? Fehlt nur noch, dass wir den Anderen auch noch …“

Luzifer: „Sie haben gerufen?“


ODDBALL TIME !!! F&J&A

(gegeben ward DER APFEL IST AB, DE 1948)






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05.10.2023

Offenbach,
03.10.2023,
Tag der deutschen Einheit,
17:45

Inoffizielles Protokoll des Hohen Rates der "Quisquiliae Ludere Noctis"

F.: "Du J., ich hab Donnerstag keine Zeit, ich hab da was administratives zu erledigen."
J.: "Hmmmmhmm."
F.: "Da ist Trashmovienight..."
J.: "Ahhja, stimmt da war was."
F.: "Schon eine Idee was ihr da zeigen wollt?"
J.: "Nö".
F.: "Also, ich würde ja ungern einen guten Film verpassen, haben wir denn nicht einen miesen Film auf den ich absolut keine Böcke habe und der mir thematisch komplett am Arsch vorbeigeht?"
J.: "Sowas mit 'Comedy'?"
F.: "Hmmm. Ja...?!"
J.: "Sport?"
F.: "Jaaa..."
J.: "Amerikanischen Fratboy-Losern á la "Animal House" nur ohne Uni als soziokulturellen Blueprint?"
F.: "Jaaaajaaa?!"
J.: "Den Machern von Southpark, allerdings als Schauspieler und geschrieben von nur einem Teil der Zucker Brüder?"
F.: "Ineressant ... NOT!"
J.: "Von 1998, als "There's Something About Mary" die beste Komödie des Jahres war der beworben wurde mit: The guys who did 'Dumb & Dumber' bring you a love story?"
F.: "Was?! Komisch spezifisch, aber jaaaahaaa?! Warte, ist das nicht die Romkom, wo der beste Witz ist, das sich Cameron Diaz die Sacksahne von Ben Stiller in die Haare schmiert? Und dagegen hat der Film geloost?"
J.: "Naja, laut Boxoffice war der "There's Something About Mary" immerhin auf Platz 4."
F.: "Und den, den ihr zeigen wollt?"
J.: *scrollscrollscroll* "Hunderteinunfünfzig."
F.: "Boah, das klingt ja mal richtig Scheiße. Den will ich auf JEDEN Fall verpassen. PERFEKT! Aber wie kommst Du da so schnell drauf?"
J.: "Weißt Du noch das der A. letztens einen Film vorgeschlagen hatte und wir eine ernsthafte Diskussion gerade noch so durch einen abrupten Themenwechsel abwenden konnten?"
F.: "Ahhja, stimmt da wo es so eine lange unangenehme Stille gab?! Man war das peinlich, aber da ist mir echt nichts mehr zu eingefallen. "
J.: "Ja, CRINGE... aber ich würde mich opfern."
F.: "Danke Bro, das nächste mal gibt es auch wieder einen Italoschmuddelstreifen aus den 70ern mit vielen psychedelischen drogeninduzierten Effekten!"
J.: "Darauf ein dreifaches 'Neumann'"!

Webileaks, 2023

Na gut, ob es genau so zu der Filmauswahl kam hat kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber mein innerer Pausenclown drückt dich eine Beerfest-Träne aus dem Auge. Verdammt, wir haben CATs überlebt und 500 mal "Hannuuuuumaaaaaaaaaan" gehört, was uns nicht tötet, stumpft uns nur noch mehr ab!

Nun zum eigentlichen Thema:

Die Humortrashfraktion der TMN präsentiert:

BASEketball
1998
David Zucker
(dt. Die Sportskanonen)

Inhaltlich lässt sich hier nicht viel spoilern, man hat es mit einer Art Satire zu den üblichen doofnasigen preptalklastigen Sportfilmen, die es auch nur irgendwie in Amerika gibt. Bei meinen Recherchen stellte sich allerdings raus, dass die Idee der Sportart aus der tatsächlichen Praxis von David Zucker stammt, der in seiner Auffahrt Basketball mit Baseballregeln gespielt hat. Allein die Tatsache, das jemand diese erzbescheuerten Regeln überhaupt versteht, diese aber noch abstrahieren kann hat mich dann doch ein wenig beeindruckt.

Zu erwähnen sei noch: Die beiden Hauptdarstellern, Matt Stone & Trey Parker, den Machern von Southpark und dem schon hier goutierten "Team America: World Police", waren nicht gerade erste Wahl für die Besetzung, Chris Farley wollte aber diese Rolle nicht haben, also der unlustige Fettsack aus 'Beverly Hills Ninja' (humurös da adipös).

Matt Stone und Trey Parkers Karriere schien aber auch vorbei zu sein, da zu dem Zeitpunkt als sie den Gig annahmen, Southpark gecancelt werden sollte. Dumm nur, das Southpark dann doch verlängert wurde und die Beiden Hauptdarsteller tagsüber filmten und nachts an Southpark saßen, was erklärt warum die Beiden fertiger aussehen, als sie eigentlich für ihre Rolle müssten. Erfolg is a hell of a drug....

In diesem Sinne, ich hoffe auf zahlreiches erscheinen wenn es heisst: Noneumannnoneumannnoneumann....

A,J & F

19:00 Sportschau
20:00 Spottschau
21:00 Angebliches Erscheinen von Neumann
(der dann doch pünktlich war)






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12.10.2023

Da habt ihr aber noch mal Glück gehabt.

Denn: Einer Eurer Seniorkuratoren war kurz davor der Versuchung nachzugeben, die letztwöchentliche Flachwitznummer versuchsweise zu unterbieten, und zwar mit einer italienischen „Komödie“ aus den 70ern, in der aber auch gar kein Witz lustig ist – woraufhin der ebenso langverdiente Kollege recht bestimmt votierte, dass eine andere Option „besser passt“. Ob dem so ist (oder ob wir hier Zeuge wurden eines Anflugs von Skrupeln, Euch – und sich – dieser Zumutung auszusetzen), das wird demnächst intern geklärt. So oder so ist jedoch sicher, dass jener Kelch gradezu kosmischen Ausmaßes mittelfristig nicht an Euch vorübergeht. You bet.

ABER da natürlich auch die Zweitidee erste Sahne ist, EBENFALLS aus den 70ern und Italien datiert SOWIE so manche letzthin anmoderierte Checkbox tickt (bewusstseinsverändertes Handeln und Wandeln, Style vonvornbishinten, bunte Synthetikbekleidung und Momente, die zum seriellen Jauchzen von Nachnamen im Chat führen könnten) erwartet Euch

LISA AND THE DEVIL vom hochverehrten Mario Bava, dem wir so manch gloriose Stunde verdanken. Diesmal bestaunen wir keine VAMPIRE GEGEN HERAKLES (Playlist 2013), keinen superschurkigen DIABOLIK (Playlist 2007), keinen HALLOWEEN-vorwegnehmenden BLUTRAUSCH DES SATANS (Playlist 2002), keine blutig-melancholische MASK OF SATAN (Playlist 1996), keine dreckigen schwitzigen klaustrophobischen WILD DOGS (Playlist 2003) usw. usw., sondern den vielleicht poetischsten Film des Maestros, mit Betonung auf einem morbiden „Poe“. Oder vielleicht passender als der Edgar Allen, wär der Ambrose, aber beim „vielleicht biercigsten Film“ stiegen dann vermutlich die aller-allermeisten Leser unserer Einladungen aus, und das möchten wir dann doch nicht riskieren. Also keine verworrenen Anspielungen mehr auf Autoren der Schwarzen Romantik! Versprochen. Zumindest bis nächste Woche.

