2017
19.01.2017
"Liebe Gemeinde, die erste Trashmovienight im
neuen Jahr stellt, analog zum aktuellen
Zeitgeschehen, die unbequeme Frage: Wer hat den
schwarzen Hut auf (in den US of A)? Zwei
Dokumentarfilme sollen helfen, Dunkel ins Licht
der Spekulationen zu bringen
True Stories
USA 198
D: David Byrne
Den Anfang macht der passionierte Quatsch-Kopf
David Byrne (see what we did there? Talking Head?)
mit seinen „wahren“ Geschichten um das sonderbare
Treiben exzentrischer amerikanischer
Kleinstadtbürger in einer amerikanischen
Kleinstadtbürgerkleinstadt
Die mitunter recht spekulativen Geschichten, die
mit tatkräftiger Unterstützung namhafter
Schauspieler und sage und schreibe über 50
Zwillingen, zu einem pfiffig ausgedachten
Proto-Hipster-Fake-News-Reigen mit viel Musik und
sympathisch unaufgeregtem erzählerischem Habitus
geraten, könnte das unneurotische Kind von David
Lynch (Twin Peaks) und Romano Vanderbes „Das ist
Amerika“ (Trashnite Playlist 2003) durchgehen.
Alles klar unterm schwarzen Hut.
Natürlich kann ein so durch und durch weißer
Film nur einen Teil der amerikanischen Realität
widerspiegeln. Stellvertretend für die Sorgen und
Nöte des weniger bis gar nicht hellhäutigen Teils
der Bevölkerung steht die Mockumentary
Fear of a black hat
(Fürs deutsche Kinopublikum subtil übersetzt mit:
„Schieß auf die Weißen“)
USA 1993
Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller: Rusty Cundief
Eine Dokumentarfilmerin dokumentiert den
bemerkenswerten Alltag, die Freuden,
Feindschaften, das Leiden, das Leben und
gelegentliche Sterben der Gangsta Rap Gruppe
N.W.H. ("Niggaz With Hats"). In der Tradition
großer Dokudramen a'la „This is Spinal Tap“
(Trashnite playlist 2007) und mit einer
Irrwitzigen Menge Attitüde unter dem schwarzen Hut
zieht Tausendsassa Cundief denselben vor der
Gangsta – Alternative – und sonstigen
Hiphop-community um sie dann nach Strich und Faden
durch den äh Kakao zu ziehen, tatkräftig
unterstützt von diversen durchaus zur Selbstironie
fähigen Größen der Neunziger Hiphop Szene.
Das Geneigte Publikum mag aus der Schnittmenge
dieser zwei Denkanstöße seine Schlüsse für die
merkwürdige Zukunft der Vereinigten Staaten
ziehen.
Word yo.
Jörg"
Mi, 15.06.2017
Aus der Einladung:
"Liebe Gemeinde,
Trashnite an Frohnleichnam? Geht das?
Ja - aber nur, wenn mehr oder weniger gut gelaunte
Untote mitspielen, und zwar a) von Mönchen
ferngesteuerte und b) nicht totzukriegende
Schauspieler, die auf ihre alten Tage alles, aber
auch alles daransetzen ihren Ruf zu ruinieren.
Letzteres können wir sogar zwei mal bestaunen in
dieser Trashnite!
Mit was wir anfangen ist gar nicht so einfach zu
entscheiden, haben wir doch zwei Gurken unterster
Kajüte im Programm - wenn auch aus gänzlich
unterschiedlichen Welten.
Dirty Grandpa
USA 2016
Eine recht neue Big Budget Overground Komödie bei
uns?? Gibt es selten, fast nie - aus Gründen. Und
Gründe für diese Ausnahme gibt es auch, gute,
haufenweise sogar, scheisshaufenweise! An diesem
Film ist so ziemlich alles peinlich,
verabscheuungswürdig, nutzlos, schlecht getimt,
schlampig gemacht, mies gescripted und dermaßen
unkomisch, dass man es – zur eigenen Fortbildung –
gesehen haben sollte.
Bizarr: Lustig ist das eigentlich alles nicht
(dafür ist es zu dämlich), es entsteht aber quasi
eine Variante des unfreiwilligen Humors, wenn man
sich überlegt, dass erwachsene Menschen Zeit
aufgewendet haben, um diesen Müllhaufen zu
produzieren, in der Annahme, dass andere es lustig
finden – irre! Wenn es einen Beweis braucht, dass
die westliche Zivilisation in die Dekadenzphase
eingetreten ist -– hier ist er.
