2019
15.05.2019
"Liebe Alle,
die Vorankündigung war wirklich kein verspäteter
Aprilscherz: wir sind zurück. Nach 15 Monaten mehr
oder weniger unfreiwilliger Pause aus 1001 Gründen
geht es in die neue Runde!
Wir waren sehr versucht, gleich mit zwei
mittelschwer verstörenden Filmen loszulegen, haben
uns dann aber entschieden zum Aufwärmen die Quote
auf 50% zu senken und dafür den Irrsinnsregler
etwas anzuheben.
Zwecks didaktischen Mehrwerts (Hochschule!) wurde
ein Männer-die-meinen-Sachen-regeln-zu-müssen-Special
zusammengestellt, dessen dialektische
Metabotschaften wir gern zu vorgerückter Stunde
mit Euch erörtern.
Da habt ihrs:
JOE
USA 1970, Regie John G. Avildsen
Einer dieser obskuren Stinker, von denen man in
früheren Jahren nur in backsteindicken
Import-Filmkompendien lesen konnte, ohne Chance
ranzukommen. So richtig wollte man vielleicht auch
gar nicht, klang die Beschreibung doch einerseits
faszinierend (Hippies&Sex&Drugs gehen
immer), aber auch ziemlich unangenehm. Und siehe
da: stimmt!
Der vielleicht einzige Film, bei dem die Macher
graue Haare darüber bekamen, dass er ein
Überraschungserfolg wurde. WHY? Da er aus genau
den FALSCHEN Gründen gut ankam. Eine bitterböse
Studie über weiße, mittelalte, straighte toxische
Männlichkeit, die als Feelgood-Movie für paranoide
Rednecks funktionierte? Sag keiner, die US of A
seien erst jenseits der Jahrtausendwende durch
Social Media und Russenmanipulationen verblödet.
Trust your Trashnite: Sehenswert!
Damit haben wir dann unser Anspruchspensum für den
Abend (ach was, die Woche) erledigt und können uns
nach einer angemessenen Pause mit
gemeinschaftlichem „Durchatmen“ ganz anderen
Problemen zuwenden. Aufmerksame Zuschauerïnnen
werden allerdings möglicherweise bemerken, dass
bei aller Unterschiedlichkeit der
Herausforderungen die von den Protagonisten in
Anschlag gebrachten Lösungsstrategien gar nicht
soooo weit auseinander liegen...
I CRIMINALI DELLA GALASSIA
aka RAUMSCHIFF ALPHA
aka WILD, WILD PLANET
Italien 1965, Regie: Antonio Margheriti
Hier die Gelegenheit zu durchleben, wie die
Menschheit im Jahr 2015 fast von einem irren
Wissenschaftler durch gezüchtetes
Mischwesengesocks ersetzt wird, wenn nicht in
letzter Sekunde Franco „Django“ Nero einschreitet.
Was und vor allem wie da so vermittels echter
Kerle verhindert werden muss, ist allemal
unterhaltsamer als ein DMAX Binge, und mehr knorke
Gadgets pro Minute gibt es auch zu sehen!
Ob wir also vor vier Jahren um Brusthaaresbreite
noch mal davongekommen sind - gucken und Bescheid
wissen!
See you,
Frank & Jörg"
Mi, 26.06.2019
Aus der Einladung:
"Dear All,
ein neues Sonderformat in der Kapelle!
Am Mittwoch laufen ab 20:30 die Filme der
Filmklassenfilmfahrt - wer nicht weiß was das ist
kommt vorbei und lässt es sich erklären. Gleich
mehrere Weltpremieren - don’t miss!
Nachdem die junge Generation gezeigt hat was sie
so drauf hat, übernehmen wir mit einem gut
abgehangenen, nichtsdestoweniger lohnenden Werk
vom entgegengesetzten Ende des Karrierebogens.
LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE (Insel der
Neuen Monster 2)
nicht zu verwechseln mit L'ISOLA DEGLI UOMINI
PESCE
Sergio Martino zeichnet verantwortlich für einge
der trippigeren 70er Thriller, die wir zeigen
konnten. Mit der erfrischendenden Flexibilität
diverser italienischer Regisseure wechselte er die
Genres schneller als mancher seiner Protagonisten
das Magazin seiner Wumme. In seinem Werkzeugkasten
findet sich nicht nur die Säge des Teufels
(Bullenfilm) und das Beil des Todes
(Western), sondern sogar Die Kampfmaschine des
Todes (SciFi); schwer erträgliche
Schmuddel“komödien“ wechseln sich mit
Kannibalensplatter ab und 1979 verschlägt es ihn
sogar auf die Insel der neuen Monster.
Von letzterem sehen wir den sogenannten zweiten
Teil, schlappe 16 Jahre später gedreht.
Zwischendurch wurden die ohnehin schmalen Budgets
noch ein wenig schwindsüchtiger, aber hey: Sergio
ist Manns genug, dass er sich selbst sampeln kann.
Das Bahnhofskinopublikum hatte vielleicht kleine
Deja-Vus (Der Tag nach dem Ende, anyone?),
und da der erste Teil ja schon ein wenig
zurückliegt, montiert man am besten den einen oder
anderen Flashback ein. Und noch einen. Das
Ergebnis ist fadenscheinig billig, was uns aber
sehr zupass kommt.
Wir erleben ein buntes Patchwork aus
Endzeitquatsch, Unterwasserfantasy, ethnisch
diversem Teeniehumor, lehrreichen Schilderungen
indigener Kulte, tropischer Action und windigem
Mystizismus.
Und das Beste: der Streifen ist so obskur, dass
ihr ihn nicht auf YouTube finden werdet und
vorbeikommen müsst, um diese Bildungslücke zu
schließen.
See you!
Frank & Jörg"
Tja, und danach hätte es eigentlich weitergehen
sollen, aber aufgrund vom Komplikationen, die teils
in unserem eigenen Verantwortungsbereich lagen ...
Hoppla, das ist nicht der Abschlusstext für 2018,
aber die Fakten waren leider die gleichen: nur zwei
Trashnites und dann Funkstille.
An dieser Stelle sei auch auf den sehr traurigen Tod
von Rotraut Pape hingewiesen, die uns in diesem Jahr
verlassen hat. Ohne Rotraut hätte die Trashnite
keine Gelegenheit (und den netten Arschtritt)
bekommen, an die HfG zurückzukehren. Obwohl sie
selbst quasi NIE eine Film mit uns schaute, bot sich
doch manchmal wenigstens die Gelegenheit für ein
paar gemeinsame Züge, bevor Rotraut zu irgendwelchen
anderen, total wichtigen Aufgaben flüchten konnte,
während sie uns ihre Studentïnnen vertrauensvoll zur
Fortbildung überließ. Danke Rotraut & Farewell.
Wir stecken ab und zu einen an für Dich.
Was also auf das traurige Ausglimmen der Trashnite
hätte hinauslaufen können, dreht sich in 2020
unerwartet ... Check it out!
Es gab 2 Trashnites in 2019!
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