Denn es gibt ja auch so allerhand zu entdecken und zu entwirren zu diesem Film.
  • Dass um ein Haar Anthony Perkins mitgespielt hätte – man ihm allerdings die Rolle einer Gräfin anbot, und daraus leider nichts wurde
  • Dass aus irgendwelchen Gründen in Spanien gedreht werden musste, so dass man aus Kostengründen einen spanischen Kameramann anheuerte – der sich dann als so perfektionistisch rausstellte, dass es selbst dem visuell gnadenlos anspruchsvollen Bava fast zu viel wurde
  • Dass man auf die Idee kommen kann, auch als italo-untypisch schmuddelunanfälliger Regisseur die notorisch spärlich bekleidete, aber eben auch durchaus spielfreudige Elke Sommer vor die Kamera zu bitten – geschenkt.
  • Wie und warum allerdings Telly Savalas in die Sache hineingezogen werden sollte und konnte, grade als er 1975 schwer beschäftigt war, eine Kojack-Season nach der anderen runterzukurbeln (Sommerurlaub in Bella Italia? Jemandem „einen Gefallen schuldig“?), ist wohl nicht mehr rauszubekommen.

Bemerkenswert, dass dies der wohl erste (und letzte) Film war, den Bava genau so machen konnte wie er wollte, frei von den sonst üblichen Drangsalierungen seitens der Produzenten – und dass jene dann auf die Idee kamen, dass man – bei aller Wertschätzung für das doch recht eigenwillig-sperrige Ergebnis – aus dem gedrehten Material vielleicht auch etwas anderes schneiden könnte, das sich ein bisschen besser verkauft … gedacht, getan. Ausgerechnet Bavas Sohn wurde beauftragt, unter Hinzufügen möglichst weniger, möglichst günstig und schnell gedrehter Szenen einen EXORZISTEN-Klon zusammenzuschustern, der tatsächlich das Licht der Welt erblickte als HOUSE OF EXORCISM. Zu alten Zeiten hätten wir Euch vielleicht mit einem Double Feature malträtiert – so bleibt es zunächst dabei, dass ihr Euch beim Betrachten des Originals versuchen könnt auszumalen, wie um Himmelswillen man diesem trippigen, traumartigen, wunderschönen Werk einen sicken Friedkin-Spin geben könnte – ohne kotzendes Kind weit und breit, nur um eine der Hürden zu nennen.

Aber eigentlich ist das alles egal – auch ohne das ganze Drumherum ist LISA einer dieser Filme, die sich ein merkwürdig dauerhaftes Plätzchen im Bewusstsein der Betrachter einrichten können. So ging es zumindest Eurem Kurator für diese Woche, der meinte schwören können, dass wir den schon mal gezeigt hätten, in ferner Vergangenheit. Die unbestechliche Playlist sagt nein, und das passt gut zu jener Zwischenwelt, in der niemand sagen kann, was real ist und was imaginiert.

Film ab!

F&J&A





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19.10.2023

¡Hola!

Unser hochgeschätzter Kurator J hat sich aus rätselhaften Gründen jüngst dem Nicht-Abreissen-Lassen einer „Höllenreihe“-Agenda verschrieben – wirft etwa schon der circa 2025 zu erwartende sechshundertsechsundsechzigste Film auf unserer Playlist seine dräuenden Schatten voraus?

Ach ganz egal, jedem sein Pläsierchen: nichts einfacher, als (in kurzfristiger Vertretung für ebenjenen etwas maladen J) was Passendes aus dem Hut zu zaubern, schwarzmagisch versteht sich.

DR SATAN VERSUS BLACK MAGIC stammt aus hochproduktiver Zeit in einem hochproduktiven Land, das bei uns bisher etwas unterrepräsentiert ist: Mexiko, 1968.

Wir lassen die Verlockungen unzähliger Santo-Wrestler-Streifen rechts und links liegen und leisten einem weithin unbekannten Character Gesellschaft, der es ganz kulturuntypisch auf nur zwei Titel, also die kleinstmögliche Definition einer „Reihe“, brachte. Der erste DR SATAN war noch Schwarzweiss, der zweite dafür umso bunter – was nicht nur für die Optik, sondern auch für den Inhalt gilt. Zombies, Vampire, teuflische Superschurkenpläne, ratlos quatschend herumermittelnde Kommissare (mexikanische Varietät, für Fachleute gern zu pitchen gegen italienische Kollegen), recyclingfreundliche Pappmaché-Hi-Tech, explodierende Props, hypnotisierte Damen in Go-Go-Boots, Laserkanonen, Countdowns aus Kaugummi –  you name it, we've got it.

Da man hier rasch den Überblick verliert sei vorangestellt: Man denkt nicht klein in Mexiko – den Deibel selbst gilt es zu retten vor asiatischen Kriminellen, und hierfür wird unser Dr. Satan eingeschaltet, der nach den Anstrengungen des ersten Teils gerade für eine kleine Ewigkeit in der Hölle relaxen wollte, nun aber par ordre du mufti wieder ran muss. Wer in diesem Setup die „Guten“ vermisst, kann lange suchen und sich in nachdenklichen Stunden fragen, ob der zu besichtigende Totalausfall des ethischen Kompasses Ursache oder Wirkung der gewaltfreudigen lokalen Folklore ist. Man kann’s aber auch lassen und statt dessen einen Tequila kippen. Oder zwei.

Nun haben wir den Film schon eine ganze Weile zurückgehalten in der Hoffnung auf eine restaurierte Version – es ist jedoch zu fürchten, dass sich bis auf weiteres niemand der Sache annehmen wird, oder vielleicht gar kein 35mm Print mehr aufzutreiben ist. Daher werden wir seminostalgisch, indem wir einen VHS-Rip zum besten geben. Wer enttäuscht ist sei erinnert, dass die TMN-Veteranen jahrzehntelang dieser Qualität ausgesetzt waren, und hat es uns geschadet? Darüber kann trefflich disputiert werden, morgen ab 19:00.

See you!

F&J&A




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26.10.2023

Wertes Publikum,

wöchentlich purzeln Euch die Einladungen ins Postfach – mit einer Selbstverständlichkeit, die nicht erahnen lässt, welches Ringen mit den Elementen, inneren Schweinehunden, umständlichen Umständen, manchmal Krankheiten, Entscheidungsdilemmas, Uhrzeiten, Substanzen und hohen Selbstansprüchen das alles ein jedes Mal mit sich bringt.

So auch diese Woche, wo Kurator N eine nächtliche Signal Nachricht von Kurator J erreichte:

Neumann!!! Bitte den ftmn Text zu Abby von der 2. Mail (die um 2 Uhr...) Nehmen, der erste war dvhrisse! GIF kann bleiben! Dankeee! 😬🙄

Würdigt also das Folgende! Gemahnt Euer selbst- und fremdberäucherndes TMN Team.