Mittendrin Robert de Niro, der offenbar wild
entschlossen scheint, seinen mühsam erspielten Ruf
als brauchbaren Schauspieler dermaßen nachhaltig
zu revidieren, dass es einem den Atem raubt. Das
muss man erst mal hinkriegen!
Was ist nur los in diesem Amerika, Grundgütiger??
Gemeinsam bekommen wir es vielleicht raus. Wenn
nicht - auch wurscht!
Unsere zweite Einreichung bewegt sich eher im
Gebiet des klassischen Schunds, aber hey,
tatsächlich noch nie gezeigt! Also los:
Raw Force a.k.a. Kung-Fu Zombies a.k.a. Jäger
des tödlichen Jade
USA / Philippinen 1982
R.: Edward Murphy
Der Burbank Karate Club hat es nicht leicht:
Drogenkartelle, Mönche, Nazi Zuhälter, ehemals
ehrlos aus dem Leben verschiedene
Kunk-Fu-Zombie-Kanibalen machen dem Burbank Karate
Club das Leben schwer. Aber der Burbank Karate
Club wäre nicht der Burbank Karate Club, wenn
seine tolldreisten Handkantenhaudegen (Die Jungs
vom Burbank Karate Club) nicht das machen würden,
was Burbank Karate Club Klubmitglieder am
besten machen: Burbank Karate Club Karate.
Werden die Tolldreisten Burbank Karate Club
Klubler alle Abenteuer bestehen und den Burbank
Karate Club lebend wiedersehen? Findet es mit mit
uns und Cameron Mitchel (dem zweiten Actor auf
steilem Weg bergab) heraus!
Burbank Karate Club!
Hmmm welcher das wohl ist?
https://www.google.de/search?q=Burbank+Karate+Club
See you!
Frank & Jörg"
20.06.2017
Aus der Einladung:
"Geneigtes Publikum,
ungewöhnlich spät im Juli – schon nach
Semesterende – haben wir die Ehre und Gelegenheit,
ein letztes Mal vor der Sommerpause in die Kapelle
einzuladen.
Dankbar haben die Medien das Sommerloch mit
Krawallaction aus dem hohen Norden gestopft.
Ergänzend möchten wir demonstrieren, was auch passieren
kann, wenn sich Männer gegen die Konsens-Realität
ermpören und ihr Schicksal in die eigene Hand
nehmen…
THEMROC
Frankreich, 1973
Seinerzeit war er schon vom Aussterben bedroht,
aber Schonung erfuhr er nicht: der Fabrikarbeiter
in den frühen Siebzigern. Sinnlos schuften,
scheusslich wohnen und keine Perspektive: keinem
G20 Aktivisten geht es so dreckig wie unserem
Protagonisten. Dergestalt fies sind die Umstände,
dass kein Ventilchen zum Dampf ablassen mehr
genügt, da hilft nur noch der ganz große Bums. Und
Michel Piccoli entwickelt dermaßen Sprengkraft,
dass auch die Verwegeneren aus dem schwarzen Block
Fracksausen bekämen, lässt dermaßen die Sau raus,
dass keine Plenumsdiskussion das mehr einfangen
könnte und hinterlässt eine Schneise der
Verwüstung, dass gleich zwei Bürgermeister
zurücktreten müssten.
Eine Tour de Force ohne Vorbild und Fortsetzung,
eine Perle des experimentellen Kinos und in jeder
Hinsicht was auf die Fresse. Sehenswert, immer
noch!
Gelebte Utopien können allerdings auch ganz anders
aussehen. Oh ja.
Pee-Wee's Big Adventure
USA 1985, R.: Tim Burton
Bevor Paul Reubens 1991 beim herumspielen an
seinem „Pee-Wee“ in einem Pornokino wegen
unsittlichem Entblößens von den in diesem Falle
reichlich realitätsfern und humorlos
operierenden Staatsgewalten einkassiert und der
auch nicht grade zimperlichen
Medienöffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen wurde
(wo wenn nicht in einem Pornokino soll man denn
sonst an seinem Pee-Wee herumspielen? Herrscht
hier womöglich Diskussionsbedarf?), hatte er das
Vergnügen, seinen bizarren Kindskopfcharakter
Pee-Wee Herman unter der Regie des um spinnerte
Spielereien auch nicht verlegenen Regisseurs Tim
Burton, durch eine psychedelisch-verspielte
Version des italienischen Filmklassikers „Die
Fahrraddiebe“ von Vittorio De Sica zu hetzen.
