2018

18.01.2018
"oh-oh.
Wir sind wieder spät dran.
Egal, auch kurzfristige Änderung ALLER Eurer Pläne
lohnt sich. Trashnite halt!
Wir machen schnell:
THE ROOM
USA, 2003
Regie, Drehbuch, Produktion, Hauptdarsteller:
Tommy Wiseau
Manchmal ist es Kokolores, sich gegen das
Unvermeidliche zu stemmen. Manchmal muß man
einfach zugeben, dass das Glas weder halbvoll noch
halb leer sondern schlichtweg nicht vorhanden ist.
Manchmal muß man auf Achtung, Sinn, Verstand,
Würde und Geist einen riesigen Haufen
pragmatistischer Vernunftskacke kacken und
zugeben: manchmal ist das Fass, dass da aufgemacht
werden soll, nichtmal eine Dose. Hier gibt es
ausnahmsweise mal nichts mehr zu sagen respektive
zu schreiben.
Der "... mix of Tennessee Williams, Ed
Wood and R Kelly's Trapped In the Closet "
(The Guardian), ein "Citizen Kane of bad
movies" (Entertainment Weekly) von 2003 hat
einen derartigen Kultstatus erlangt, dass jedes
ein- um- und sonstwie-schlägige Blatt,
Internetseitchen, Youtuberlein und dei Muddä sich
schon mit diesem 1A Trümmerhaufen beschäftigt hat
und haben. Hölle nochmal, der Film über die
Dreharbeiten zu the Room hat eben grade einen
goldenen Globus eingesammelt…
Wer also den Film noch nicht gesehen (Jörg),
geschweige denn davon gehört ( hat Frank), sollte
sich das Vergnügen machen, im Vorfeld alle
Informationen zum Film zu meiden! Überprüfen wir
einfach mal, ob der Film komplett ohne
Hintergrundinfos auf uns ebenso wirkt wie die
restliche Welt!
Wie schon bei "Dirty Grandpa" letztes Jahr geht es
eben auch um eine Bestandsaufnahme des
geistig-künstlerischem Klimas und der
Rezeptionsfähigkeit des Publikums da draußen: Wie
ist das Mainstreampublikum, und im Fall des Raums
eben auch die sarkastischen
Posthipstermedienlegionen, aktuell eigentlich so
unterwegs?
Unvoreingenommene Reflektion tut not. Und quälen
muß man sich dabei ja auch nicht, schließlich
gibts auch wieder Getränke etc, um die Moral hoch
und das Hirn flexibel und geschmeidig zu halten.
Und als wär das nicht schon genug:
PHANTOM OF THE PARADISE
USA, 1974
Jessas, noch mal das Phantom der Oper? Puh. Als
Musical gemischt mit Faust und Dorian Gray? What?
Glamrock Soundtrack mit 70er Splitscreen, on stage
gegrillten Posern, Frankenstein-Einsprengseln und
noch was von Edgar Allen Poe reingerührt, serviert
von Brian
„Ich-dreh-Psycho-Einstellung-für-Einstellung-nach-weil-ichs-geil-finde-und-scheiss-auf-eure-Meinung-ihr
Fucker“ de Palma? Hmmmmm...
Von den nicht allzuvielen Leuten, die den Film
nach dem floppigem Start gesehen haben
hochgeschätzt und in Rückschau als deutlich
interessanter bewertet als der fast zeitgleiche
"Rocky-Horror"-Hit und für uns allemal einen Blick
wert. In dermaßen 1a restaurierter satter
psychedelisch bunter HIGH Definition, dass man
sich das Glitzermakeupschnupfen sparen kann. Aber
nicht muss.
Phantom of the Paradise is not just one of the
flashiest, angriest musical films, but an
enduring and damning kiss-off to America's
spiraling desperation for entertainment.
See you!
Jörg & Frank"
Mi, 15.02.2018
Aus der Einladung:
"Endspurt!
Für dieses Semester. Natürlich gibt es wieder was
besonderes.
Da sitzt man quasi nichtsahnend an einem
gemütlichen Samstag abend zusammen, die Plauder-
und Assoziationsverstärker dampfen und plötzlich
findet man sich da, wo man gar nicht hinwollte:
mitten in lebhaftesten Erinnerungen an mediale
Traumata, die man sich als Kind eingefangen hat.
Nun gab es seinerzeit noch keine Spartenkanäle für
Enthauptungsvideos – und man mag sich nicht mal
halbwegs ausmalen, was diese gerade so anrichten,
denn – bei uns taten es schon gutgemeinte
öffentlich-rechtliche Sendebeiträge. Die Eltern
aus dem Haus, die Glotze an und dann DAS.
La cabina
Spanien, 1972
von Antonio Mercero
Weiss der Teufel (und hier mag er tatsächlich
seine Finger im Spiel gehabt haben), wie das Ding
seinen Weg ins Nachmittagsprogramm gefunden hat.
Spanischer Kunstfilm ohne Dialog, dafür mit
gesellschaftskritischem Subtext und einer Aura,
die als Eichmaß für den Begriff „beklemmende
Atmosphäre“ dienen könnte. THE SHINING hat für
mich etwa 0.6 cabinas.
"One of the scariest short films ever made."
Ja verdammt, das unterschreibe ich. Man kann ja
nicht über jeden Film sagen, dass man diesen nach
einmaligem Sehen (hinter die wohnzimmerliche Couch
geflüchtet) und 45 Jahren noch Einstellungsweise
nacherzählen kann. Leider ist La cabina eben sehr,
sehr gut.