+++

Es sollte, liebe Mitbewohner des Brennenden Braunblauen Blödplaneten, doch mit dem Deibel zugehen, wenn wir nach der intensiven Beschäftigung mit diversen Spielarten der Himmel / Hölle / Fegefeuer-Thematik bei unserer Reise durch Asien, Italien, Deutschland, Usa und sonst-wo, nicht auch mal Afrika, genauer: Nigeria, seinen quasi-satanischen “Senf“ dazu geben lassen würden.

Nun gut, die 1974 im Zuge des „The Exorcist“-Hypes zusammenphantasierte Afrikanischer-Chaos-Wirbelsturm-Sexdämon-Disco-Blaxploitation-Schote vom damals grade mal 28 Jahre jungen William „Grizzly“ Girdler (der bedauerlicher Weise seinen 31. Geburtstag nicht mehr erleben durfte) ist natürlich in den US of A entstanden und des knappe Budget von unter 100 000 Dollar zeigt sich denn auch in seiner vollen minimalistischen Pracht, wenn beispielsweise eine nigerianische Ausgrabungsstätte buchstäblich in einem x-beliebigen Erdloch überall, nur eben nicht in Afrika, gedreht wurde und genretypisch allgemeines, fröhliches Improvisationschaos sein zartes Band in Ausstattung, Schnitt, Kamera und auch sonst, fliegen lässt.

Geschenkt!

One World, One People, One Spirit, One Woman (Carol „Disco Godfather“ Speed, die sich den Umständen entsprechend wirklich mit vollem Einsatz in ihre Rolle wirft) und One Demon, der eben NICHT wie weiland Satan (Exorzist 1), „Pazuzu “ (Exorzist 2) etc. aus unserem meschiggenem alttestamentarischem Quatschkosmos christlich-jüdischer Tradition entsprungen ist, prallen in dieser schwarzen Coverversion des „Exorzisten“ fröhlich aufeinander.

„Èṣù*“, prominente Gottheit an der an wunderlichen Viechern nicht grade armen „Yoruba “-Religion, Gott des Chaos, Erschaffer der Wirbelstürme, Trickster und, exklusiv für diesen Film hinzuphantasiert, manischer Sexualschwerenöter, hieß hier der Dämon der Stunde, der in ein junges, gottesfürchtige Mädchen hineinrasselt. Ist doch nun wirklich etwas anders als das Original, möchte man meinen.

Die dämonischen Rechtsanwälte von Warenannahme-Brothers waren da allerdings anderer Ansicht und schneller, als man „Deine Mutter lutscht Martinis in der Eckkneipe“ sagen kann, war die Produktionsfirma AIP verklagt und der Film aus dem Verkehr gezogen.

Zugegebenermaßen (und vom Regisseur in Interviews lässig bestätigt) liegt hier ein Fall schwerer Hypetrain-Trittbrettfahrerei vor, aber in einer Zeit, da der Original Exorzist derart die Kassen klingeln ließ, dass Jede:r und sei' Beichtmuddavadder einen Dämonenbesetzungsfilm auf den Markt schmiss wie der Priester Smarties nach den Messdienern, könnte Mensch rückblickend den Rechtskundigen eine gewisse Voreingenommenheit unterstellen, als sie ausgerechnet einen Black Movie aus der Menge der Plagiate herauspickten, um an ihm ein sinnloses Exempel zu statuieren:

Filme über von Dämonen besessene Menschlein gab (und gibt) es zu allen Zeiten, und die Macher des bis zu seinem „Verbot“ für eine Low Budget Produktion sehr erfolgreichen Streifens (4 Mio bei 100 000 Einsatz, – Respekt!) gaben sich über die bemängelte Ähnlichkeit hinaus rechtschaffen Mühe, ihr eigenes krudes Ding zu zimmern, andere Religion, andere Dämonen-Special-Moves, Rosmaries Baby Anspielungen, Discokugel-Fu und generelle Blacksploitation-Hipness inklusive. Sogar einen schrulligen „Twist“, der wohl irgendwie das Problem, oben benannten Gott / Dämon noch ohne Not aber mit genreüblichen schmuddeligen Hintergedanken, zum Sexmonster upgegradet zu haben, mit pfiffiger Bauernschläue wegerklären sollte, wurde dem als „einer der besseren Exorzisten-Clone“ gehandeltem Streifen spendiert.

Alles richtig gemacht.

Aber fuckinghellanddamnation, wenn du in den USA nicht die richtige Hautfarbe hast, kann schon mal ein wenig Bigotterie in die an sich ja ohnehin vergleichsweise gottlose Welt des Justizsystems hinein suppen. Der Produktionsfirma AIP war es herzlich egal, die Kasse stimmte und der Film wanderte in die Giftschränkchen der Warner Bros, die sich bis heute weigern, ihre Negative bzw. vernünftigen 35 mm Kopien für eine mögliche Wiederveröffentlichung heraus zu rücken, was uns wiederum in die drollige Lage versetzt, eine schlecht abgefilmte 16mm Kopie, die wiederum Grundlage für noch miesere VHS-Transfers und schließlich erbarmungslose in Sack-und-Asche-Komprimiererei bildet, goutieren zu dürfen.

Willkommen in unserer ganz privaten ästhetischen Hölle aus Artefakten, lausiger Auflösung, Hefe-zerfetzend schlechtem Ton und fast schon geisterhaften Konversions- und Transferfehlern jeder nur erdenklichen Spielart.

Nichts zu danken.

Ist ja bald Halloween, und Untote müffeln nunmal bzw. „sehen nicht aus“.
Blackula persönlich underacted (für einen Blaxploitationfilm im allgemeinen und das Oevre des Herren William Horace Marshall unüblich) sich als Priester, der für einen Nigerianischen Dämon natürlich auch die richtige Garderobe zur Hand hat, durch ein flottes Horror-Exploitation-Schmuddel-NewmanNewmanNewman-Quatschgewitter, das sich, zumal in dieser Sackrattentötend schlechten Kopie, gewisslich famos in die untersten Schubladen unseres fragwürdigen Langzeit-Programms einreihen wird.

Also lecker Haferschleim und „Weih“wasser bzw. -rauch bereitgestellt, und

ABBY
USA 1974
R: William Girdler

in die Herzen und Hosen lassen!

J+F+A




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02.11.2023

Ihr denkt, nach Halloween sei es aber mal gut mit Höllen, Luzifern, Bessenheiten und metaphysischem Gezücht?

Wir hätten da noch einiges aufzubieten, versteht sich. Zwischendurch aber nehmen wir uns die Freiheit das Thema zu variieren, um einem weiteren dringlichen Bedürfnis unseres guten Big J gerecht werden können: endlich mal wieder Science-Fiction!

Diesen Move ermöglichen uns DÄMONEN AUS DEM ALL, die wir niemandem Geringerem verdanken als dem von uns hochverehrten Antonio Margheriti.

(Ja, ebenjenem, der im Deutschen „Anton Gänseblümchen“ heissen würde, jedoch – aufgefordert, seine europäischen Wurzeln hinter einem knackigen und besser vermarktbaren anglophonen Pseudonym zu verschleiern – für den ebenso wörtlich übersetzten Vorschlag „Anthony Daisies“ bei seinen US-Produzenten ein Daumen-Runter kassierte und daher resigniert als „Anthony Dawson“ reüssierte.)

Ach, was war das für eine tolle Vergangenheit, in der man als Zukunft nicht unsere verkorkste Gegenwart kommen sah, sondern das, was uns diese Woche blüht!