Der vollkommen manisch-überladene Streifen
wirkt, als habe man versehentlich den falschen
Zuckerwürfel (den aus der Asservatenkammer des
großen Bruders) in seinen Kaffee gerührt und
dann fataler weise den Fernseher (des kleinen
Bruders) inmitten eines vor bekloppten
Spielsachen überquellenden Spielzimmers
eingeschaltet.
Achtung! Diabetes – und
Epilepsietriggerwarnung!
See you
Frank & Jörg"
19.10.2017
Aus der Einladung:
"Herbstzeit ist Pilzzeit!
Zum Auftakt der Trashmovienight Wintersaison
kredenzen wir euch ein feines Ragout aus
Britisch-Italienisch-Amerikanischen-Frohsinns-Fungi
mit psychedelischer Beilage.
A Field in England
UK 2013
Regie: Ben Wheatley
Zunächst folgen wir einem bunt zusammengewürfelten
Grüppchen von Deserteuren, Feld- Wald und
Wiesenmagiern und Irgendwie-Auch-Dabeiseiern, die
sich inmitten der titelgebenden Kuhweide auf der
Suche nach einer Kneipe, einem Schatz und einem
Leben abseits des unbarmherzigen Englischen
Bürgerkriegs von 1642 bis 1649, ihr Leben unnötig
schwer bis unmöglich machen. Das in erfrischend
kaltem schwarz und weiß gefilmte
Outdoor-Kammerspiel beeindruckt durch eine
subtile, nahezu gänzlich auf CGI Effekte
verzichtende Psychedelik, die im Verlauf des Films
dem durch digitalen Quietschebunt-Einheitsbrei
verschusselten Wachkomacineasten streng analog
zeigt, wo der Hexenhammer hängt.
Die Epilepsiewarnung zu Beginn des Films sollte
man hier ausnahmsweise ernst nehmen.
Super Mario Bros
USA 1993
Regie: Annabel Jankel, Rocky Morton
Einen Jump-and-run Spielklassiker wie Mario
(Supermario, wasweissichmario) ohne jede Sprung-
und Renneinlage zu verfilmen, darauf muß man
erstmal kommen.
Charaktermime Bob Hoskins und sei Muddä äh sein
Bruder verschlägt es in eine Paralleldimension, in
der sie sich in einer von Pilzen überwucherten
Welt verqueren Aufgaben stellen müssen, die samt
und sonders nichts, rein garnichts mit der
Spielvorlage zu tun haben. Dass die Charaktere
(unter ihnen ein sichtlich gut gelaunter Dennis
Hopper, der als Einziger das komplexe
Wirkungsspektrum der immer wieder überraschenden
Beziehung von Mensch zu Pilz verinnerlicht zu
haben scheint) sämtlich wie grotesk verzerrte
Albtraumvariationen ihrer großen Vorbilder wirken,
bestärkt unseren Verdacht, dass bei der
Ideenfindung und am Set mehr als einmal
wunderliche Pilzgerichte das ansonsten aus
Süßigkeiten und Junkfood bestehende Catering
dominiert haben müssen.
Die Kinozeitschrift Cinema resümiert denn auch
traumwandlerisch sicher: "Fazit: Sehr flache
Geschichte in sehr breiten Bildern"
Bitte sich entsprechend vorzubereiten.
Wir freuen uns auf Euch!
Jörg & Frank"
16.11.2017
Aus der Einladung:
"Dear all,
wir dürfen wieder. Ihr auch!
Wer vor nicht allzulanger Zeit bei uns CAN'T STOP
THE MUSIC überstanden hat, ist nun bereit für den
zweiten der drei ganz großen Disco-Musical-Flops
des Jahres 1980. Und wer nicht dabei war, kann
jetzt af- und überholen mit
THE APPLE
Regie: Menahem Golan
USA 1980
So manchen Stinker des Produzenten-Duos Golan /
Globus haben wir schon zum Besten gegeben,
allerdings eher in der Kategorie „Miese billige
Söldnerstreifen mit abgehalfterten B-Chargen“.
Kaum zu erklären, welche halluzinatorischen
Impulse den Herrn Golan im Anschluss ereilt
hatten, Platzpatronen und brennende
Helikoptermodelle gegen DAS einzutauschen, was wir
hier zu sehen bekommen (und zu hören - Lyrics vom
Regisseur persönlich: "Get into a trance, and
join me in the apple dance.“).