Wer auch immer ca. 1973 für die Idee der
Ausstrahlung verantwortlich war, dem sei in seinem
gebührenfinanzierten Ruhestand gesagt, dass er
nicht nur mich ziemlich angeschossen hat, sondern
mehr zarte Seelen, als einem lieb sein kann. Eine
kurze Suche an unserem gemütlichen Abend lässt
einen Eisberg ahnen:
https://www.tvforen.de/read.php?3,1328415,1328415
http://www.tv-nostalgie-forum.de/t32f22-Angstfilme-vollkommen-ohne-Grund.html
Nun ist es an der Zeit aufzuarbeiten! Aber nicht
alleine. Be our Guest.
Frank
Und wer wissen möchte, was den zweiten
Trashnitekurator gebeutelt hat, der kann gleich
dableiben:
Clown Ferdinand und die Rakete (Klaun
Ferdinand a raketa)
(ČST, 1963) - Regie: Jindřich Polák
Ein mutmaßlicher Raketenangriff auf eine
tschechische Plattenbau-Großstadt, ein ältlicher,
realitätsverweigernder Herr mit Clown-Fetisch, der
die Evakuierung einer ganzen Metropole schlichtweg
verpasst, Kinder, die während des besagten
mutmaßlichen Raketenangriffs als einzige von Ihren
Eltern vergessen- und dann zu allem Überfluß
mitsamt des vollkommen grundlos dauergutgelaunten
Clown-Herren von bizarren Außerirdische und
Robotern in den Weltall entführt werden?
Na wenn das nicht der Stoff für einen fröhlichen
Kinderfilm ist!
Jindrich Polák, Schöpfer des eigentlich auch
nicht so recht durchschaubaren Herren Tau und eine
Art Legende des tschechischen Kinder- und
Jugendfilms (der aber immer einen süßen Zahn für
das phantastisch-utopisch-technische hatte, siehe
„Ikarie XB 1“ oder seine fidele SF Zeitreiseserie
„Die Besucher“) war verantwortlich für über ein
Dutzend der extrem beliebten Filme und
Fernsehserien um den Clown Ferdinand (verkörpert
von Jiří Vršťala ).
Hier allerdings lässt hier so ziemlich alles, was
an Einfühlungsvermögen und Leichtigkeit bei der
Erzeugung eines spaßigen Kinderfilms
selbstverständlich sein sollte, über die Klinge
springen.
Er hetzt seinen Helden durch ein finsteres
Abenteuer, dass grade durch die penetrante
Clownerei und die ständigen Beteuerungen, all die
fürchterlichen Dinge, die den armen Kindern und
Ferdinand so widerfahren, seien „nur Spass“, eine
schon fast perfide paranoide Wirkung auf die
zarten Kinderseelen, zumindest aber die meine,
entfaltet. Für alle, denen „Es“ zu didaktisch war.
Jörg
So, und zur Entspannung gibt es noch ein bisschen
mehr Weltraum, Roboter, Klaustrophobie und
schlimme Enden, allerdings der hochunterhaltsamen
Form!
Forbidden World
USA 1982 von Roger Corman
Wem das nichts sagt, der sei verwiesen an die
Kollegen von scififilme.de :
Galaktischer Hyper-Unfug! Aber stimmungsvoll in
Szene gesetzt. Den Kulissen von „Mutant – Das
Grauen aus dem All“ sieht man zwar an, daß sie
zu 90% aus Fast-Food-Styroporboxen bestehen,
doch das Gesamtbild ist erstaunlicherweise
überdurchschnittlich gelungen, und auch das
Monster ist meistens näher an „Alien“ als in den
meisten anderen miesen Kopien der damaligen und
auch heutigen Zeit.
Den geneigten Fan erwarten außerdem
wunderbar synthetische Synthesizer-Klänge, wie
sie wahrscheinlich schon damals eigentlich aus
der Mode waren. Eine fast perfekte Tonspur mit
Röchel-, Glitsch- und Schleimgeräuschen vom
Feinsten. Und Faßweise (!) Blut- und
Gelantine-Glibber – unter anderem für die
anschaulichste „Zellteilung“ der SF-Geschichte,
die man einfach selbst gesehen haben muss. Und
natürlich US-Model Dawn Dunlap, die meistens
wenig anhat.
Nur schade, dass wir nicht die dämliche deutsche
Synchro haben. Aber dafür fettes HD!
See you.
F & J"
Tja, und danach hätte es eigentlich weitergehen
sollen, aber aufgrund vom Komplikationen, die teils
in unserem eigenen Verantwortungsbereich lagen
(lohnarbeitserschöpfunggeschuldete
Doppel-Verbummelung), teils auch garnicht (Kapelle
lange zu wegen
Schließanlagenschlüsselverschlamperei) fanden in
2018 tatsächlich nur die obigen zwei offiziellen
Trashnites statt.
J&F machten sich zwar so diverse "Gedanken" über
mögliches Programm, dieses materialisierte aber
nicht. Auszugsweise:
"ey, wollenwa mal "the raid" zeigen? dauergekloppe
in nem hochhaus, sieht ganz schnuckelich aus und so
n bisschen indonesisches-auf-die-fresse-kino hat
noch niemanden geschadet :-)
https://www.youtube.com/watch?v=7KJ0N7ik3yI
halt die worscht hoch! J"
"why not? mal wieder gun-porn, fast schon wieder
challenging, heutzutage
und danach so richtig wirr?
http://gruesome.decadesofhorror.com/2016/07/17/malatestas-carnival-blood-1973-creepy-psychedelic-tone-poem-early-70s/
right on bro"
"holy fukk!
ja geil :-) "
usw...
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