Bunt geht es da zu, sehr bunt sogar, auf Erden und im Weltenraum. Statt Homeoffice gibts von früh bis spät geschäftiges Gedrängel in Kontrollräumen, in deren Ergonomie sich keine Bedenkenträger der Berufsgenossenschaft eingemischt haben. Gerne trägt man Glitzerfummel oder Uniform – aufgewertet mit neckischen Details wie Gummikorsagen für Herren. Zwischen höchstgeheimen Einsätzen genießt mann harte Drinks und „Heimaturlaub“ auf der guten alten Erde – vielleicht, weil man nur dort Damen im Bikini Minigolf spielen sehen kann. Wobei der Dienst selbst auch nicht ohne Reiz ist: Ohne irgendeine Bilanz für irgendwas bedenken zu müssen, düsen alle kreuz und quer durch die Weltgeschichte, dabei allerlei elaborierte Theorien formulierend, die zu widerlegen sich niemand berufen fühlt. Zwischendurch findet sich Zeit, authentischem Sherpa-Ausdruckstanz beizuwohnen. Kurz: weit und breit fährt einem niemand in die Parade beim unbekümmert Unfug reden und treiben. Glory Days!

Und wie praktisch und sparsam man damals veranlagt war! Der gute Antonio ward Mitte der flotten 1960er beauftragt, für einen Paketpreis gleich vier mal 90 Minuten für die USA parallel runterzukurbeln, gerüchteweise für eine TV-Ausstrahlung, in haarscharfer Konkurrenz zum gerade in Vorproduktion befindlichen STAR TREK. Zu unserer Freude wurden jedoch umgehend vier Kinofilme daraus gebacken, einer doller als der andere. Nachdem wir  2019 mit I CRIMINALI DELLA GALASSIA den ersten Teil der (sehr losen) GAMMA-1 „Reihe“ zum Besten gaben (einer der All-Time-Favorites zumindest von Kurator F und nicht nur VJ-Gold oder -Platin, nein, ein 100karätiger VJ-Diamant ist das), springen wir mit den DÄMONEN gleich zum Letzen.

Wer nun – ob der Befürchtung, irgendwelche Anschlüsse, Überleitungen oder Handlungsstränge nicht nachvollziehen zu können – nervös auf seinem Stühlchen ruckelt: ihr werdet klarkommen. Zumindest genauso gut wie Antonio und seine Crew, die keine Probleme damit hatten, zuvor dramatisch verstorbene Charaktere kommentarlos auferstehen zu lassen, Love Interests und Rivalinnen mal eben die Rollen und Actricen tauschen zu lassen, mit bärbeißigen Kommandanten zu jonglieren, und praktischerweise jede Menge bewährte Props und Gadgets aus früheren Filmen zu recyceln, so dass man auch mittels einfachen Losguckens rasch auf Flughöhe kommt. Dass wir nebenbei einen heißen Tipp bekommen, wer und was in Wirklichkeit hinter dem sog. Klimawandel stecken könnte, macht den Film hochaktuell und verdient ein TMN-Prädikat „Besonders Wertvoll“.

Wir freuen uns wie Schneekönige, die deutsche Fassung präsentieren zu können.

See you!

F&J&A


PS. Was die Inflation alles so anrichtet, kann man hier bestaunen – hätte Antonio solche Summen für seine Modelle aufwenden müssen, wären die GAMMA 1 Wunderwerke wohl nie zustande gekommen. Aber seinerzeit hatten Regisseure eben zwei linke UND drei rechte Hände und übernahmen die Special Effects gerne gleich mit. Zu bewundernd bei unserem Blick in die golden schimmernde, für immer versunkene Vergangenheit, in der erwachsene Männer dafür respektiert und bezahlt wurden, sich lack- und klebstoffschnüffelnd Miniaturwelten aus allem was zur Hand war auszudenken, aufzubauen und natürlich abzufackeln.



08.11.2023

Pause



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16.11.2023

Wir schalten in den Herausforderungsmodus.

Zu allererst allerdings waren offensichtlich die Macher (vielleicht eher: Macker) des dieswöchentlichen Beitrags mit dem überfordert, was sie da 1974 anzurichten begannen. Denn was als halbwegs straighte Weibliche-Barbaren-Action anhebt, erfährt alsbald eine wundersame Wandlung. Und was für eine!

War es ein Mißverständnis – oder vielleicht das Script bei Drehbeginn noch nicht am Set eingetroffen –, dass man nach einem recht groben Einstieg flugs (genauer: mit einem Schnitt), von ruppiger Gewalt auf eine Klamotte schäbigster Art umschwenkte? Hatte der Produzent eine sensible Phase und zwang nach dem ersten Drehtag zur Kurskorrektur? Änderten sich die Prognosen, was die meisten Lire einbringen könnte? Dachte jemand, dass auch ein wohlmeinendes Publikum letztlich die Kostüme doch nicht ganz ernst nehmen könnte? Kreiste eine übergroße Dose Spaßkekse am Set? Und warum um himmelswillen mischt man ausgerechnet hier ausgeliehene Shaw-Brothers-Kungfu-Kämpen (B-Ware) mit rein?

Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Ergebnis ist in jedem Fall ein Bastardo von Film, dessen Rezeption die deutsche Fassung weiter verkompliziert: erfolgte die Vertonung doch in Schnoddersynchro, und zwar in sozusagen spätbarocker Blüte, ohne jede Gnade. Konsequenterweise wurde in der deutschen Fassung von SUPERMÄNNER GEGEN AMAZONEN aka SIE HAUEN ALLE IN DIE PFANNE die auf falsche Fährte führende Eröffnungssequenz einfach weggelassen und unvermittelt mit dem Kalauern losgelegt. Warum sich das Leben schwerer machen, als es sein muss!

Wer nun aber denkt, dass es die Deutschen doch vielleicht etwas zu bunt getrieben haben und im Original ein bisschen mehr Würde gegeben sei, wird ernüchtert bemerken, dass an einigen nicht synchronisieren Stellen exakt der gleiche debile Ton herrscht, nur eben in einer anderen Sprache. Es ist ja nicht zu leugnen: auch in Italien gab es schlimmen verfilmten „Humor“, dessen Bodensatz hier kräftig aufgerührt wird. Verschärfend kommen „lustige“ Soundeffekte zum Einsatz (ja, genau das was ihr nun innerlich schon hört) sowie ein launiger Soundtrack, der in seiner hyperaktiven Nervigkeit Gewaltphantasien triggern kann. Ihr seid gewarnt!

Warum das alles? Weil man nicht mehr an den Schnupfen denkt, wenn man sich mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen hat. Gönnen wir uns 100 Minuten fröhliche Verblödung, und völlig zweckfreies Aufregen – über herrlich egale Nichtigkeiten wie jene, einen totalen Kackfilm zu sehen. Zumindest Eure Kuratoren können es mal brauchen.

F&J&A



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23.11.2023

Trommelwirbel!

FILM NUMMER 600!!!