Es braucht schon gehörig Chuzpe, en passant die
musikalische Entwicklung der nächsten 14 Jahre zu
prognostizieren (THE APPLE spielt 1994), aber good
old Menahem irritiert diese Herausforderung
ebensowenig die die Abwesenheit JEDWEDEN aktuellen
Stars, der vielleicht einen Hauch von Interesse
bei einem an Musikfilmen Interessierten Publikum
hätte wecken können. Allerdings zeichnete sich
vielleicht ab, dass das Unternehmen auf dem Weg
zum Himmelfahrtskommando war, als man den
hauptdarstellenden Schauspielerchen so wenig
Musikalität zutraute, dass man sie lieber gar
nicht selbst singen ließ.
Ach so, was ist eigentlich los auf der Leinwand?
Um einen hysterisch-musikalischen Wettbewerb geht
es in einer faschistischen Feelgood-Diktatur. Gott
bei der Arbeit gibt es auch zu sehen. Und viel,
viel Glitzerzeugs.
Wer noch mehr Argumente braucht, im November die
Couch eigene zu verlassen und diese gegen jene in
der Kapelle einzutauschen, bediene sich hier: https://worstmoviesevermade.com/the-apple-catherine-mary-stewart-vladek-sheybal/
Selten so lange über das Matchmaking gebrütet,
aber erfolgreich: Wir grillen anschließend die
wenigen nicht überlasteten Synapsen mit
Vahsi Kan
aka Turkish First Blood
Türkei (1983)
Wer bisher erwogen hat, dass Stallone im ersten
RAMBO schauspielerisch nicht ganz auf der Höhe des
Möglichen war, wird von der türkischen Version
eines besseren belehrt. Action, Testosteron und
Irrsinn Non Stop.
Den Kollegen von den Schnittberichten fällt dazu
nicht viel mehr ein als "Ultra brutaler Rambo
Rip Off, wobei es auch eigenständige Gedanken in
diesem Film gibt. Es wird geschlitzt was das
Zeug hält, würde sagen dies ist mit Abstand
härteste Film von Cüneyt Arkin, wobei Intikam
Benim auch ziemlich abgeht.“
Amen.
See you!
Frank & Jörg"
14.12.2017
Aus der Einladung:
"Ho Ho Ho,
werte Connaisseure und Connaisseuses,
zum Jahresausklang eine echte Genre-Premiere, denn
noch nie zuvor haben wir einen lettischen,
psychoanalytisch durchtränkten Coming-Of-Age-Film
mit Horrorelementen (und reichlich nackter Haut)
gezeigt. Das wird höchste Zeit, also starten wir
den Abend mit
‘Паук’ (The Spider)
Lettland 1991, von Vasili Mass
Wow, this movie is like if David Cronenberg's
The Fly and Andrzej Żuławski's Posession had a
Latvian baby in the 90's, and it was christened
by Ken Russell. In short, it's fucking crazy.
It's about a young woman named Vita who's picked
out by a local artist to model for his
commissioned painting of the Virgin Mary. The
local priest is wary, but agrees that it's for a
good cause. The movie wastes no time plunging
Vita into a psycho-sexual phantasmagoria of
sensual awakening, and supernatural terror.
(…) One might argue that this is an
unnecessary piece of film with glaringly obvious
use of symbols, and they might be right. But
what a beautiful, weird, sexual piece of film it
is.
Stellt sich die Frage: Was ist noch
furchteinflößender (und probematischer in der
Entsorgung) als eine aus sexuell hyperaktiven
Kunstmalern gebackene Riesenspinne? Natürlich
The Green Slime
Japan / USA, 1968
von Kinji Fukasaku
Ein guter Plot passt in einen Satz: Unvorsichtige
Astronauten schleppen grünes Zeugs an, das sich
erwartungsgemäß danebenbenimmt.
Amerika steuerte reichlich Budget bei und
angemessen kantig-hölzerne Schauspieler, Italien
das irre Drehbuch und Japan godzillageprüfte
Kulissenbauer (die nicht rebellieren wenn
alles zu Bruch geht) sowie herrlich analoge
Special Effects und viel, viel Farbe. Was soll da
schief gehen? Nichts, Eure Anwesenheit
vorausgesetzt und die Bereitschaft, das Hirn ab-
und den Eskapismusmodus einzuschalten. Let’s go!
In glorious HD.
See you,
Frank & Jörg"
Es gab 6 Trashnites in 2017!
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