Ob wir uns da um einen oder mehrere verzählen, können Medienhistoriker jedweden Geschlechts und Kulturkreises in ferner Zukunft klären, die sollen ja noch was zu tun haben. Wir jedenfalls haben unser Bestes gegeben, um mit KI Unterstützung (echt jetzt!) einen bahnbrechenden Code in unsere Playlist einzubauen, der genau das ermittelt – wobei wir, je nach Interpretation von Zusammenstellungen, womöglich auch schon „drüber“ sind – aber egal, auf keinen Fall sind wir drunter, und jetzt wird gefeiert! Ein Hoch auf alle, die jemals dabei waren oder gar so manches Jahr mit uns durchgehalten haben, unter unerschrockener Aufopferung von Ruf, Realitätsbezügen und Lungenvolumen.

Aber wie den Anlass begehen? Wo doch eigentlich sowieso schon jeder einzelne Streifen den wir servieren eine handverlesene Kostbarkeit darstellt?

Wir entscheiden uns für Apnoe-Tauchen in niveaumässige Abgründe, und wer könnte dabei ein berufenerer Coach, Begleiter, Sponsor und Komplize sein als GODFREY HO! Ebenjener, der uns in den frühen Jahren der TMN durch die ganz harte Schule schickte, und so für immer prägte. Waren die ersten Funde auf Videotheken-Ramschtischen noch Zufallstreffer, kapierten wir irgendwann: der Wahnsinn hat Methode. Und zwar jene, die Trümmer gescheiterter asiatischer Produktionen aufzustöbern (man bedenke: wenn in diesen Gefilden etwas als hoffnungslos aufgegeben wird, muss es wirklich schlecht darum gestanden haben), je ca. 2-3 davon mit billigst gedrehten neuen Szenen zusammenzuschneiden und so zu tun, als sei das Ergebnis ein „Film“, der so etwas wie eine „Handlung“ habe. Die Überrumplungstaktik, dem Kino- und Videothekenpublikum diese Wolpertinger vermittels maximal irreführender Plakate bzw. Cover unterzujubeln konnte aufgehen, weil eine solche Chuzpe kaum jemand für möglich hielt. Bis es zu spät war.

Beim Gedanken an lebensverändernde Erfahrungen wie COUNTER DESTROY oder ROBO VAMPIRE wird einigen Veteranen noch heute warm ums Herz, und wir können einen nachlegen!

ROBO-KICKBOXER - POWER OF JUSTICE fällt nochmal um einiges lausiger aus als die genannten Alltime-Favorites, auch wenn dies kaum möglich scheint. Vom guten Godfrey und seinem infamen Produzenten Joseph Lai bar jeden Skrupels vermutlich an einem Wochenende zusammengeschustert (unter Zuhilfenahme eines a) letztklassigen Gefängnis-Ausbruchsdramas sowie b) irgendetwas Krimiartigem, „aufgewertet“ mit den üblichen, eventuell nach Bumstour pleite in Asien hängengebliebenen weißen Knallchargen), erwartet uns ein Kampfkunst-Spektakel, wie man es noch nicht gesehen hat. Wirklich nicht.

Film ab! Auf die nächsten 600!

F&J&A





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30.11.2023

Liebe Sternen-Mitpilgerer:innen und Space-Kekschen,
wüsste ich es nicht besser, müsste ich retrospektiv den Tschechen die Schuld geben.

Halt, nicht allen Tschechen natürlich, wo kämen wir denn da schon wieder hin: EINEM sehr speziellen Tschechen der, natürlich ohne zu wissen, dass euer kleener Co-Kurator erst Jahre später nach seinem verehrenden Wirken geboren ward, das Kunststück vollbrachte, 1963 zwei Filme abzuliefern, die im zarten Gemüt zunächst des kindlichen, dann des heranwachsenden TMN-Lümmels, heillose Verwirrung und nicht unbeträchtliche traumatische Spuren hinterlassen sollten.

Die Rede ist von keinem Geringeren als Jindřich „Morgen werde ich aufwachen und mich mit Tee verbrühen“ Polák, Schöpfer diverser, heute nicht unbizarr anmutender, klassischer Kinderfernsehserien-Klopper wie „Pan Tau“, „Luzie, der Schrecken der Straße“ und „die Besucher“, um nur einige zu nennen.

Die Älteren erinnern sich: NNN und ich kredenzten seinerzeit ein „Traumatisierende Kinderfilme (bzw. als „Kinderfilme“ deklarierte Celluloid - Wahngebilde) – Spezial“, das im jungen Menschen N. ein lebenslanges Misstrauen gegenüber Telefonzellen im Speziellen und einer undurchsichtigen, erbarmungslosen Erwachsenenwelt, in der das Individuum, ohne Schuld und ohne Hoffnung, Mächten ausgeliefert zu sein scheint, denen auch im gesellschaftlichen Kollektiv nicht beizukommen ist (mit alptraumhaften Konsequenzen für den Protagonisten), weckte, – und meinen Abscheu gegenüber Clowns, jenseits von Logik operierende außerirdische Vehikel und ebensolche Roboter bzw. einer grundsätzlich verzweifelten apokalyptischen Grundstimmung, die durch das grenzdebile Agieren nämlichen Clowns, der die schrecklichsten Momente in hochgefährlichen Situationen nutzlos und unglaubwürdig in etwas harmlos-lächerlich-witziges zu verwandeln suchte, ins schier unermessliche steigerte.

WTF, Jindřich, WTAF?

Das Wunderkind der tschechischen Fernseh- und Kinounterhaltungsmaschinerie semmelte also 1963, inmitten des kuscheligen kalten Krieges, gleich zwei Science Fiction Filme auf die Leinwände. War nun „Clown Ferdinand und die Rakete“ eindeutig als Kinderfilm ausgewiesen, so richtete sich der zweite Streifen an ein reiferes Publikum, dem auch mal ein anspruchsvolleres, auf einer Geschichte des polnischen Star-SF-Autors Stanislaw „Memoiren, gefunden in einer Badewanne“, „Solaris“ Lem, basierendes High-Brow-SF-Skript zugemutet werden konnte.

Ikarie XB-1
CSSR 1963
R.: Jindřich Poláck

Über eben diesen Film durfte Euer geliebter TMN Droogie wiederum bei seiner Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen 1981 stolpern, von den Vorboten der Pubertät und dem Früh-Achtziger-Paranoia-Grundrauschen schwer gebeutelt und durch die intensive Beschäftigung mit SF-Literatur, Comics und Filmen jedweder Güteklasse und Couleur in eine Art eskapistische Dauer-Trance versetzt.

Da lief also dieser schwarz-weiße SF Streifen, der die Abenteuerliche Reise einer hübsch diversen Wissenschaftler- und Forschercrew schildert, welche sich mit allerlei kosmischen und menschengemachten Unwägbarkeiten auf ihrer langen Reise zu einem fernen Planeten herumschlagen muss, sich vor lauter Staunen und Philosophieren bzw. Hadern und Durchdrehen aber auch nicht für ein schnelles hüstel futuristisches Tänzchen in der Raumschiff eigenen Hotspot-Bord-Disco oder ebenso bizarre Verrenkungen im futuristischen Fitnesscenter ebendort, zu schade ist. Ein richtiger Robie-Roboter vom ganz alten Schlag darf ironisch mit tun, und es wird in großartigen, stimmungsvollen Bildern unter Zuhilfenahme exzellenter elektronischer Musik (Zdeněk Liška brummelt, piepst, dudelt und zirpt, dass es eine Wonne ist) ein übervoller Reigen aus SF-Tropen geboten, durchaus klug erzählt und ab und an gar erfreulich Klischee-frei, sogar Herstellungs-Orts- und Genre-übliche kleine Seitenhiebe der Musterkommunisten gegen ihr verpeiltes kapitalistischen Gegensystem werden erstaunlicherweise auf ein Minimum reduziert, und irgendwie gerät das Ganze schließlich ziemlich episodisch, fast schon Star Treckig „all over the place“, was uns ja nun wirklich recht und billig sein dürfte.

Überhaupt: dieses interessante SF-Gebinde, dem naiv-spekulativem 50er Pulp entwachsen aber noch nicht ganz in den intellektuell-depressiven 70ern angekommen, mag, so die landläufige Cineasten-Meinung, sowohl formal als stilistisch als Inspirationsquelle der Herren Kubrick UND Roddenberry gedient haben, finde sich doch in 2001 und Trek viele Elemente, die hier schon komprimiert vorweg genommen werden.

Aber warum musste das unselige Sparbrötchen Pollack ausgerechnet die Kulissen von Ikarie XB-1 in seinem einige Monate später gedrehten, von mir allerdings als erstes rezipierten, grauseligen CLOWN FERDINAND-Alptraum wiederverwenden? Kein Wunder, dass sich damals ein ungutes, nicht zu erklärendes Unbehagen in die Rezeption dieses ohnehin sehr stimmungsvollen Science Fiction Films mischte. Well, „trau keinem Tschechen, auch wenn er drei Nüsse im Gepäck hat“ könnte man schreiben, lässt es dann aber besser.

Wir sehen den Film übrigens in einer mit verdienten Schauspielern und Sprechern der Deutschen Demokratischen Republik geradezu vollgestopften DEFA-Synchro, was besonders im Vorspann für einige Schmunzler sorgen wird (Zwinkersmily).

19:00 Kaltgetränke und spätkapitalistischer Kokolores
20:00 Kalter Krieg und coole Kosmonautik

J+F+A





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07.12.2023

Ach, gar stoisch ging es zu auf letztwöchentlichem Sternenflug!

Derart von diffusem Weltschmerz umwoben wurde in IKARIE agiert, dass – natürlich unausgesprochen – die Frage im Weltenraum stand: Wie könnte der schwermütige Akt ausgesehen haben, der zu doch immerhin einem Nachwuchskosmonautchen führte? Denn schon die bedenklich sediert wirkenden Balzrituale auf der „Tanz“fläche ließen vermuten, dass sich hinter artig geschlossenen Schiebetüren nicht allzu Spannendes abgespielt haben mag. Teile der männlichen Crew zu besichtigen, wie deren karge Hoffnung auf ein wenig televisionäre Quality-Time durch technisch implementierten realsozialistischen Ethos erschlaffte (kurz: nix Kamera in Kajüte, außerdem: 1963!), passte zum gänzlich unphallischen, gar bügeleisenartigen Schiff. Was war zu erwarten?

Dass es auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs zügelloser, wenngleich tödlicher, aber eben vielleicht auch: etwas viriler zuging, war an Bord der havarierten West-Rakete zu besichtigen. Unseren schwebenden Politkommissaren fiel dazu jedoch nicht viel mehr ein, als sich an Überresten von dem, was wohl eine dekadente Orgie gewesen sein mag, zu zergrübeln. Genutzt hat es wenig: Wer sowas haltloses nur sieht, endet als Atomwölkchen.

All das drängt uns geradezu einen Film auf, der schon länger im „Sleaze“ Ordner auf einer Kuratoren-Platte lauert, und den wir Euch bisher mit allerlei Ausreden ersparen konnten. Funktioniert nicht mehr! Denn allzu zwingend ist es, ein wochenübergreifendes Double Feature abzufeuern und stimmungsvolles Schwarzweiss mit poppig-billigem 16mm zu kontern, einen dödeligen halbkugelköpfigen Roboter mit einem anderen, verdammt gut ausgedachte Raumanzüge mit äh Raumauszügen, feine Spezialeffekte mit gar keinen, und natürlich: subtiles, geradezu ätherisches Psychologisieren mit allerplattest sexualisiertem Schwachsinn.

It’s TMN HARDCORE time!

Diesmal sowohl im üblich übertragenen Sinne von „schwer auszuhalten“ wie auch wörtlich im Sinne von… ja, genau dem, was euch schwant. Wir werden einen bei uns seltenen Fall von expliziten Bumsszenen erleben, welcher – wenn das Kuratorenhirn nicht trügt – die bisher größte dergestalte Herausforderung (CALIGULA im Joe-D’Amato-Reinschummel-Cut, Playlist 2003) locker über- bzw. untertrifft.

Muss das sein? Natürlich nicht, andererseits ist STAR VIRGIN eine lehrreiche Produktion aus jener Zeit, in der man dachte, man könnte irgendwie alles unter einen Hut bekommen: Cash machen mit minimalstem Einsatz, läppische Witze kloppen, Tabus brechen, neue Formate der Schmuddelunterhaltung erfinden, sich irgendwie undergroundig-rebellisch-originell gerieren, ordentlich einen durchziehen mit den Kumpels am Set, und das Gefühl haben, dass die drei Semester auf der Filmschule vor dem Rausschmiss doch nicht umsonst gewesen seien. Wenn dabei ein Nümmerchen abfiele, umso besser.

Dass in den 70ern nicht wenige der Actricen und Akteure in solchen Werken der Meinung waren, an vorderster Front der sexuellen Befreiung zu stehen bzw. zu liegen und so die Welt zu einer besseren machen zu können – heute nicht mehr auszudenken.

Wem nun FLESH GORDON-Assoziationen zu dämmern beginnen, liegt so falsch nicht, wobei jener ja in den Wirren der Zeit der Vögelei verlustig ging und als soft-klamottiges Überbleibsel seinen Weg auf unsere Playlist 2006 fand. So viel Glück haben wir diesmal nicht. Man sei gefasst auf Haariges, unfreiwillig Unappetitliches, beklagenswert Anschaulich-anatomisches, kurz: Vintage-Porn in Space. Ausdrücklich ist diesmal phasenweises Wegschauen erlaubt!

Steht uns bei.

F&J&A

(gegeben ward STAR VIRGIN)



poster

14.12.2023

Liebe Gemeinde,

nach dem letztwöchigen Ausflug in die für so manche:n möglicherweise etwas strapaziöse Welt des Hardcore-Pornos mit vorhaut-dünnem Science-Fiction Feigwarzenblatt, reißen wir das Steuer um alle Grade herum und widmen uns einem „Genre“, dass mit „Nocore“ wahrscheinlich noch am ehesten zu beschreiben sein dürfte.

Ihr glaubt (bzw. seid Euch sicher), letztes mal MEHR gesehen zu haben, als euch lieb war? Keine Bange, diesmal werdet ihr weitaus WENIGER zu sehen bekommen. Und zwar von ALLEM. Frohen Gemütes stolpern wir über einen nicht ausgepackten Stapel billigen Kopierer-Papiers (der Stoff, aus dem etwa 80% der Setdesigns unseres aktuell zu überstehenden „Films“ zusammen geklebt, geschludert oder – wer weiß – mit studentisch-verpeilter künstlerischer Ambition „gestaltet“ wurden) mittenmang in ein beige-weißes Loch, dass sich mal als Tür, mal als symbolbehaftetes Nichts, auf jeden Fall aber als magischer Durchgang in die bizarre Vorstellungswelt einer Gruppe von Menschen offenbaren mag, deren Verständnis von Filmsprache und Erzählkunst irgendwo zwischen Zenmeister und Kieselstein angesiedelt ist.

AFTER LAST SEASON
USA 2009
Regie, Drehbuch, Kamera, Produktion: Marc Region

...wollten da ein paar fidele Jungstudentlein ihrem Professor mal so richtig eins auswischen und demonstrieren, wie anti-Film, wie rücksichtslose Talent- und Handwerksverweigerung aussehen können? Was man alles mit Unmengen an Kopiererpapier so anstellen kann? Wie man es schafft, noch die einfachsten Regeln des filmischen Schnitts mit einer Urgewalt zu ignorieren, dass es schon an boshaften Sadismus grenzt?
Denn irgendwie etwas zu erzählen haben die sanftmütigen Irren ja dann doch:

Da gibt es endlose Monologe wild um sich psychologisiernder Ärzte und deren extrem minimalistisch ausgeführten medizinischen Gerätschaften zu bestaunen, Paranatürliches und Mörderesk - Tödliches versuchen, sich die nicht vorhandene (oder gegebenenfalls durch ein Stückchen A4 Papier simulierte) Klinke in die Hand zu geben, Cybertechnologie wird herbeideliriert, das ganze flankiert von atemberaubend spartanischem Setdesign, ins surrealistisch lappenden Computeranimationen und jeeeeeeeeeeeder Menge geheimnisvoller leerer A4 Papierblätter.

Na schön, manche Zettel haben auch Pfeile drauf.

Die irgendwie immer ins Nichts deuten.

Geschenkt.

Papier ist auch hier sehr geduldig.

Was hat dieses mutmaßliche Professoren-Monster den armen Kleinen nur angetan, dass sie sich die Zeit nahmen, in den schäbigsten Ecken der heruntergekommensten Aula des wahrscheinlich kleinsten und gemeinsten Universitätsgebäudes der Staaten, im Wohnzimmer der Oma oder wo auch immer, genau diesen „Film“ zu drehen, das Ergebnis zu „schneiden“ und als im Ganzen 5 Millionen US Dollar teure 35 Millimeter-Produktion mehr sehr schlecht als schlecht in die Kinos zu bugsieren?

(Nun, obige Spekulationen – scheinen - , wie den wenigen Artikeln und Interviewschnippseln mit beteiligten Schauschpieler:innen und gar dem Regisseur selbst zu entnehmen ist, komplett an der Realität vorbei zu schliddern. Und doch, bedenke ich die Zeit an unserer wunderbaren High Schule für Gestalten, namentlich die überdrehte Stimmung im leider schon lange der Vergessenheit anheim gefallenen, offenen 16mm Großraumkellerbüro-Schnittplatzraum voller Bierflaschen, Rauchschwaden und giggeliger bis hochnotverzweifelter Mit-studierender, möchte ich auch meine These nicht ganz vom Tisch gewischt wissen. Was weiß schon der Regisseur (siehe Interview-Link unten) von seinem Werk und Werdegang? Womöglich lügt er ja einfach nur wie gedruckt, der Bafög-Hinterzieher-Schlingel!)

Die Spurensuche nach Informationen zu diesem Ding im Film-DIN A 4 Blätterteig-Schlafrock sorgte jedenfalls für mehr Verwirrung als Klarheit.
Denn während Herr „The Room“ Wisseau, Herr „Alles! Ich! Gott!“ Breen und wie die uns bekannteren egomanen Realitätsverweigerer so alle heißen, immerhin (aus welchen manischen oder narzisstischen Gründen auch immer) ihre Beliebtheit bei einer nicht unbeträchtlichen Meute sarkastischer aber eben auch zahlungskräftiger Nischen-Cineasten akzeptieren und sich vollumfänglich zu ihren Werken bekennen, hüllen sich hier die Akteure und Akteurinnen, die Filmemacher:innen bzw. die offenbar aus einem Paralleluniversum versehentlich zu uns gelangten Entitäten, die für „After Last Season“ verantwortlich zeichnen mögen, in vorsichtiges Beinah-Schweigen.

Ach, Schon höre ich eifrige, klebrige TMN-Veteranenfingelein über die Tastatur huschen im Bestreben, rasch mal eigene Nachforschungen zu Stoff, Crew und Filmrezeption zusammenzurecherchieren. Und Ich muß leider beherzt rufen: HALTET EIN!

Klar kann Mensch sofort die Rechenmaschine ins Netzgewirke einklinken und sich (und uns) das Vergnügen eines von vielfacher Seite als geradezu transzendente Erfahrung geschilderten, anderthalbstündigen Nichts von einem Film mit fragwürdigen Zusammenfassungen, erstaunlichen Thesen und gut gemeintem Spott angenehm Trash-erprobter Youtuber (HustRedlettermediaHust) bestens gewappnet, in die seltsame Un-Unterhaltung, die dieser Film aufs trefflichste zu bieten scheint, stürzen – wir empfehlen aber dringend, es erst mal mit der Recherche gut sein und die Vorführung als eine Art „Mentale Trash-Trainings-Einheit“ bzw. „Hype-Realitätscheck“ auf sich wirken zu lassen, denn:
Hypes, zumal der internet- übersättigten Streamer-Jung – und kindlichen Mittelalt-Hipster dieses Planeten geschuldet, können, müssen aber nicht einen sehenswerten „Zeitgeist“ widerspiegeln und daherbehauptet wird so manches im Internet (und nicht nur da).

Wenn also die Chancen (wie im vorliegenden Fall) so gut stehen, hier noch kurz vor Weihnachten einen Film irgendwo in unmittelbarer Nähe des legendären Rentierstreifens goutieren zu dürfen, dann wäre es doch fun-fucking-tastic, das so unbelastet und unvorbereitet wie möglich zu tun!

Dem Drang nach immer mehr und mehr Wissen einfach einen Moment NICHT nachgeben, alle Substanzen und Genüsse dieser Erde, derer ihr habhaft werden könnt, in Schälchen, Gefäße oder Papierchen füllen und alles irgendwie auf sich wirken lassen sei die Devise.


19:00 Uhr: zerquatschen bis zum Blackout
20:00 Uhr: zusehen bis zum Whiteout

J+F+A

*Und wer es gar nicht erwarten kann, hier ein kleiner Interview-Schnipsel mit dem männlich gelesenen Hauptdarsteller, der spoilerfrei Einblick in die Dreharbeiten dieses Werkes bietet, ein halber Artikel zum Thema und ein Interview mit dem Regisseur selbst for good measure.

Do with it what you want shall be the whole law.





poster

21.12.2023

Patient: „Ich hatte wieder diesen Traum. Von damals.“

Analytiker: „Hmhm.“

P: „Aber intensiver als je zuvor, nicht nur Fetzen. Ich sitze in unserem Ford Country Squire, meine Mutter fährt. Sie hat ihren Kunstledermantel an und raucht Mentholzigaretten. Winter in Montana. Bing Crosby mit „White Christmas“ im Radio. Im Schneegestöber taucht jetzt vor uns die glitzernd dekorierte GRAND WORLD Shoppingmall auf.“

A: „Hmhm.“

P: „Einmal im Monat fahren wir hierher. Meine Mutter lässt sich die Hochfrisur machen und schaut nach Sachen. Weil mich das langweilt, darf ich ins Kino. Finde ich immer super! Piratenfilme, Western …“

A: „Hm.“

P: „Heute sind wir knapp dran – noch schnell Popcorn, Küsschen und dann sitze ich mit ein paar anderen Kindern im Dunkeln."

A: „ Hmhm.“

P: „Es gibt einen Weihnachtsfilm. Aber irgendwas ist komisch. Da ist kein Schnee. Im Gegenteil, es gibt Palmen und keine Rentiere. Es wird geschwitzt. Eine Stimme erzählt die Geschichte, und die Stimme erinnert an Tante Marge, wenn sie ihre Tabletten genommen hat, um sich nicht so aufzuregen…"

A: „Hmhm.“

P: „Und der Santa Claus, der gefällt mir nicht … der erinnert an Onkel Jules … wie der oft am Wochenende Papa besucht hat, die beiden haben gleich angefangen „Erwachsenenlimonade“ zu trinken … Onkel Jules sang dann bald wie dieser Santa … und mich haben sie ins Bett geschickt, um „nach der Eisenbahn zu schauen“  … am nächsten Morgen war die immer ganz durcheinander, Züge entgleist … manchmal fehlte ein Waggon … und überall stinkende Martinigläser mit Kippen drin … einmal war Onkel Jules auf den Bahnhof gefallen … danach gab es nur noch ein Signal als Halt …“

A: „Hmhm."

P: „Der Santa im Film bequatscht jetzt irgendwelche Kinder, ihm Ersatz für seine Rentiere zu verschaffen … das Schaf verstehe ich ja noch … das Pferd … aber ein Affe? Irgendwas stimmt da nicht… ich merke, die anderen Kinder im Kino werden auch unsicher … manche lachen … einer fängt an zu weinen ...“

A: „Ja.“

P: „Dann wird es noch mehr Durcheinander, der Santa nuschelt eine Rede, in der er die Kinder beschwört, die Hoffnung nicht aufzugeben … dann würden ihre Träume wahr … aber welche denn? Denn die Kinder verschwinden und plötzlich sind da andere, die in einen Vergnügungspark gehen, in dem sie einen Film sehen … warum? Es ist sehr verwirrend.“

A: „Hmhmhm."

P: „Der Film im Film im Traum hat gar nichts mit Weihnachten zu tun, aber mit einem Mädchen, das kein richtiges Mädchen ist sondern schon ungefähr so alt wie die Frau, die gegenüber eingezogen ist und die Papa immer am Swimmingpool mit dem Fernglas anguckt wenn er Mama sagt dass er mit mir Eichörnchen zählen geht und denkt dass ich es nicht merke … bei uns gibt es gar keine Eichhörnchen ...“

A: „Hm?"

P: „Meine Mama meint die neuen Nachbarn wären Hippies, und vielleicht ist das Mädchen auch ein Hippie, denn es schläft in einer Blume, und Mama sagt die würden sich Blumenkinder nennen…"

A: „Hmhm."

P: „Das Blumenkind scheint ziemlich klein zu sein, ungefähr so groß wie die komischen Vögel und Mäuse, mit denen es spricht… oder sind die Tiere so groß? Da fällt mir ein, dass man von Gegenüber manchmal ein Lied hört, in dem gibt es Pillen, die einen groß und klein machen … und Pilze, die sieht man jetzt auch … Mama meint, die da drüben würden Drogen nehmen und davon wird man verrückt ...“

A: „Hmhm.“

P: „Ich werde immer durcheinanderer und weiß nicht, ob ich jetzt wirklich noch im Kino bin, weil ja gar kein Santa mehr ist und irgendwie erinnert mich das Mädchen jetzt an das vom Popcornstand, das so eine Kette anhat die mal im Fernsehen gezeigt wurde, das „Peace“ Zeichen wär das, daran würden sich die Hippies erkennen … was ist, wenn das Popcornmädchen mir Drogen gegeben hat? Und ich jetzt verrückt bin? Und ganz weit weg zur Erholung muss wie Tante Marge?“

A: „Hmhm.“

P: „Auf einmal ist Santa zurück, aber das hilft nicht wirklich, denn die Kinder werden immer aufgeregter und jetzt taucht ein riesiges Kaninchen auf, mit starren Augen und Weiß ist es, und die Kinder rennen dem hinterher und war das nicht auch in dem dem Lied mit den Pillen? Verschwindet gleich alles in einem Loch? oje ich bekomme richtig Angst … und dann wache ich endlich, endlich auf."

A: „Hihi"

P: „Was? Wie bitte?“

A: „Wollen Sie mal ziehen?“

See you
F&J&A


(gegeben ward SANTA CLAUS AND THE ICE CREAM BUNNY)



poster

28.12.2023

Liebe Alle,

Endspurt 2023!
Oder eher: Durchatmen?

Nachdem wir zuletzt so manche Nische deutlicher ausleuchteten als einigen lieb war, gibt's diesmal Overground. Wobei wir es auch dabei schaffen werden, das Jahr mit einem kleinen seuchenbedingten Weltuntergang ausklingen zu lassen, mit Schießereien, Zombies, mehr als einem verrückten Wissenschaftler, einem post-weihnachtlichen Bonus-Santa und sehr, sehr viel Haarspray.

Wir hätten bis 2024 warten können, um das vierzigjährige Entstehungsjubiläum von NIGHT OF THE COMET ordnungsgemäß zu begehen, aber warum nicht ein bisschen Apocalypso Praecox praktizieren? Denn manchmal überkommt einen als Kurator ein dringendes Verlangen – weniger nach sauren Gürkchen oder einem stillen Örtchen, als nach irgendeinem bestimmten filmischen Spin. Und weil wir es können, geben wir unseren Launen umgehend nach. In diesem Fall beschert uns dies eine heftige Dosis 80er-Jahre-Ästhetik, gespickt mit Neon, kokainkühlen Sets, Arcade-Video-Games, experimentellen medizinischen Behandlungsmethoden, V8-Motoren und schlimmen Klamotten an launigen Brats.

So ziemlich jeder Verantwortliche versuchte zu verhindern, dass der Rookie-Drehbuchschreiber Thom Eberhardt seinen Wunsch erfüllen könne, auch noch Regie zu führen. Vergeblich, aber: gegen jede Wahrscheinlichkeit – und ganz unüblich für eine von uns getroffene Auswahl – war der Film seinerzeit kein Flop, sondern spielte als kleiner Überraschungserfolg ein Vielfaches seines bescheidenen Budgets von 700.000 USD ein. Ein seltenes Beispiel, bei dem die Begeisterung für die eigenen Ideen das Werk nicht hat durchschmoren lassen, sondern der Sache ganz gut tut.

Aber seid beruhigt: es ist immer noch die Trashnite, und entsprechend wird kein Mangel an gurkigen Momenten zu beklagen sein. Umso mehr vielleicht der haartoupierende Soundtrack, je nach persönlichem Verhältnis zu Powerrock und Leidensfähigkeit.

See you!

F&J&A




Es gab 48 Trashnites in 2023!



DISCLAIMER
: Wir neigen zur Faulheit.
Die Playlist wird unregelmäßig ergänzt und ist daher nie auf dem neuesten Stand.


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